Edward Bellamy

 3,3 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Edward Bellamy ist ein Science-Fiction Autor aus Amerika gewesen. Edward Bellamy war auch als Journalist bekannt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Edward Bellamy

Cover des Buches Rückblick aus dem Jahre 2000 (ISBN: 9783946503149)

Rückblick aus dem Jahre 2000

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Erschienen am 05.10.2017
Cover des Buches Das Jahr 2000 (ISBN: 9783753163871)

Das Jahr 2000

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Erschienen am 16.02.2021
Cover des Buches Utopie - Rückblick aus 2000 auf 1887 (ISBN: 9783961503339)

Utopie - Rückblick aus 2000 auf 1887

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Erschienen am 05.01.2017
Cover des Buches Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887 (ISBN: 9783847243717)

Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887

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Erschienen am 27.02.2013
Cover des Buches Looking Backward, 2000 to 1887 (ISBN: 9783842438309)

Looking Backward, 2000 to 1887

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Erschienen am 25.02.2013

Neue Rezensionen zu Edward Bellamy

Cover des Buches Rückblick aus dem Jahre 2000 (ISBN: 9783946503149)
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Rezension zu "Rückblick aus dem Jahre 2000" von Edward Bellamy

Ein Zukunftsrückblick aus dem Jahre 2000
rallusvor 6 Jahren

Dystopien sprudeln aus dem Büchermarkt, der Blick nach vorne ist zurzeit sehr negativ behaftet. Doch das war nicht immer so. Im 19. Jahrhundert herrschte, im Hinblick auf die Zukunft,  eine geradezu euphorische Stimmung. Die Industrialisierung war schon weit fortgeschritten, der Glaube an die Technik ungebrochen. Die aufkommenden ökologischen Probleme wurden zwar wahrgenommen, aber noch größtenteils ignoriert. Auch gesellschaftliche Veränderungen standen an. Die Weberaufstände, die teils durch Hunger angetrieben wurden, waren erste frühindustrielle Unruhen, die sich zur Deutschen Revolution 1848/49 ausweiteten. Die gesellschaftlichen Klassen waren gegeneinander gespalten, der Verteilungskampf begann.

Die Zukunft wurde trotzdem in der Literatur noch recht positiv gesehen. Als einer der ersten beschäftigte sich das, zu Unrecht in Vergessenheit geratene, sozialistisch-utopische Buch von Edward Bellamy mit möglichen gesellschaftlichen Veränderungen. Sein Protagonist Julian West, reist in konservierendem magnetischem Schlaf aus dem Jahre 1887 bis ins Jahr 2000. Dort hat sich die Welt komplett verändert. Die Beschreibung der neuen Gesellschaft wird in monologartigen Kapiteln vor dem Leser ausgebreitet.

Hauptursache der Veränderung ist die Errichtung eines genossenschaftlichen Staatswesens. Das Wirtschaftsleben liegt in der Hand des Staates, Gemeinnutz wird großgeschrieben:

„Endlich, und zwar merkwürdig spät, begriff man die so klare Tatsache, dass nichts ihrem Wesen nach so ganz die Sache des Staates ist als die Gütererzeugung, von der der Lebensunterhalt des Volkes abhängt. Das Wirtschaftsleben der Nation Privatpersonen anvertrauen, die ihren Privatvorteil daraus ziehen wollen, ist eine Torheit. Sie ähnelt der anderen, sich politisch von Königen und Adligen regieren zu lassen, die nur an ihren persönlichen Ruhm denken, aber wahrhaftig; sie ist eine noch größere Narrheit.“

Der Individualismus ist einem Gemeinschaftssinn gewichen. Die Menschheit hat erkannt, dass die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme nur dadurch gelöst werden können, dass sich jeder als Teil des Ganzen betrachtet.

„[…] der Unterschied zwischen dem Zeitalter des Individualismus und dem der Solidarität werden sehr gut durch die Tatsache gekennzeichnet: Wenn es regnete, so spannten die Bostoner des 19. Jahrhunderts dreimal hunderttausend Regenschirme über ebenso viele Köpfe, die Bostoner des 20.Jahrhunderts dagegen schützten alle diese Köpfe mit einem einzigen Regenschirm.“

Die Luft im Boston des Jahres 2000 ist klar und rein, die Straßen gepflegt, die Menschen tatsächlich gleichberechtigt. Der Wert eines jeden Menschen ist gleich. Jeder wird gleich für seine Arbeit entlohnt, gibt er doch der Gemeinschaft alles, was er in der Lage ist, zu leisten. Bargeld ist abgeschafft, es existieren Kreditkarten, bei denen der Wert des Gutes abgezogen wird. Da jeder gleich entlohnt wird, ist eine Anhäufung von Waren nicht mehr notwendig. Der Wert eines Menschen bemisst sich nicht mehr an dessen Titeln oder Gegenständen, die er besitzt. Massenunterhaltung durch Orchester, die 24 Stunden ein Programm spielen, ist für jeden gegen eine geringe Gebühr zugänglich. Eine Ehe ist nicht mehr eine Frage des Standes oder der Vernunft, sondern der Liebe. Mann und Frau sind in dieser Frage gleichberechtigt, wobei Bellamy, ein Kind seiner Zeit, die Frau doch nicht ganz gleichstellt.

„Verglichen mit der Stellung, die die Frauen früher in der Gesellschaft aller Zeiten eingenommen haben, sind sie jetzt ein sehr glückliches Geschlecht, und ihre Fähigkeit, die Männer zu beglücken, hat natürlich in demselben Maße zugenommen.“

Hier sind der Utopie leider doch ihre Grenzen aufgezeigt. Dagegen sind andere Bereiche sehr weitsichtig beschrieben, gerade der Grund, warum Bildung so wichtig ist, wird schön im gemeinschaftlichen Kontext gezeigt.

„Der Gebildete ihrer Zeit glich jemand, der bis an den Hals in einem ekelhaften Morast steckte und sich damit tröstete, dass er sich ein Riechfläschchen unter die Nase hielt. Vielleicht verstehen Sie jetzt, wie wir die Frage einer allgemein höheren Bildung auffassen. Nichts ist für jeden so wichtig, als kluge, verständige und wohlerzogene Nachbarn zu haben. Nichts von allem, was die Nation für uns zu tun vermag, kann daher mehr zur Erhöhung unseres eigenen Glücks beitragen, als wenn sie unsere Mitmenschen zu gebildeten Leuten erzieht. Unterlässt sie das, so verliert unsere eigene Bildung die Hälfte ihres Werts.“

Bellamys Roman widmet sich fast ausschließlich dem Entwurf einer alternativen Gesellschaft. Die handelnden Figuren im Roman, die sich auf drei begrenzen, Julian West, Edith Leete und ihr Vater, wirken nur als Staffage, eine Art Sprachrohr für Bellamys Ideen einer utopischen Zukunft. Dies reduziert natürlich den Unterhaltungswert des Romans, der sich in zwar interessanten theoretischen Gefilden bewegt, aber einen richtigen Spannungsbogen vermissen lässt. Bellamy unterlässt es gegen Ende nicht, bei seinen Zeitgenossen mahnend den Zeigefinger zu heben und die offensichtlichen Probleme zu schildern. In einem Traum wendet sich Julian West an seine ignoranten Freunde:

„Wisst ihr nicht, dass dicht an euren Türen ungezählte Massen von Männern und Frauen, Fleisch von eurem Fleisch und Bein von eurem Bein, ein Leben führen, das von der Wiege bis zum Grabe nur ein langer Todeskampf ist? Horcht! Ihre Wohnstätten sind ganz nahe. Wenn euer Lachen schweigt, so vernehmt ihr die furchtbaren anklagenden Stimmen: das Jammergeschrei der Kleinen, die am Hungertuch saugend verschmachten; die heiseren Flüche der Männer, die im Elend halb vegetieren und zugrunde gehen; das Feilschen eines Heeres von Weibern, die sich um Brot verkaufen. Womit habt ihr eure Ohren verstopft, dass ihr diese Stimmen nicht hört? In meinem Ohr übertönen sie alles, alles, ich höre nur sie.“

Sehr schön abgerundet wird der neuaufgelegte Roman durch ein Vorwort von Clara Zetkin und einer umfangreichen Einleitung, die auf das Leben des Schriftstellers und die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit, eingeht. Den Abschluss bildet ein interessanter wissenschaftlicher Diskurs über die Frage ‚Wer bei wem abschrieb‘ sowie erweiternde, wichtige Bezüge zu der damaligen Zeit. Ältere Utopien sollten, meiner Meinung nach, nie als reine Literatur, ohne begleitende Erklärungen veröffentlicht werden, damit der Kontext in denen sie geschrieben wurden, erhalten bleibt. Das hat der Golkonda Verlag mit dieser liebevoll aufgemachten und lektorierten Auflage gezeigt. Dass dieses Buch vielerorts als ‚meistgelesene Utopie‘ gilt, war mir so nicht bekannt. Abschließen möchte ich mit dem im Buch enthaltenen Kommentar von Wolfgang Both:

„Wie gesagt, die Sozialisten mochten dieses Buch nicht. Aber lassen Sie sich von ein paar Nörglern, denen zwischenzeitlich ein ganzes Weltsystem abhandengekommen ist, nicht die Leselust vermiesen. Dies ist ein bleibendes Stück Literatur. In diesem Sinne sollten Sie es genießen.“

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