Rezension zu "The Comte - Das gefesselte Herz" von Edie Harris
Gaspard Touissant ist ein Comte und 26 Jahre alt. Er gilt als der Molly Comte, weil in der Pariser Societé allgemein bekannt ist, daß er auf Männer stehe. Zu diesem Ruf kam er allerdings unter sehr traumatischen Umständen in der Armee.
Aber dieser kommt ihm nun zupass, weil er als Spion für die Krone im Jahre 1820 arbeitet. Er muß sich an Männer prostituieren, um im Gegenzug wichtige Infos von diesen maskulinen Zuträgern zu erhalten.
Aber er ist gar nicht homosexuell, aber das darf niemand wissen, weil für ihn als Spion viel auf dem Spiel steht. Er hat ohne sein Zutun hohe Schulden und er braucht dringend Geld.
Er lernt die englische Erbin Claudia Pascale kennen, die französische Wurzeln hat. Sie stotternd und ist deswegen im sozialen Abseits, wird sogar von ihren eigenen Eltern getriezt. Sie soll, selbst davon keine Kenntnis habend, ausgerechnet mit seinem Erzfeind und Chef vermählt werden.
Gaspard verführt Claudia, besucht sie des nachts und muß feststellen, daß er mehr und mehr für sie empfindet und sie für ihn ebenso. Darf er sich diese Gefühle erlauben, riskieren, daß er auffliegt und sich womöglich dadurch in Gefahr begibt? Findet er, die gequälte Seele, nicht endlich Trost und Ruhe an Claudias Seite?
Ein sehr schön geschriebenes Buch, akribisch recheriert, mit superben und sympathischen Protagonisten. Gaspard ging mit sechzehn zur Armee und hat dort ein Trauma ohne Ende durch einen Offizier erlebt, dem er als "Bursche" zugeteilt worden war. Das legte gewiße Grundsteine, die einen Ruf begründeten, dem er in Wahrheit gar nicht entspricht.
Seine Seelenqualen, inneren Konflikte, Ambivalenz, Traurigkeit werden exzellent dargestellt. Claudia ist aber ebenso großartig gezeichnet. Eine starke Frau, stärker, als es zunächst den Anschein hat, und stellt sich konsequent der Auseinandersetzung mit Gaspard, den sie aufrichtig liebt.
Die erotischen Szenen sind sehr niveauvoll und flammenheiß geschrieben, sehr anregend. Es gibt unvorhergesehene Wendungen und der Schreibstil ist fließend und betörend.
Damit ist Edie Harris ein großartiges Buch gelungen. Sie lebt und arbeitet übrigens in Chicago.