Cover des Buches Und die Nacht prahlt mit Kometen (ISBN: 9783351036478)
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Rezension zu Und die Nacht prahlt mit Kometen von Ela Angerer

Naivität und Emanzipation

von BeckyB vor 7 Jahren

Rezension

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BeckyBvor 7 Jahren
Valerie, kurz „Vie“, trifft bei einem Flohmarktbesuch auf den einige Jahre älteren Bojan und denkt sofort: „Das ist der Mann, von dem ich ein Kind bekommen werde.“ Als sie sich nach einiger Zeit zufällig wiedertreffen, beginnen sie eine Beziehung. Eine Beziehung, die nicht auf Augenhöhe stattfindet. Abwertung und Gewalttätigkeit bestimmen immer mehr Vies Alltag.

Es wird kapitelweise abwechselnd die Gegenwart und die Vergangenheit erzählt. Der Erzählstil des außenstehenden Erzählers ist fast schon nüchtern-kühl. Am Anfang fand ich das noch passend; schließlich kann man sich vorstellen, dass Vie genau so eine Distanziertheit benötigt, um überhaupt noch irgendwie klarzukommen. Nach einiger Zeit aber, wenn man tiefer in die Begebenheiten eintauchen möchte, wandelt sich das Kühl-Distanzierte fast schon in Oberflächlichkeit. Dadurch nahm mich das Buch nicht ganz so gefangen, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Vie wirkt wie eine ziemlich naive Person, die leider wenig Selbstbewusstsein hat. An einer Stelle nimmt der Erzähler Bezug auf das Verhalten von Vies Eltern ihr gegenüber, als sie noch ein Baby war. Sie ließen sie „nach der Erstfütterung“ - ins Badezimmer abgeschoben - schreien. „Nach den ersten drei Tagen war das Thema erledigt.“ Zum Glück weiß man heute dank engagierter Sozialpädagogen und Wissenschaftler, dass genau das der Psyche eines Kindes dauerhaft schaden kann. Auch wenn es im Buch nicht ausdrücklich gesagt wird, stellt der Leser hier einen Zusammenhang zu Vies Persönlichkeit her, der auch einleuchtend erscheint.

Über Bojan wird erzählt, dass er als kleiner Junge oft geweint habe, weil er sich, aus einem anderen Land stammend, in seiner neuen Heimat nicht dazugehörig gefühlt habe. Ob das eine (ausreichende) Erklärung für sein gewalttätiges und abwertendes Verhalten ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Ich fand es aufgrund der Vergangenheit merkwürdig, dass Vie das Bedürfnis verspürte nachzuschauen, ob Bojan noch in seiner alten Wohnung lebte, und das auch noch mehrmals. Irgendwie widerspricht das auch dem eigentlichen Eindruck, dass Vie sich mittlerweile emanzipiert hat. Was mir Vie aber letztendlich regelrecht unsympathisch machte, war der Umstand, dass sie sich an Bojans Katze verging. Wie tief kann man sinken!

Die letzten Seiten fand ich sehr gelungen, und ich vergebe vier Sterne, da ich keine halben Sterne vergeben kann (drei erschienen mir doch zu wenig).
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