Cover des Buches Zimmer mit Aussicht (ISBN: 9783570197172)
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Rezension zu Zimmer mit Aussicht von E. M. Forster

Von Aussichten und Aussichten

von Buchgespenst vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nett, aber viel fehlende Motivation und Belanglosigkeiten. Als Gesellschaftskritik gut.

Rezension

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Buchgespenstvor 8 Jahren

Reisen bildet und Italien ist DAS Land für Bildungsreisen. So ist auch Lucy, behütete Tochter aus gutem Haus, mit ihrer Cousine Charlotte als Anstandsdame, dorthin gereist. Doch nichts ist so wie sie dachte. Überall nur Engländer, Klatsch und Tratsch, Zwänge und Konventionen – nicht mal das Zimmer hat die richtige Aussicht. Mit der Einmischung des taktlosen Emmerson, dem Konventionen gleichgültig sind, ändert sich alles. Plötzlich findet Lucy Zugang zum „richtigen“ Italien, taucht sie in eine völlig neue Welt, sodass sie bei ihrer Rückkehr nach England erst feststellt, wie sehr sie sich verändert hat. Die standesgemäße Verlobung, die steife Gesellschaft, krampfhaft versucht Lucy sich wieder anzupassen. Doch dann ziehen Emmerson und sein Sohn George in die Nachbarschaft. Mit George verbindet sie ein ganz besonderes Erlebnis. Wieder steht Lucy zwischen zwei Welten.

Wieder eine Geschichte, von der ich mir viel mehr versprochen habe. Sehr schön geschrieben, keine Frage. Sie lässt sich gut lesen, doch die Charaktere bleiben nicht greifbar. Alles bleibt schwammig, die Handlung ist oft sprunghaft.

Als Gesellschaftspanorama ist die Geschichte hervorragend gelungen. Lucy steht zwischen der alten Welt, in der das Lebensziel der Frau eine standesgemäße Heirat war und eine eigene Persönlichkeit geschweige denn Meinung unerwünscht, und der neuen Zeit, mit Rechten und Freiheit. Dieser Umbruch mit allem, was dazu gehört ist hier wirklich toll umgesetzt. Auch Tourismus und Bildungsreisen, die Rolle Italiens in der Bildungsbürgerwelt sind hier Themen, die eine vertiefte Analyse ermöglichen.

Die Geschichte bietet viele Interpretationsmöglichkeiten, doch als pure Unterhaltung taugt das Buch nicht. Dafür bleiben die Charaktere einfach nicht nachvollziehbar genug.

Fazit: ein hübscher Roman, gut geschrieben, der aber seine interessante Dimension erst erhält, wenn man ihn unter verschiedenen Aspekten analysiert.

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