obwohl ich eigentlich schwarzen Humor liebe.
Zimtsex mit Klugscheißer - was für ein Titel und was für ein genialer Klappentext. Auch das Cover - genau das, wo ich sofort hingegriffen hätte. Ich bin schon auf den ersten paar Seiten völlig überrumpelt worden - das Tempo, mit welchem Effie Twist hier durch die Themen fegt, ist gewaltig - Lu als Mini-Tornado ist dagegen ein laues Lüftchen. Da wird man gleich in den ersten Seiten ins Spielzimmer geworfen, in dem ein gefesselter Titus wartet... wobei Luise etwas zu spät merkt, dass es eigentlich der Kerl ist, den sie überhaupt nicht leiden kann. Soweit, so gut, so interessant. Aber dann geht's los.
Da wird lustig mit Fremdwörtern und hoher Mathematik herumgeworfen und zum einen oder anderen gesellschaftspolitischen Problem Stellung bezogen - ob es nun Friday for Future oder Corona ist und in der WG nur Leute akzeptiert werden, die eine bestimmte politische Ausrichtung haben (und es leider auch so rüberkommt, als wäre jeder unten durch, der auch nur ein einziges Mü anders denkt)
Das Raumschiff, bepackt mit hoher Mathematik, ist lustig zu lesen (wenn man sich keinen Kopf über die Rechenaufgaben macht) - und für diese Idee hätte die Autorin fünf Sterne verdient. Auch die expliziten Szenen im Spielzimmer sind hervorragend geschrieben - genau die richtige Mischung, um nicht zu sehr ins Detail zu gehen und das Kopfkino trotzdem anspringen zu lassen.
Leider hab ich zu Luise überhaupt keine Sympahtie aufbauen können - ich fand sie egoistisch, stur und der Ausdruck Nervzecke stimmt gewaltig. Sie ist hochgradig männerfeindlich, nur weil sie ein paar mal daneben gegriffen hat. Der arme Adrian darf das ausbaden, weil er einen blöden Kommentar über sie abgegeben hat und ihrer Freundin eine schlechte Note.
Die Kapitel sind (vielleicht auch durch den Satz vom eBook) ziemlich lang, und die Unterteilungen, die meist mit einem Auszug aus dem Lexikon beginnen, haben mich zu oft aus dem Lesefluss gerissen. Da ist man in der einen Minute noch völlig mit Luises Sex-Fantasien beschäftigt, und schon ist man in der nächsten Sekunde mitten in der WG oder einer Demo.
Alles in allem wurde ich weder mit der Story richtig warm - wie sich die Beziehung zwischen Adrian und Luise entwickelt war mir zu wenig "greifbar", erst recht, wo sie sich einfach nicht eingestehen will, wie ihre Gefühle wirklich sind. Zum anderen waren mir ihre Fantasien manchmal doch etwas zu ausschweifend, und ich hätte nicht wissen wollen, wie sie reagiert hätte, hätte jemand anderes über sie solche Wünsche gehabt. Im Austeilen ist Luise hervorragend, im Einstecken überhaupt nicht. Sie hat recht und die Polizei wird eingesperrt.
Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sollte ein Wörterbuch zu Rate ziehen, um der Story streckenweise folgen zu können. Oder ob BDSM nur was für Menschen mit akademischer Laufbahn ist - zumindest könnte es dem einen oder anderen so vorkommen.
Wenn ich also neutral das Buch bewerte, würde Effie für diesen Ideenreichtum und das Herzblut, welches durchaus rauszulesen ist, mit vier bis fünf Sternen dekoriert werden. Nachdem ich mich leider durch die Seiten gequält habe, und nur der Schluß mich ein klitzekleines bisschen versöhnt hat, und ich somit nur 2 Sterne geben würde, habe ich mich für die goldene Mitte entschieden - Sorry Effie. Die Autorin ist nämlich ein sehr sypmathischer und offener Mensch, und es tut mir leid, ihr nicht mehr Ehre durch Sterne zollen zu können.