Edward Lewis Wallant
Lebenslauf
Alle Bücher von Edward Lewis Wallant
Mr Moonbloom
Der Pfandleiher
The Tenants of Moonbloom
Neue Rezensionen zu Edward Lewis Wallant
"Der Pfandleiher" ist ein ehrliches Buch, in dem man auf schlimme Schicksale trifft und es hat mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen!
Rezension zu "Der Pfandleiher" von Edward Lewis Wallant
Erschreckend, schaurig und traurig - aber in einer wunderbaren Sprache geschrieben! Das Leben des Holocaust-Überlebenden Sol wird in seiner Tristesse und traurigen Gleichgültigkeit so wunderbar beschrieben, dass man den Staub und den Schweiß in der Nase zu spüren vermag. Es ist nicht anklagend, nicht reißerisch, einfach das was es ist - ein Mensch, dem das Schlimmste widerfahren ist und der Tag für Tag weitermacht - eine traurige, faszinierende Geschichte weil sie eben so wahr sein könnte.
Die Kritik
Gerade in dieser Zeit ist es unfassbar wichtig, dieses Buch zu lesen. Es erlaubt einen Blick in eine absolut geschundene Seele, die sich irgendwie an dieses Leben klammert und nicht weiß, wieso. Im KZ gefoltert, kriminalisiert und geschändet, stand der Hauptcharakter nach der Befreiung plötzlich vor einem neuen Leben - nur, dass sich das alte nicht abschütteln ließ.
Was fängt man mit einem Leben an, das eigentlich nur noch den Tod als nahe Endstation kennt? Wie lebt man mit den Erinnerungen aus dem KZ? Wie mit den Bildern deiner ermordeten Kinder, deiner geschändeten Frau? Das Thema ist eigentlich so unfassbar hart und krass, dass der Unterschied zur Aufbereitung im Buch eine Schlucht darstellt. So tiefgreifend der Nazi-Abschnitt seines Lebens war, so normal lebt er weiter und das ist das eigentlich Erstaunliche an dem Buch. Selbst seine größten Ängste werden einfach zur Normalität. Womit willst du so eine Person auch noch schocken können?
Dabei ist das Buch wunderbar zu lesen. Wir alle kennen ja Klassiker, die eine eher komplizierte Wortwahl und Satzstruktur haben - der Pfandleiher liest sich, als wäre er vielleicht erst vor zehn Jahren geschrieben worden. Eine exzellente Lektüre mit harten Themen, die extrem unaufgeregt daher kommt und sich unkompliziert lesen und verstehen lässt. Die Frage ist ja, warum es so lange nicht übersetzt wurde! Es würde sich allein inhaltlich so viel besser in den Deutschunterricht einfügen als so manch andere "klassische" Lektüre. Der Pfandleiher punktet insofern mit einer sehr persönlichen Sicht, die die Deutschen nicht pro forma ins Abseits stellt und verteufelt, sondern die Menschen insgesamt, die zu dieser Art der Grausamkeit fähig waren - das hat mit der Nationalität der Täter im ersten Moment nichts zu tun. Der Autor stellt meines Erachtens keine Schuldfrage, sondern eher die nach dem "Wie damit leben?". Dafür porträtiert er neben seinem Hauptcharakter auch andere Wahlmöglichkeiten, die die Überlebenden dieser Zeit haben. Vom Schmarotzer, der sich hinter der Schuldfrage einen dicken Ranzen anfuttert. Von dem von Schuldgefühlen geplagten, weil er ganz klar überleben wollte und dabei seine eigenen moralischen Grenzen hinwegfegen musste. Von Unbeteiligten, die nun die Überlebenden in ihre Gesellschaft integrieren wollen und müssen - was ein ganz eigener Knochenjob gewesen sein muss, im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch bevor ich mich hier ins Nirvana texte, das Fazit: Oy, lesen, und zwar jedermann!
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Zusätzliche Informationen
Edward Lewis Wallant wurde am 19. Oktober 1926 in New Haven, Conneticut (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.
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