Edith Senkel – Blut an der Wand
Nachdem er jahrelang um den Verlust seiner Ehefrau Mathilda getrauert hat, beschließt Harald sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen. Er hat sich eine detailreiche Liste angefertigt, wie er die Einsamkeit besiegen, wie er seine Ängste und Zwänge bekämpfen will. Es ist nicht einfach für ihn, aber als er endlich schafft, vor die Tür zu gehen, trifft er auf eine Frau die ihn fasziniert. Er nennt sie Schneewittchen und er weiß sofort, das er diese Frau erobern will.
Doch wird Harald seine Ängste überwinden und Schneewittchen für sich gewinnen können?
Ich bedanke mich herzlich für das Rezensionsexemplar bei der Autorin Edith Senkel. Natürlich hat dies kein Einfluss auf meine ehrliche Meinung zu diesem Buch.
„Blut an der Wand“ ist ein Psychothriller, der mit keinem anderen Thriller vergleichbar ist, den ich bisher gelesen habe.
Die Grundstimmung des Buches ist düster und beklemmend. Bis auf wenige Momente, die die Geschichte auflockern, hatte ich das Gefühl in dem Buch gefangen zu sein. Genau wie die Hauptfigur.
Der Schreibstil ist locker und flüssig, spannend und einnehmend, genau wie ich es von der Autorin gewohnt bin, die auch unter einem Pseudonym weitere Bücher in einem anderen Genre veröffentlicht hat.
Die Handlung selbst ist sehr komplex, spannend, be- und erdrückend, mit vielen Überraschungen und man hat das Gefühl man steckt in einem Film, da die Handlung und die Örtlichkeiten so detailreich beschrieben sind, das man sich ein gutes Bild machen kann.
Die Geschichte dreht sich um Harald und sein Leben, seine Ängste, seine Vergangenheit, seine Gegenwart, seine Zwänge, seine Mutter, seine Bezugspersonen, seine Ehefrau Mathilda. Die Autorin schafft es, Harald eine besondere Tiefe zu geben. Während des Lesens habe ich starke Emotionen gefühlt, die aber bei weitem nicht wirklich positiv waren. Edith Senkel hat es geschafft einem Charakter Leben einzuhauchen, sodass man ihn leibhaftig vor sich sieht, und obwohl er viel Schlimmes mitmachen musste, konnte er mir nicht sympathisch werden. Seine Vergangenheit hat seine Gegenwart geprägt und er muss sich im Laufe des Buches dieser stellen.
Begleitet wird er eine von seiner Frau Mathilda, die ebenfalls keine besonders gute Kindheit hatte, die aber in Harald ihren Lebensinhalt gefunden hat.
Auch seine Mutter, die dem Alkohol und der Brutalität zugesprochen hat, hat ihn verlassen, sodass sie nur die erste in einer Reihe von Bezugspersonen war, die ihn im Stich gelassen hat.
Alle Charaktere sind detailreich und glaubhaft beschrieben und haben die Geschichte gut abgerundet.
Das Buch ist in sich abgeschlossen, obwohl die meisten Fragen geklärt werden, lässt es genügend Spielraum für eine Fortsetzung. Dennoch würde ich hier definitiv von abraten, denn der Psychothriller entwickelt gerade mit dem Ende seine Glaubwürdigkeit, lässt Raum für Interpretationen und Gedanken, und genau das macht diesen Thriller zu etwas Besonderem.
Das Cover ist in seiner Schlichtheit ein absoluter Blickfang und nimmt Bezug zum Inhalt des Buches.
Fazit: Ein Psychothriller der anderen Art. Die Entdeckung der Tiefe von menschlichen Abgründen. Absolut Lesenswert, wenn man auf ein Ermittlerteam verzichten kann. 4,5 Sterne.