Rezension zu "Man nennt mich flatterhaft und was weiß ich" von Edgardo Cozarinsky
In einer leider zu kurzen Geschichte erzählt Edgardo Cozarinsky über die Zeit der jüdischen Prostituierten in Argentinien vor dem zweiten Weltkrieg.
Die Geschichte „Man nennt mich flatterhaft und was weiß ich…“ wird von einem fünfundzwanzigjährigen Journalisten erzählt, der sich für das jiddische Theater vor dem zweiten Weltkrieg interessiert. “…weil die Realität mich nicht mit gefährlichen Ermittlungen beauftragt, suche ich sie in Papieren und fremden Erinnerungen.“
Bei seinen Nachforschungen findet er bald Musikstücke und Fotos des Theaterstücks, „Der moldawische Zuhälter“. Es ist ein Stück über die Liebe einer jungen Prostituierten, in die sich ihr Lude verliebt und schließlich mit ihr flieht. Beruht diese Geschichten auf einer wahren Begebenheit?
Der Journalist findet immer mehr Bruchstücke aus dieser Zeit, vor allem Namen und über die zwielichtige Organisation Zwi Migdal. Diese lockte damals junge osteuropäische Jüdinnen aus ihren Schtetln nach Südamerika, versprach ihnen ein besseres Leben, zwang sie aber als Prostituierte zu arbeiten.
Aus diesen Fakten baut der Reporter seine eigene Geschichte, die teilweise auch von noch lebenden Zeitzeugen bestätigt wird, doch erzählen ihm alle die Wahrheit? Zudem reist er selber in die Vergangenheit, da er von jüdischen Eltern abstammt. „…dass er, als er sich in diese Geschichte begab, in Verbindung zu einer anderen trat, zu der, die ihm seine Eltern verschwiegen hatte.“
Es ist eine verruchte Geschichte, die Cozarinsky hier erzählt. Tango, Sex, „.später hat er sich Zeit genommen, sie zu streicheln und ihr zu zeigen, was die Hand eines Mannes ohne Eile an den Brustwarzen und zwischen den Beinen einer Frau zum Leben erwecken kann…“, Liebe, das Bandoneon, Träume und Theater werden in einer leider zu kurzen Erzählung eingeflochten.
Doch was ist die Wahrheit? Die spannend erzählte Geschichte lädt zu eigenen Nachforschungen an, denn „Geschichten werden nicht erfunden, sie werden vererbt.“
Edgardo Cozrinsky wurde 1939 als Sohn russischer Emigranten geboren. Aufgrund der politischen Umstände floh er 1974 ins Exil nach Frankreich. Heutzutage arbeitet er als als Autor in Paris und Buenos Aires.