Alex ist ein Mädchen. Doch in ihrer alten Schule wurde sie gemobbt, so schlimm, dass ihre Familie deswegen sogar in ein anderes Land gezogen ist. Und in der neuen Schule läuft alles super, sie findet eine Freundin, Lulu, die Alex komplett so akzeptiert, wie sie ist.
Alex ist ein trans Mädchen und für die Geschichte spielt das eigentlich nur am Rande eine Rolle. Wie es auch im Leben eigentlich keine Rolle spielt. Trans Mädchen sind Mädchen, trans Jungen sind Jungen, nonbinäre Kinder sind Kinder. Und das ist gut so, weil so können wir und die jungen Lesenden Alex so kennenlernen, wie sie ist.
Leider steht da das Wort „eigentlich“ und so sehr ich mir wünsche, dass es gar keine Rolle mehr spielen würde, ist die Welt so wie sie ist. Denn die Familie muss umziehen, weil die Situation in die USA für trans Menschen schlimm ist und Alex dort deswegen gemobbt wird. Doch im neuen Land und in der neuen Schule ist es anders für Alex. Jean-Loup Felicioli stellt die Diskriminierung nicht in den Vordergrund, verschweigt sie aber nicht. Die Kinder können so emphatisch die Ungerechtigkeit fühlen, wenn trans Menschen diskriminiert werden. Denn Alex ist ein Mädchen, wie Lulu eines ist. Sie tanzen und haben Spaß zusammen.
Dann kommt der schmerzhafte Moment, wenn Freundin Lulu wütend auf Alex ist. Der Junge, für den Lulu schwärmt, findet Alex toll. Und dann nutzt Lulu ihr Wissen als Waffe. Das fand ich so herzzerreißend. Auch, weil – Triggerwarnung – es Alex so völlig aus der Bahn wirft, dass sie überlegt, Schluss zu machen mit diesem Leben. Auch das leider eine traurige Realität. Die Suizidrate unter trans Kindern und Jugendlichen ist erschreckend hoch. Und auch dieser Fakt wird absolut kindgerecht erzählt.
Was für ein Vertrauensbruch! Lulu entschuldigt sich. Dieser Vertrauensbruch ist aber nicht einfach aus der Welt zu schaffen. Doch langsam bekommt sie Alex’ Vertrauen zurück.
Das Buch empfiehlt der Verlag ab 9 Jahren, wegen der angedeuteten Suizid-Gedanken würde ich es auch eher nicht früher empfehlen. Hier können aber auch Jugendliche und Erwachsene noch sehr gut mitfühlen. Die Bilder zeigen Alex’ Lebensfreude und auch die traurigen Momente sehr einfühlsam. Die Übersetzung stammt von Edmund Jacoby.
Eine feinfühlige Geschichte, die Akzeptanz und Empathie für trans Menschen schafft. Wie schön könnten Kinder leben, wenn wir sie lassen. 5 von 5 Sternen.