Der als "rasender Reporter" bekannt gewordene deutsch-tschechische Autor Egon Erwin Kisch bereiste 1925 die UdSSR. In diesem Reisebericht. der 1927, zehn Jahre nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, veröffentlicht wurde, schildert er seine Eindrücke.
Er schildert die Schönheiten des Landes, die Lebenslust der Menschen, die nun die Macht in ihren eigenen Händen halten, die Errungenschaften, die die Arbeiter- und Bauernmacht bereits vollbracht hat, aber auch wie tief alte Traditionen, die teilweise sehr rückständig sind und die Umgestaltung des Landes hemmen, noch immer in manchen Köpfen vorhanden sind.
Kisch spart dabei kaum ein Thema aus. Er berichtet genauso ausgiebig vom neu erwachten Leben und der Hoffnung und dem Vertrauen der Menschen in den neuen Staat, in dem sie selber die Macht haben (besuchte dazu verschiedene Städte und Regionen) wie auch vom teilweise sehr harten Leben in einigen Regionen (zB im Kaukasus), von der Arbeit in den Betrieben und Industriezentren (Donezbecken, Naphtha-Industrie am Kaspi-See, von der Arbeit in den Putilow-Werken oder der Galoschen-Fabrik usw), vom Leben in den Großstädten und auf dem Lande, von den Schattenseiten, die es auch in der neuen Gesellschaft (noch) immer gibt (Leben in Gefängnissen, vom Elend, das der Krieg hinterlassen hat, von vagabundierenden und kriminellen Kindern und Jugendlichen, von Obdachlosen in den Städten ...). - Dies alles und noch mehr, wird von Kisch auf sehr unterhaltsame und in einer bildreichen, synästhetischen Sprache so präsentiert, dass der Leser fast glaubt, an der Seite von Kisch die Sowjetunion zu bereisen.
Ein wunderbares Zeitgeschichtsdokument, das das leben in der Sowjetunion jener Zeit für uns festgehalten hat und zeigt, was die Arbeiter und Bauern vollbringen können, wenn sie die Macht in ihren Händen haben.
Rezension zu "Zaren. Popen. Bolschewiken. 1.-10. Tausend." von Egon Erwin. Kisch