Ekaterine Togonidze

 4,6 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor*in von Einsame Schwestern und Orkan.

Lebenslauf

EKATERINE TOGONIDZE wurde 1981 geboren. 2011 erschien ihre erste literarische Veröffentlichung. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrmals ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie 2012 den renommierten »Saba-Preis«. Ekaterine Togonidze prägt seit ihrem Romandebüt Georgiens Literaturland­schaft. Mit Einsame Schwestern war sie die erste Schriftstellerin, die das Thema »Körperliche Behinderung« in Georgien literarisch verarbeitete und zur Diskussion brachte.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ekaterine Togonidze

Cover des Buches Einsame Schwestern (ISBN: 9783902711748)

Einsame Schwestern

 (13)
Erschienen am 19.02.2018
Cover des Buches Orkan (ISBN: 9783991200048)

Orkan

 (0)
Erschienen am 25.10.2021

Neue Rezensionen zu Ekaterine Togonidze

Cover des Buches Einsame Schwestern (ISBN: 9783902711748)

Rezension zu "Einsame Schwestern" von Ekaterine Togonidze

Zirkusschwestern
Ein LovelyBooks-Nutzervor 4 Jahren

Diana und Lina sind siamesische Zwillinge und ihre Sicht auf die Welt begleitet den Leser durchs Buch. Leider weiß ich bereits zu Beginn das Ende und das gibt für mich einen Punkt Abzug. Es ist dramaturgisch für mich nicht gut gelöst. So bleibt es von Anfang an....traurig mit dem realen Blick auf die Welt von Diana und Lina. Ich finde es großartig, dass sich die Autorin dem Thema angenommen hat, wenn auch 179 Seiten für mich zu wenig sind. Aber auch dsas hat vielleicht seine Brisanz.

Cover des Buches Einsame Schwestern (ISBN: 9783902711748)
sursulapitschis avatar

Rezension zu "Einsame Schwestern" von Ekaterine Togonidze

Klein aber oho
sursulapitschivor 5 Jahren

Ekaterine Togonidze ist in Georgien eine bekannte Journalistin und engagiert sich für Menschen mit Behinderungen. Sie brachte zuerst eine Kurzgeschichtensammlung zu diesem Thema heraus und legte mit diesem Buch ihr Romandebüt vor, das großes Aufsehen erregte.

Diana und Lina sind siamesische Zwillinge. Sie haben zwei Oberkörper und einen Unterkörper. Wie viele Menschen sind sie dann? Sind sie überhaupt Menschen oder eher Freaks, denkende Tiere? Können sie denken?
All diese Fragen haben die Schwestern nicht belastet, solange sie versteckt bei der Großmutter aufwuchsen. Als sie nach deren Tod in einem Zirkus landen, lernen sie die Welt von einer ganz anderen Seite kennen.
Ihre absonderliche Geschichte erzählen sie in ihren Tagebüchern, immer abwechselnd. Man stellt sehr schnell fest, dass die beiden ganz unterschiedliche Charaktere sind. Und zwischendurch erfährt man, wie Rostom, der Vater der beiden, von ihrer Existenz erfährt. Leider zu spät.

Dieses Buch fesselt direkt und macht sehr betroffen. Diese Mädchen sind anders, haben ganz eigene Handicaps, die für sie Normalität sind.
Man weiß von Anfang an, dass es kein gutes Ende nehmen wird, mag es aber nicht so recht glauben, bis es dann tatsächlich passiert.
Die Sprache ist fein, auf sehr schlichte Art poetisch. Das Lesen macht beinahe Spaß, wäre das Geschehen nicht so grausig.

„Einsame Schwestern“ ist ein bedrückender und berührender Ausflug in eine andere Realität. Zum Glück betrifft es nur wenige Menschen, aber es ist aufschlussreich, die Welt mal mit diesen Augen zu sehen.



Cover des Buches Einsame Schwestern (ISBN: 9783902711748)
jenvo82s avatar

Rezension zu "Einsame Schwestern" von Ekaterine Togonidze

Zwei Leiber - ein Leben
jenvo82vor 5 Jahren

„Das Schreiben ist wie ein Spiel, man spricht von sich, als wäre man jemand anderes. Jedoch wie alle Spiele ist auch dieses Spiel nur Schein. Hört man damit auf, hat man das gleiche Problem vor sich wie zu Beginn, ein Problem, dem man nicht entkommen kann und das den Namen Leben trägt, das glücklose Leben von Lina und Diana.“


Inhalt


Lina und Diana haben es geschafft, im Verborgenen aufzuwachsen und vor den Blicken jeglicher Fremder geschützt zu bleiben. Ihre Großmutter, hat sich um die Erziehung der siamesischen Zwillinge gekümmert und sie zu Hause unterrichtet. Doch nun stirbt diese einzige Bezugsperson und die beiden 17-jährigen Mädchen sind auf sich allein gestellt. Ein Hochwasser wird ihnen zum Verhängnis, weil sie ihm nicht entkommen können und so landen sie auf der Krankenstation eines öffentlichen Krankenhauses. Plötzlich stehen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und müssen sich mit wildfremden Menschen arrangieren. Ihr weiterer Verbleib ohne Verwandte ist ungewiss und sie werden in die Obhut eines Zirkus gegeben, der sich bereiterklärt für Kost und Logis zu sorgen, wenn sich die Mädchen an Auftritten beteiligen. Und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich in die neue Situation einzufinden: herausgeputzt, gedrillt und zur Schau gestellt – so gestaltet sich ihre nähere Zukunft. Ihr einziger Lichtblick ist das Tagebuch schreiben und der Zauberer Sascha, der ihnen ein bisschen Zuneigung schenkt. Doch zu spät erkennen sie, das auch diese Aufmunterung ihren Preis hat.


Meinung


Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman durch die begeisterten Leserstimmen, die ich mit großem Interesse verfolgt habe und so habe ich mir den Debütroman der georgischen Autorin Ekaterine Togonidze zur Hand genommen, um selbst von dem berührendem Schicksal der beiden Mädchen zu lesen, die sich von der Taille abwärts einen Körper teilen.

Auch mich konnte die Geschichte auf ganzer Linie überzeugen, weil es ihr gelingt nicht nur das normale Leid siamesischer Zwillinge aufzugreifen, die sich ihr Lebtag lang einen Körper teilen müssen und trotz verschiedener Charaktere und unterschiedlicher Vorlieben alles gemeinsam machen müssen, sondern auch weil sie den gesellschaftlichen Aspekt dieser „Rarität“ so schonungslos und bitter in den Fokus der Erzählung rückt.

 Interessant ist auch der literarische Schachzug, beide Mädchen in Form von Tagebucheinträgen zu Wort kommen zu lassen. Dabei wird sehr realistisch beschrieben, wie verschieden die zwei wirklich sind, wie viele Kompromisse sie ertragen müssen, um durch jeden Tag zu kommen. Lina, die offenere, lebensbejahende, versucht alles mit Emotionen zu erfassen, sie schreibt Gedichte, glaubt an die große Liebe und singt gerne Lieder. Diana ist viel pragmatischer, sie zweifelt mehr, hinterfragt die Dinge und sieht eher das Problem in der Entwicklung als die Chance. Dennoch brauchen beide einander, als wären sie nur ein Mensch, die eine kann ohne die andere nicht existieren.

Besonders traurig und erschütternd wird das Schicksal der beiden durch die Tatsache, dass ihr leiblicher Vater nicht von ihrer Existenz wusste, oder diese nur durch Gerüchte bestätigt hörte, denen er natürlich aus Selbstschutz keinen Glauben schenkte. Wer will schon der Vater eines Monsters sein? Erst nach ihrem Tod, wird er durch die Behörden ausfindig gemacht und mittels DNA-Test wird die Richtigkeit der Behauptung untermauert. Für Rostom Mortschiladze, der bisher ein unscheinbares Leben führte, wird dieses Wissen zur bitteren Wahrheit. Für ihn, der er damals die Mutter der beiden hat sitzenlassen, für ihn der nicht einen Tag an die mögliche Existenz der beiden glaubte, bleibt nun nur noch die Aufgabe für die Beerdigung seiner Töchter zu sorgen. Gerade dieser interfamiliäre Konflikt war es, der mich so berührt hat. Zeigt er doch, welche Sicht die Öffentlichkeit auf Behinderungen jeglicher Art hat. Welcher Makel auch die Angehörigen trifft, welch schiefe Blicke ihnen zugeworfen werden und wie einfach es ist, dem wahren Leben den Rücken zu kehren und sich Nichtwissen als Schutzschild zuzulegen.


Fazit


Hier kann ich nur volle 5 Lesesterne vergeben, denn auf wenigen Seiten vermag es die Autorin nicht nur ein Einzelschicksal glaubwürdig zu schildern, nicht nur zwei junge Menschen in ihrer gänzlichen Verzweiflung zu charakterisieren, sondern zusätzlich noch den Wert der Zuneigung und Liebe bzw. deren komplette Abwesenheit zu offenbaren. Die Erzählung ist emotional aber nicht rührselig, die Botschaft wird klar transferiert und ist doch nur zwischen den Zeilen zu finden. Der Nachklang und die folgende Auseinandersetzung des Lesers mit der angeschnittenen Thematik sind allerdings immens. Immer wieder gibt es Aspekte, die man aufgreifen kann, jede Perspektive hat ein Für und Wieder und am Ende bleibt trotzdem nur die schnöde, willkürliche Existenz eines bitteren Lebens – wunderbar umgesetzt und absolut empfehlenswert, für alle die einmal mehr darüber nachdenken möchten, was das Menschsein eigentlich ausmacht.

 

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