Das von Edvarts Virza 1933 geschriebene und nun von Berthold Forssman aus dem Lettischen übersetzte und mit einem Nachwort versehene Straumēni, ist mit Sicherheits eines der meditativsten und sinnlichsten Bücher, die ich jemals gelesen haben. Straumēni, ein fiktiver Hof um die Jahrhundertwenden im lettischen Zemgale, ist der Schauplatz und der eigentliche Protagonst dieses Prosapoems. Es ist eine Reise durch das Jahr und die jeweils in den Jahreszeiten anfallenden Aufgaben. Ein jeder und eine jede der Bewohner!nnen hat und kennt die jeweilige Aufgabe. Sei es bei der Aussaat, beim Schlachten oder bei der Ernte.
Beim Lesen wird man förmlich in diese ländliche Welt, die es so nicht mehr gibt, hineingezogen. Der Rhytmus der Sprache, die Liebe zu diesem Leben und die Wehmut darüber, dass es nicht mehr so ist und nie wieder so sein wird, schwingt in jedem Satz mit und entfaltet eine Welt, die so nah an den Leser, die Leserin kommt, dass man die Bienen summen und das Heu nahezu riechen kann. Wenn man sich einlässt, geht man auf eine Zeitreise und entdeckt eine besondere Welt, in der der einzelne Mensch einerseits eine untergeordnete und gleichzeitig eine extrem wichtige Rolle spielt. Ein jeder hat seinen Platz, bei der Arbeit genau so wie beim Feiern.
Der Übersetzer Berthold Forssmann hat den Text mit einem Nachwort versehen und erklärt Ortsnamen und Begriffe. Fazit: Ein ganz besonderes Leseerlebnis