Rezension zu "Their Eyes Were Watching God" von Zora Neale Hurston
Zora Neale Hurstons 1937 erschienener Roman "Their Eyes Were Watching God" ist mittlerweile ein Klassiker afroamerikanischer feministischer Literatur. Der Roman entstand innerhalb weniger Wochen auf Haiti, die Handlung selbst spielt in Florida.
Erzählt wird die Geschichte der jungen Janie Crawford, deren ehemals versklavte Großmutter sie mit dem Argument der finanziellen Sicherheit von der Heirat mit einem deutlich älteren Mann überzeugt. Über diverse Umwege erkennt Janie jedoch, dass dies nicht das Leben ist, dass sie sich wünscht und versucht, sich von den sie umgebenden Konventionen zu befreien. Sie verstößt gegen so ziemlich jede davon, aber um Spoiler zu vermeiden, bleibe ich an der Stelle sehr vage und empfehle die sehr lohnenswerte Lektüre des Buchs.
Markantestes Merkmal des Romans ist das African-American Vernacular English der Figuren, d.h weite Teile des Buchs und insbesondere die direkte Rede weichen deutlich von der Standardsprache ab und erfordern deshalb gerade am Anfang etwas Gewöhnung und "inneres Aussprechen", um die Wörter zu erfassen. Dafür wurde Hurston zunächst verlacht, mittlerweile gilt genau das als Qualitätsmerkmal des Romans. Ich empfehle deshalb auch, das Buch im Original zu lesen, denn ich stelle mir die Reproduktion der dadurch hervorgerufenen, sehr greifbaren und lebhaften Atmosphäre in einer deutschen Übersetzung schwierig vor.
Die Handlung ist abwechslungsreich und dicht, das Buch ist relativ schmal. Die Figuren zeichnen sich durch eine starke Ambivalenz aus, weder sind einzelne Charakter grundsätzlich liebenswert oder Hassfiguren. Dabei ist es gerade die nahbare, einfach gehaltene Sprache, die auch das Innenleben der Figuren in seiner Komplexität deutlich macht. Hurston beweist dabei nicht nur eine scharfe Beobachtungsgabe, sondern arbeitet auch Generationenkonflikte innerhalb der Schwarzen Community Anfang des 20. Jahrhunderts heraus: Während für Janies Nanny, die von den Erfahrungen der Sklaverei geprägt ist, finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit, als feine Dame den Tag im Schaukelstuhl zu sitzen, als erfülltes Leben gelten, sind es genau diese Tagesabläufe, die Janie langweilen. Ihre individuelle Emanzipation steht zwar im Zentrum des Texts, wird jedoch immer wieder mit den Prozessen Schwarzer Communitybildung verbunden.
Manche Teile des Plots mögen klischeehaft wirken, aber das liegt auch an der zeitlichen Perspektive. Denn Hurston ist die Urheberin, nicht die Nutzerin dieser "Klischees" und die Handlung schafft es durchaus, zu überraschen.
Ich bin froh, Hurston nun doch gelesen zu haben, nachdem ich vor Jahren vom Black Vernacular eingeschüchtert nach wenigen Seiten abgebrochen hatte - zu Unrecht, denn nach kurzer Gewöhnung liest es sich sehr flüssig.