Rezension zu "Angehörige in der Psychiatrie (Basiswissen)" von Edith Scherer
‚Wenn wir uns vor Augen führen, wie hoch der Anteil an Menschen mit einer psychischen Störung bzw. Erkrankung in der Bevölkerung ist, und uns bewusst machen, wie viele betroffene Menschen wir in unserer unmittelbaren Nähe kennen, so können wir davon ausgehen, dass wir alle in irgendeiner Form im Laufe unseres Lebens einmal oder immer wieder ‘Angehörige‘ sind.‘ (Seite 7)
Edith Scherer und Thomas Lampert fassen in ihrem Basiswissen-Titel wichtige Informationen zum Thema Angehörige zusammen. Sie gehen unter anderem auf folgende Aspekte ein: schizophrenogene Mutter und Double-bind-Theorie, Expressed-Emotion-Forschung und Stigmatisierung, Autonomie und Fürsorge, Schuld und Scham, Ohnmacht und Hilflosigkeit, Wut und Negativspirale, Angst und Selbstwirksamkeitserwartung, Akzeptanz und Verständnis, Kritik und Vorwürfe, Schweigepflicht und therapeutische Beziehung, Veränderungsmotivation, Leitlinien für die Durchführung eines Mehrpersonengesprächs, besondere Herausforderungen wie Suizidalität, Ausgrenzung von Angehörigen aus der Behandlung, Empowerment und Recovery, Kinder als Angehörige sowie Psychoedukation.
Ich habe schon sehr viele Basiswissen-Titel aus dem Psychiatrie Verlag gelesen und finde diese Bücher immer sehr hilfreich, um einen ersten Einblick in ein bestimmtes Thema zu bekommen sowie um schnell Informationen nachschlagen zu können.
Das ist auch bei ‚Angehörige in der Psychiatrie‘ der Fall, und ich finde, den Autoren ist es sehr gut gelungen, dieses weite Feld auf wenigen Seiten zusammenzufassen und dennoch ein ebenso gut lesbares wie praxisnahes Buch zu schreiben.
‚Angehörige in der Psychiatrie‘ ist (wie bei den Basiswissen-Titeln üblich) ein knappes Buch, das dennoch sehr informativ ist, sehr übersichtlich gestaltet wurde und durch die vielen Fallbeispiele sehr hilfreich in Sachen Verständlichkeit und praktische Anwendbarkeit ist.
Gefallen haben mir auch der wertschätzende Stil sowie die abgedruckten Gespräche zwischen Therapeuten und Angehörigen. Insgesamt ist das Buch stark systemisch ausgelegt.
‚Angehörige in der Psychiatrie‘ bietet somit einen guten Einblick in und Überblick über ein wichtiges Thema, das insgesamt mehr Beachtung erfahren muss.
‚Der Weg der Angehörigen in der Psychiatrie, weg vom Sündenbock und hin zu ernst genommenen Partnern, braucht weiterhin viel Sensibilisierungsarbeit und darf nicht in der Diskussion darüber, wer warum wann was richtig oder falsch gemacht hat, stecken bleiben.‘ (Seite 16)