Edward Russell, Lord Russell of Liverpool

 5 Sterne bei 5 Bewertungen

Lebenslauf

Edward Russel Baron of Liverpool, (1895 - 1981) war Soldat, Anwalt und Historiker. Als Gesandter Generalanwalt der Britischen Rheinarmee gehörte er zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem Zweiten Weltkrieg.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Edward Russell, Lord Russell of Liverpool

Cover des Buches Geißel der Menschheit (ISBN: 9783864892875)

Geißel der Menschheit

(5)
Erschienen am 03.02.2020

Neue Rezensionen zu Edward Russell, Lord Russell of Liverpool

Gegen das Vergessen

Auch wenn man sich bereits mit den Naziverbrechen auseinandergesetzt hat, ist man immer wieder schockiert, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Im Vorwort heißt es beispielsweise: „Dies war die Zeit, in welcher Hitler das Reich, wie er selbst sagte, in seiner Handfläche hielt, als Nazibehörden jede Bewegung des Einzelnen kannten, wo in jeder Straße ein Spion war und ein Spitzel in fast jedem Haus.“

Was man den Nazis nicht nachsagen könnte, war Schlamperei. Sie planten ihre Grausamkeiten mit Akribie und dokumentierten diese auch. Und obwohl vieles in den letzten Kriegstagen vernichtet wurde, gibt es immer noch genügend Beweise, um diverse Publikationen vorlegen zu können.


Der Autor Edward Russel, Lord Russell of Liverpool war Gesandter und Generalanwalt der Britischen Rheinarmee und gehörte zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mit diesem Buch gibt er einen detaillierten Überblick über diverse Verbrechen (und da gehört nicht nur die Judenverfolgung dazu) und analysiert diese:

Die Instrumente der Hitlertyrannei
Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen
Kriegsverbrechen auf Hoher See
Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung im besetzten Gebiet
Zwangsarbeit
Konzentrationslager
 Die „Endlösung der Judenfrage“


Dass das Buch keine einfache Lektüre ist, versteht sich von selbst. Dass es eine wichtige Lektüre ist, auch. Geheime Dokumente, Augenzeugenberichte und Akten aus diversen Archiven geben einen Überblick über die Grausamkeiten – und es liest sich zum Teil wie das Drehbuch zu einem Horrorfilm. Man muss sich wirklich ins Gedächtnis rufen, dass diese Verbrechen von Menschen an ihren Mitmenschen begangen wurden. Hinrichtungen, Experimente an Gefangenen, das systematische Misshandeln der Zivilbevölkerung – und das alles fernab von den Gesetzen des Krieges.


„Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft.“


Ein Buch, das Aufmerksamkeit verdient. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Ein Buch, das unter die Haut geht

„...Was unter Hitler geschah, dessen eigenes Wort Gesetz war, liegt noch nicht so weit zurück und war zu furchtbar, als dass es vergessen werden könnte. Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft...“


Diese Worte stammen aus dem Vorwort von Lord Russell of Liverpool zur ersten Ausgabe des Buches – und sie haben nichts an ihrer Aktualität verloren. Lord Russell war Anwalt und Rechtsberater während der Kriegsverbrecherprozesse nach dem zweiten Weltkrieg. 

In sieben Kapitel analysiert der Autor das Geschehen während der Hitlerzeit. 

1. Die Instrumente der Hitlertyrannei

2. Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen

3. Kriegsverbrechen auf hoher See

4. Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten

5. Zwangsarbeit

6. Konzentrationslager

7. Die „Endlösung der Judenfrage“


Das Buch ist keine leichte Lektüre und einige der Ausführungen sind nur schwer zu ertragen. Das betrifft nicht nur das Thema Konzentrationslager. Hier beschreibt er ziemlich detailliert die Vorgänge in sieben Lagern.

Der Schriftstil ist sachlich und sehr eindrücklich. Das Vorgehen des Autors geschieht häufig nach dem gleichen Schema. Zuerst zitiert und erläutert er internationale Gesetze, die zur damaligen Zeit galten. Dann stellt er denen die Befehle und Anordnungen des Hitlerregimes gegenüber und weist damit den Bruch der Gesetze nach. Heftig wurde es, wenn Ausführungen zum Vorgehen der SS und des SD an konkreten Beispielen belegt wurden. Über die Zwangsarbeiter ist zu lesen:


„...Die Lebensbedingungen, die Verpflegung und die hygienischen Verhältnisse dieses Lagers waren grauenhaft. Die Nahrung reichte kaum, um die Insassen am Leben zu erhalten...“


Der Autor bringt Beispiele aus ganz Europa. Er beschränkt sich nicht auf wenige Staaten. Er arbeitet viel mit Originalzitaten. Dabei belegt er auch, dass es selbst in höheren Kreisen ab und an Menschen gab, die vor den Folgen manches Befehls oder mancher Verordnung warnten. Die Motivlage war völlig unterschiedlich und keinesfalls mit einer Kritik am Regime gleichzusetzen.

Positiv zu werten ist auch, dass der Autor die ideologischen Denkstrukturen des Regimes durchleuchtet und hinterfragt.

Vielfältige Fotos illustrieren das Gesagte. 

Im Anhang finden sich die zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten. Ein Namensregister und Anmerkungen ergänzen das Buch.


Bitte lesen, auch wenn es schwerfällt!

»[auch] Aufgrund der zunehmenden Geschichtsverdrossenheit und des Verlangens nach dem „Schlussstrich“, das den Neonazismus in der politischen Sphäre Deutschlands mit all seinen sozialen und ideologischen Ableitungen salonfähig zu machen vermochte und immer noch vermag, ist die Neuauflage höchst zeitgemäß.«


Der Gedanke an Naziverbrechen aus dem 2. Weltkrieg geht meist einher mit dem an die beispiellose Ermordung von Millionen von Juden in Konzentrationslagern. Die Liste der Verbrechen ist jedoch noch weitaus länger.


Der Autor dieses Buchs war Gesandter und Generalanwalt der Britischen Rheinarmee, er gehörte zu den Hauptrechtsberatern während der Kriegsverbrechertribunale nach dem 2. Weltkrieg. Auf der Basis von Augenzeugenberichten, Geheimdokumenten aus Wehrmachtsarchiven und Prozessprotokollen hat er versucht, einen Überblick über die schreckliche Vielfalt deutscher Kriegsverbrechen zu geben. Das Buch erschien 1954, die deutsche Erstveröffentlichung war 1956. Das Vorwort beleuchtet die Zeit nach der Erstveröffentlichung, als es Versuche gab, dieses Buch zu verbieten. Und macht deutlich (siehe einleitendes Zitat), warum die jetzt vorliegende Neuauflage zeitgemäß und wichtig ist.


Zugegeben: Wenn man im Geschichtsunterricht aufgepasst hat und nicht mit Scheuklappen durchs Leben läuft, hat man von den aufgelisteten Verbrechen schon gehört. Vielleicht nicht in allen schrecklichen Einzelheiten, aber im Groben schon. Und man ahnt ja auch schon, wenn man das Buch aufschlägt, was einem so begegnen wird. Trotzdem wird man von den Schilderungen und dem unglaublichen Ausmaß erschlagen.


Der Autor geht systematisch vor, beginnt im 1. Kapitel damit, die „Instrumente der Hitlertyrannei“ vorzustellen. Führerkorps, Gestapo, SD und SS – was waren ihre Aufgabenbereiche, wie entstanden diese Organisationen und wie waren sie aufgebaut? Ein Organigramm des Grauens, gewissermaßen.


In der Folge führt er aus, wie durch Verbrechen an der eigenen Bevölkerung, durch Verfolgung, Terror, Folterungen und die Drohung der Konzentrationslager, die Gegner des Regimes vernichtet und damit Hitlers Herrschaft gesichert wurde.


Die Verbrechen im besetzten Europa schließen sich an. Es gibt (natürlich) Kapitel über die Judenvernichtung, über die Versklavung und Verschleppung von Arbeitern aus besetzten Gebieten, über die Ermordung von Geiseln, die Massenhinrichtungen von Zivilisten und die Ermordung und Misshandlung von Kriegsgefangenen. Obwohl die Grausamkeiten für sich sprechen, benennt der Autor rechtliche Grundlagen, Vereinbarungen und Gesetze, wie z.B. die Haager Konvention von 1907 oder die „Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten“. Dabei wird überdeutlich, wie von Anfang an, gezielt und stetig diese Regelungen verletzt wurden. Im Gegenteil wurden mit der sprichwörtlichen „deutschen Gründlichkeit“ verbrecherische Tätigkeiten geregelt und fein säuberlich protokolliert.


All das zu lesen geht richtig an die Nerven. Diese Grausamkeiten, dieses stetige Handeln gegen jede Form von Menschlichkeit – und dann in diesem unfassbaren, noch nie dagewesenen Ausmaß… Es ist sehr, sehr harter Stoff und schwer zu ertragen. Wenn ich dann noch in zitierten Berichten lese, wie man ob seiner Taten auf sich stolz ist und seinen „Mut“ lobt, wird mir schlecht. Ich merke, wie ich nach Worten ringe, um das Gelesene und meine Empfindungen dabei adäquat zu beschreiben. Immer wieder korrigiere ich mich und habe das Gefühl, dass Worte irgendwie nicht ausreichen können.


Im Anhang finden sich die oben erwähnten „Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten“, außerdem ein Namensregister und umfangreiche Anmerkungen. Der Text wird auch durch Fotos ergänzt. Einige von ihnen, wie das vom Cover, haben es ja zu Recht in jedes Geschichtsbuch geschafft.


Fazit: Bitte lesen, auch wenn es schwerfällt! Diese furchtbaren Verbrechen dürfen nie vergessen werden! Wenn von einigen Seiten gefordert wird, dass „jetzt mal Schluss sein muss“, unterstreicht das nur die Gefahr, die auch von den heutigen Nazis ausgeht.


»Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt es eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft.«

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