"Die Klassenkameradin" ist Eileen Changs schon 1978 geschriebener, aber auf ihren persönlichen Wunsch, weil mit autobiographischen Elementen versehen, erst posthum 2004 veröffentlichte 'Coming-of-age' Novelle.
Die Meisterin der modernen chinesischen Literatur." (The New York Times), Eilee Chang, erzählt von zwei Freundinnen & ehemaligen Internatsschülerinnen in Schanghai, dem Paris Chinas, in den 30ern, während derer die beiden sich wie viele Teenager im Westen für die amerikanische Popkultur, für Hollywoodfilme, Mode, Musik begeistern & ihre kleinen Geheimnisse teilen. Nach der Schule trennen sich ihre Wege, die eine heiratet, die andere verweigert sich den Plänen ihres großbürgerlichen Elternhauses, wodurch sie der erträumten Freiheit zwar näher zu kommen scheint, aber diese auch mit dem Verlust der Familie bezahlen muss. Nachdem sie sich während der japanischen Besatzung als Schmugglerin durchschlägt, wandert sie nach dem Sieg der Kommunisten "ins gelobte Land" Amerika aus, wo sie nun 1975 als Dolmetscherin für die UN in New York arbeitet. Als sie durch Zufall ihre ehemalige Schulfreundin auf einem Zeitschriftenphoto entdeckt & den Kontakt sucht, stellt sie fest, dass die Rollen nun vertauscht sind. Die Freundin ist gesellschaftlich aufgestiegen als Ehefrau eines Kabinettmitglieds, wohlhabend. Eine Frau, die aufgeht in ihrer Mutterrolle. & respektiert auch von der amerikanischen Gesellschaft. Sie hingegen, die so vieles aufgegeben hat für ihren Traum von der freien Gesellschaft, lebt nun prekär, vom Ehemann verlassen, schlägt sich mit Übersetzungsarbeiten durch. So viel Verzicht & Verlust & doch wird sie von den Amerikanern nicht gesehen, das schmerzt & dieser Schmerz spricht aus jedem Wort, jeder Begegnung, jeder Beschreibung.
So Recht konnte mich der Text zwar nicht überzeugen, aber die dadurch angeregte Recherche hat mich wirklich neugierig gemacht auf diese wieder entdeckte Wandlerin zwischen den Welten, die 2020 100 Jahre alt geworden wäre. Ich werde jetzt erst einmal die Texte lesen, die die Frau mit den drei Namen ( Eileen Changs, Zhang Ying ( 張愛玲 )/ Zhang Ailing) geschrieben hat, als das Leben sie noch nicht enttäuscht hatte, um zu verstehen, was der von mir verehrte Ang Lee meinte, als er über sie sagte: "Sie ist ein gefallener Engel der chinesischen Literatur."