Faszinierende „Innenschau“ über „Leben und Sterben in New York“
Natürlich sind Fernsehserien in den letzten Jahren nicht nur zu einem beherrschenden Bereich der Unterhaltungsindustrie geworden, sondern in vielfacher Form (wie die CSI Ableger) um einen hohen Realitätsgrad bemüht.
Und selbstverständlich hat auch der dem Buch seine Namen gebende Film mit Robert De Niro zu Zeiten sicherlich durchaus einen guten Teil „echter Atmosphäre“ aus der Bronx dem Zuschauer vermitteln wollen und vermitteln können.
In diesem Buch nun gelingt es, Detective Edward Conlon, ehemals NYPD, einerseits die emotional Dichte, teils fast epische Darstellungswelt eines Films mit den Details der tatsächlichen Um- und Zustände vor Ort und der Arbeit der Polizei beeindruckend zu verbinden und dem Leser zu vermitteln.
Ergänzt durch stimmungsvolle und die einzelnen Geschichten im Gesamten gut illustrierenden Bilder führt Conlon in seiner klaren, unverstellten Sprache mitten hinein in eines „der Herzen New Yorks“, einen rauen, komplexen, gefährlichen und dennoch lebendigen und schönen Teil der Mega-Stadt.
Denn immer noch gilt, trotz aller versuchten Realitätsnähe der Film- und Fernsehschaffenden: „wenn einer sich den Spaß an diesen Serien verderben lassen möchte, muss er sie nur einmal mit einem echten Cop zusammen anschauen“.
Das beginnt schon, wenn Conlon chronologisch an den Anfang seiner Zeit als Polizist in der Bronx zurückgeht und als „Rookie“, der sofort von den „Alteingesessenen“ Bewohnern der Straßen als solcher erkannt wird. So neu die Schuhe, so glänzend das Leder, „es zeigte sich mal wieder, dass Lernen viel mit Anpassung der Erwartung zu tun hat“.
Winzige Figuren eben in einem großen Spiel und, eigentlich, zu spät an den Start gegangen, wie es Conlon ausdrückt. Zu spät für alte, kernige Polizeiarbeit, aber genau richtig für das Balancieren zwischen Gefahr und Nähe. Wie in Vlaremont, einem der größten Brennpunkte des 42. Reviers. Mehr als 10.000 Bewohner und mindestens 3.000, aufgrund derer es nur als „Ghetto“ bezeichnet werden konnte.
„Der Süden der Bronx war der Inbegriff eines Slums“. Und genau dahin nimmt Conlon den Leser zunächst mit. Ungeschminkt, mit klaren Bildern beschrieben, so dass einem der Gestank fast unbewusst in die Nase steigt.
Und so vermischt Conlon, ausgehend von diesen frühen Jahren, seine eigene Lebensgeschichte mit der Arbeit als Polizist und mit der Geschichte, Atmosphäre, dem Leben in der Bronx und im weiteren Umfeld (er selbst ist in Yonkers aufgewachsen“.
Sachlich, klar und fast durchgehend mit einer im Hintergrund spürbaren, ebenso klaren Härte seiner im Dienst erworbenen Haltung. Auch da, wo nur eine Katze entsorgt werden muss. „Der Kater muss weg“. Situationen, die nicht unbedingt nach Feuerwaffen rufen und dennoch immer das Potential der Eskalation in sich tragen.
Bis hin zu den nicht seltenen frustrierenden Erfahrungen, das aufgrund von kleinen Formfehlern oder anderem „Schicksal“ langdauernde Ermittlungen „für null und nichtig erklärt wurden“.
Direkt und klar geschrieben, mitten aus dem Leben heraus vor Augen geführt, bietet das Buch dem Leser einen unmittelbaren Einblick in die Arbeit der Polizei an einem gefährlichen Ort, zeigt Verbundenheit ebenso auf, wie Enttäuschungen, stellt Gefahren ungeschminkt dar und bietet ebenso auch Situationen des selbstironischen Scheiterns oder Übertreibens und lässt das Lokalkolorit für den Leser greifbar vor Augen treten.
Eine sehr interessante „True-Crime“ Lektüre.
Edward Conlon
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Edward Conlon
In den Strassen der Bronx.
Neue Rezensionen zu Edward Conlon
In einer Stadt wie New York und in einem Stadtteil wie die Bronx, in denen alle möglichen sozialen Schichten und ethnische Gruppen aufeinander treffen, kommen alle Arten von Verbrechen vor. Ob Raubüberfall, Körperverletzung, Vergewaltigung oder Mord, mit all dem muss sich Officer Conlon auseinandersetzen, als er 1995 frisch von der Polizeiakademie mit dem Streifendienst beginnt. Sich als Polizist allein in die riesigen Sozialbausiedlungen zu wagen erfordert eine couragierte Einstellung und nötigt mir Respekt ab. Hierfür ist eine ordentliche Portion Idealismus Voraussetzung.
Edward Conlon gewährt uns einen tiefen Blick hinter die Kulissen der New Yorker Polizei. Er macht das unaufgeregt und ohne Pathos. Es gibt keine Übertreibungen, alles, was er berichtet, wirkt sehr sachlich. Das bewirkt, dass ich mir ein sehr realistisches Bild von seiner Arbeit und dem Umfeld machen kann. So mancher Eindruck, den ich von diversen Polizeiserien habe, wird dabei korrigiert.
Das Buch ist kein Roman sondern ein Sachbuch und verfügt nicht über einen klassischen Spannungsbogen. Ich finde es trotzdem spannend, von dem Alltag als Polizist zu lesen. Immer wieder passieren ungewöhnliche oder kuriose, aber auch tragische Dinge. Auch der Umgang mit den Kollegen oder das Verhalten der Vorgesetzten werden thematisiert. Dass in einer so großen Behörde wie der New Yorker Polizei auch politische Interessen eine Rolle spielen, bekommt Conlon auch zu spüren. Vor allem das Bild nach außen muss gewahrt bleiben, die Presse wirft sich gern auf mögliche Verfehlungen.
Der Text wird durch Farbfotos ergänzt, die auf mich einen kunstvollen Eindruck machen und die Stimmung, die das Buch erzeugt, ausgezeichnet unterstreichen. Dabei wird das Werk aber nicht zum Fotoband, es sind nicht all zu viele Bilder. So wie die Fotos ist das ganze Buch sehr hochwertig: edles Papier, Leineneinband mit Prägung des Verlagsemblems, Farbdruck und das ungewöhnliche Format machen es zu einer Kostbarkeit.
Mein Fazit: Authentisch, direkt und schnörkellos erzählt Edward Conlon von seiner Arbeit als Polizist in der Bronx. Ein spannender Einblick in eine Welt, die ich bisher nur von Film und Fernsehen kannte. Und das in aufwändiger und edler Aufmachung. Ich bin beeindruckt von diesem Buch.
© Marcus, buecherkaffee.de
Nach Abschluss seines Studiums heuert Edward Conlon als Cop beim NYPD an. Sein Ziel ist es, Detective zu werden, aber der Weg dahin ist weit und steinig. Er beginnt mit einem Einsatz als Streifenpolizist in der South Bronx, wo er bereits in jungen Jahren alle denkbaren Abgründe des menschlichen Wesens kennen lernt, führt weiter über brandgefährliche Tätigkeiten als Rauschgiftfahnder und im Raubdezernat und endet schließlich bei seinem Wunschziel.
Ehrlich und aus dem Herzen des NYPD erzählt Conlon von seinen zumeist deprimierenden täglichen Erlebnissen, nicht nur vom Einsatz auf der Straße, sondern auch von den inneren Macht- und Befehlsstrukturen seiner Behörde, vom Zusammenhalt seiner Kumpels, wo sich einer absolut auf den anderen verlassen können muss, von unfähigen Vorgesetzten, von Neid und Missgunst, von selbstverliebten Bürgermeistern, und zu guter Letzt von seinem Einsatz auf Ground Zero und Fresh Kills nach 9/11, ein Bericht, der einem geradezu die Luft abschnürt.
Ein hartes, aus dem Herzen kommendes Buch von einem, der sich wirklich auskennt, der weiß, wovon er spricht. Wer sich für einen erstklassig geschriebenen, authentischen Bericht aus dem Innersten einer der bekanntesten Polizeieinheiten der Welt interessiert, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.
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