Rezension zu "Und die Nacht prahlt mit Kometen" von Ela Angerer
Das Buch "Und die Nacht prahlt mit Kometen" von Ela Angerer ist im September 2016 im Aufbau Verlag erschienen.
***Inhalt***
Die junge Valerie ("Vie") lernt in Wien den Serben Bojan kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Bojans Gemüht ist wankelmütig: Mal beschimpft, schlägt und betrügt er Valerie, die dies klaglos über sich ergehen lässt. Mal ist er die Herzlichkeit in Person.
30 Jahre später hat sie keinen Kontakt mehr zu Bojan, kann die Ereignisse von damals aber nicht vergessen.
***Buchkritik***
Das Buch hat zwei Zeitebenen: Wien in den 80er Jahren und in der Gegenwart. Da diese Zeitebenen jeweils von Kapitel zu Kapitel wechseln und nicht angekündigt wurden, war es am Anfang etwas verwirrend, der Geschichte zu folgen.
Die Geschichte, Valeries Handlungen und die Liebe zu Bojan sind zum Teil verstörend. Von Vies Seelenleben bekommt man in der Tiefe nicht viel mit, es wird eher durch Handlungen deutlich: Sie trifft sich mit unterschiedlichen Männern, läuft Bojan wie im Wahn hinterher, lässt ihre Ausbildung sausen und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Nähe lässt sie zu niemanden richtig zu:
Im Herbst traf sie den Amerikaner wieder und schlief mit ihm. Dabei ließen sie das Licht an, und während sie in seine Augen sah, blieb er ihr angenehm fremd. (S. 68)
Ich konnte über das ganze Buch nicht nachvollziehen, was Vie an Bojan findet. Sie beschreibt ihn als schön, wie einen Prinz aus dem Märchen, aber er gibt ihr nichts, beschimpft sie als Hure, nimmt sie finanziell und emotional aus:
Du warst keine Jungfrau mehr, als wir uns getroffen haben. So eine Frau wird nie meine richtige Freundin sein. (S. 78)
Ich kann von so einer Frau kein Kind bekommen. Sie ist eine Hure, Mama, verstehst du das denn nicht? (S. 89)
Über beide Zeitebenen habe ich den Eindruck, dass Valerie sehr eigenständig aber auch einsam ist. Besonders in ihrer Jugend sagt sie dies selbst an einigen Stellen. Die Valerie 30 Jahre später spricht nicht von Einsamkeit. Sie sucht diese, indem sie sich über Weihnachten alleine zuhause einsperrt und leidet trotzdem drunter: Ihre Tochter hat sich von ihr abgewand, die Arbeit erfüllt sie nicht, Freunde hat sie scheinbar keine.
***Fazit***
Ein gutes Buch über eine ungesunde Liebe, die auch nach Jahren noch ihre Spuren bei der Protagonistin hinterlässt.
Ich hab das Buch während meines Wien-Kurzurlaubs gelesen und besonders die Nennung der Straßen und Umgebungen hat dieses Buch zu einer passenden Lektüre gemacht.