Edmund de Waal

 4,3 Sterne bei 72 Bewertungen
Autor von Der Hase mit den Bernsteinaugen, Die weiße Straße und weiteren Büchern.
Autorenbild von Edmund de Waal (© Graham Jepson/Writer Pictures)

Lebenslauf

Edmund de Waal wurde 1964 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Er ist Professor für Keramik an der University of Westminster und stellte u.a. im Victoria and Albert Museum und in der Tate Britain aus. Er lebt in London.

Alle Bücher von Edmund de Waal

Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783423143653)

Der Hase mit den Bernsteinaugen

 (67)
Erschienen am 01.12.2014
Cover des Buches Die weiße Straße (ISBN: 9783423146692)

Die weiße Straße

 (2)
Erschienen am 26.10.2018
Cover des Buches Camondo (ISBN: 9783552072572)

Camondo

 (0)
Erschienen am 27.09.2021
Cover des Buches Camondo (ISBN: 9783423352109)

Camondo

 (0)
Erschienen am 15.06.2023
Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783899644555)

Der Hase mit den Bernsteinaugen

 (1)
Erschienen am 16.07.2012
Cover des Buches The White Road: a pilgrimage of sorts (ISBN: 9780099575986)

The White Road: a pilgrimage of sorts

 (0)
Erschienen am 30.06.2016

Videos

Neue Rezensionen zu Edmund de Waal

Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783423143653)
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Rezension zu "Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal

Der Hase mit den Bernsteinaugen
_liesmich_vor 6 Monaten

Der Ich-Erzähler (=Autor) vertieft sich in seine jüdische Familiengeschichte. Die Efrussi Geschichte beginnt ihren Lauf in Odessa, sie verteilen sich fast auf der ganzen Welt, als Bankiers Ephrussi kommen sie zu großem Vermögen und Ruhm. De Waal will keine Familiengeschichte schreiben, doch wird es eine. Der Hauptstrang zieht sich um eine Netsuke Sammlung (ja, ich musste erst googeln…), die von Japan über Paris nach Wien, retour nach Japan und schließlich wieder in Wien landet. Der Zeitraum der Geschichte ist von 1871-2009. Nicht nur gesellschaftspolitisches, auch kulturelles, Briefwechsel und schließlich die Frage: wie weit darf man in die Vergangenheit zurück, welche innigsten Gefühle darf man offenbaren?, mit all dem befasst sich der Erzähler auf wunderbar einfühlsame Weise. Er berichtet von den Urgroßeltern, den Großeltern und seiner Familie, deckt behutsam auf und lässt jedem Protagonist aber auch respektvoll seine Privatsphäre. Ein hervorragendes lesenswertes Buch! Nebenbei erfährt der Leser auch die Bedeutung vergessener Beschreibungen (zB Nobelstock). Absolute Leseempfehlung

Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783552055568)
Favoles avatar

Rezension zu "Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal

Die Geschichte eines Erbstücks, einer Familie
Favolevor einem Jahr

Das Buch ist seltsam. Ich habe mich schwer getan einen Zugang zu finden. Es ist in gewisser Hinsicht auch sperrig. Es gibt zu viele Familienmitglieder, zu viele (wiederkehrende Namen). Zu viele Themen, die miteinander verwoben werden. Und doch hat es mich in seinen Bann gezogen, mich beeindruckt und mich gedanklich länger beschäftigt; in gewisser Hinsicht sogar eine weitere Welt geöffnet. 

"Der Hase mit den Bernsteinaugen", im Englischen mit dem treffenderen Untertitel "a hidden inheritance" (ein verborgenes Erbe) versehen, ist die Geschichte von 264 Netsuke, japanischen Miniaturfiguren aus Elfenbein oder Holz, die sich als roter Faden durch das Buch zieht. Aber es ist auch die Geschichte einer Familie - der Ephrussi.

Die Ephrussi stammen aus Odessa, haben griechische Wurzeln. Als vermögende jüdische Getreidehändler, dann Bankiers, gehen die Brüder Leon und Ignaz Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Familien nach Wien bzw. Paris. Es sind Jahrzehnte, in denen die Familie in ganz Europa heimisch ist - bis zwei Weltkriege ihre eigene Welt zum Einsturz bringen und sich die überlebenden Nachfahren in die Welt zerstreuen.  

Edmund de Waal, der die Netsuke Mitte der 1990er vom Bruder seiner Großmutter erbt, Künstler - Töpfer aus England, hat eine besondere Beziehung zu diesen Figuren und versucht ihrer Geschichte, und damit auch der Geschichte seiner Familie, auf den Grund zu gehen. Sie beginnt mit Charles in Paris, einem Kunstsammler und Kunsthistoriker, der die Netsuke mit der Mode des Japonismus kauft. Er verschenkt sie dann zur Hochzeit an seinen Cousin Viktor in Wien, wo alle 264 Netsuke im 2. Weltkrieg durch Anna, eine besondere Bedienstete der Familie versteckt und gerettet werden. Nach dem Krieg nimmt Elisabeth, Tochter Viktors und Großmutter des Autors sie mit nach England, bevor ihr Bruder die Figuren mit zurück nach Japan nimmt. Ohne den Stammbaum zu Beginn des Buches wäre ich aufgeschmissen gewesen. 

Das Buch versammelt so viele Namen. Im ersten Teil in Paris ist Charles bekannt mit so vielen Künstlern. Er ist ein Mäzen der aufkommenden Impressionisten, auf einem Bild Renoirs verewigt. Er ist eines der Vorbilder für Prousts "Swann". Jede Seite enthält weitere Namen von Künstlern, Schriftstellern, geschichtsträchtigen Persönlichkeiten, die zum Nachforschen einladen. Es ist schwierig beim Buch selbst zu bleiben und nicht abzuschweifen. Dazwischen eingebettet sind immer wieder persönliche Geschichten, Schicksale, Skandale, auch Vermutungen, die der Autor in zweijähriger Recherche durch verschiedenste Aufzeichnungen zusammengetragen hat. So viel Geschichte, auch Fachliches zur Kunst, den Netsuke. Und dem Thema von Juden in Europa. 

Genauso geht es im zweiten Teil in Wien weiter, wenn auch mit mehr Geschichte. Es ist spannend die Personen zu verfolgen. Seine Großmutter Elisabeth war mit Rilke im Briefwechsel, hat als eine der ersten Frauen einen Abschluss als Juristin der Wiener Universität - sie studiert zwischen den Weltkriegen. Bereits der erste spaltet die Familien in Europa. Die Familie verliert ein Vermögen. Der dritte Teil des Buches zeigt was im zweiten Weltkrieg passiert. Hier ist noch mehr Geschichte enthalten, aber auch hier viele persönliche Schicksale. Diese Tragik ist kaum auszuhalten und ich lese nur an der Oberfläche davon. Elisabeth ist es zu verdanken, dass ihre Eltern Österreich verlassen können. Sie bemüht sich nach dem Krieg, die verlorenen Familienschätze wiederzubekommen - mit geringem Erfolg. 

Der vierte Teil handelt dann von ihrem Bruder Ignaz, der zunächst vor dem Familienerbe (der Laufbahn des Bankiers) in die USA geflohen war, im zweiten Weltkrieg als amerikanischer Soldat wiederkommt und letztlich als Bankier in das besetzte Tokio der Nachkriegszeit geht, wo er, nach Wien, ein neues Zuhause findet. Im Schlusswort führt der Autor die Geschichte von Tokio über Odessa zurück nach London zu sich selbst, wo die Geschichte der Netsuke weiter geht, von Neuem beginnt. 

Fazit: Dieses Buch ist so vieles. Die Netsuke als roter Faden verbinden Weltgeschichte mit persönlicher Geschichte, Handwerksthemen mit Kunst und Literatur. Das Buch ist anspruchsvoll, anstrengend und doch so leicht lesbar. Die Verbindungen sind so viel mehr als ihre Einzelteile. Es ist etwas ganz Besonderes, was jeder für sich selbst entdecken muss.

Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783423143653)
EmmaWinters avatar

Rezension zu "Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal

Die Reise zu den Netsukes
EmmaWintervor einem Jahr

"Ich weiß nicht mehr, ist es ein Buch über meine Familie, über Erinnerungen, über mich, oder immer noch ein Buch über kleine japanische Sachen?" (S. 387) 

Das fragt sich der Autor, als er auf seiner Reise in die Vergangenheit endlich in Odessa ankommt. Dort hat seine Familiengeschichte ihren Ausgang genommen. Edmund de Wall ist ein Spross der weit verzweigten und einstmals unfassbar reichen Familie Ephrussi. Als er von seinem in Japan lebenden Großonkel Iggie eine Sammlung Netsuke [ sprich: ˈnɛt͡ske] erbt, ist dies der Anlass für eine zwei Jahre dauernde Recherche.

De Wall erzählt seine Familiengeschichte anhand der Netsuke (kleine geschnitzte Figuren aus z.B. Elfenbein oder Holz), deren Reise er nachzuzeichnen versucht. In Paris gelangten sie in den Besitz der Familie und wurden als Hochzeitsgeschenk für die Urgroßeltern des Autors nach Wien geschickt; über Tokio kamen sie schließlich nach London.

Das hört sich zunächst etwas trocken an, aber die Geschichte der Familie Ephrussi hat mich packt. Der Autor ist Künstler (Keramiker und seit 2004 Professor für Keramik an der University of Westminster in London) und hat dadurch eine ganz besondere Sicht auf die Dinge. Seine Beschreibungen von Architektur und Kunst, die Analyse von Gesellschaft und Politik haben einen ganz besonderen Stil. Er schreibt so, wie er den Schreibstil seines Onkel Charles benennt, den ersten Besitzer der Netsuke: akademisch, deskriptiv und poetisch (S. 71). Das macht die Geschichte gleichzeitig klug, spannend, interessant und sehr lesenswert: Den Aufstieg und die Vernichtung der jüdischen Bankiersfamilie. Die Zerstörung von Lebenswerken, "das systematische Auslöschen von Geschichten, das Auseinanderreißen von Menschen und ihren Besitztümern, dann von Menschen und ihren Familien, ihrer Umgebung." (S. 393f.)

Mir war nicht klar, mit welcher Geschwindigkeit die Nationalsozialisten im März 1938 in Wien die Regierungsgeschäfte an sich gerissen haben. Innerhalb von Stunden änderte sich das Leben der Juden in Österreich. Das bringt de Wall eindrucksvoll zu Papier. Er bleibt dabei zurückhaltend, er ist Beobachter und verliert sich nicht in Gefühlsduselei oder Anklagen. Er benennt die Tatsachen und dennoch trifft er den richtigen Ton, um das Entsetzen auf die Leser zu übertragen. Und wäre nicht Anna mit ihrer Schürze gewesen, wären auch die 264 kleinen Figuren in die Fänge der neuen Machthaber gelangt.

Ein Buch mit Sogwirkung, das ich wahnsinnig gerne gelesen habe. Die vielen Abbildungen verhelfen der Familiengeschichte zu großer Lebendigkeit und bereichern das Buch sehr.

Gespräche aus der Community

Guten Abend, liebe Bücherfreunde! Ich hab vor ein paar Tagen als Geburtstagsgeschenk das Buch "Der Hase mit den Bernsteinaugen" bekommen. Und ich möchte - als Frischling hier in der Community - das gleich zum Anlass nehmen, eine Leserunde zu eröffnen. Ich freue mich auf Eure Beiträge. Alles Liebe und viel Vergnügen! Susanne
6 Beiträge
Daniliesings avatar
Letzter Beitrag von  Daniliesingvor 13 Jahren
Puh, da bin ich jetzt aber erleichtert. Mir ging es nämlich wie dir und ich kam gar nicht wirklich zum Lesen. Einerseits war ich zu müde, andererseits auch noch den halben Samstag im IKEA unterwegs, wonach man ja wirklich nicht mehr fit ist. Aber wir schaffen es schon noch :-)

Zusätzliche Informationen

Edmund de Waal im Netz:

Community-Statistik

in 171 Bibliotheken

auf 25 Merkzettel

von 9 Leser*innen aktuell gelesen

von 1 Leser*innen gefolgt

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