Cover des Buches Handbuch für anständige Mädchen (ISBN: 9783442740512)
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Rezension zu Handbuch für anständige Mädchen von Elaine di Rollo

Rezension zu "Handbuch für anständige Mädchen" von Elaine di Rollo

von sabisteb vor 14 Jahren

Rezension

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sabistebvor 14 Jahren
England 1857. Die beiden Schwestern Alice und Lilian leben nach dem Tode ihrer Mutter behütet, oder sollte man besser eingesperrt sagen, im riesigen Haus ihres Vaters zusammen mit vier Tanten, ihrer Großmutter, ihrem Vater und diversen Bediensteten und wechselnden Forschern. Während ihr Vater sich nach dem Tode seiner Frau in eine ungezügelte Sammelleidenschaft stürzt und das Haus mit Artefakten des Wissens und Fortschritts vollstopft sind seine Töchter für ihn nur noch teile der Sammlung oder maximal Kuratorinnen. Lilian gelingt es unter großen persönlichen Opfern diesem Gefängnis zu entkommen. Sie heiratet einen Missionar und flüchtet mit ihm nach Indien und kann so schon bald das Leben als unabhängige Witwe genießen und Pläne schmieden, um sich an dem Mann zu rächen, der ihr Leben ruinierte. Währenddessen leidet ihre Schwester Alice weiterhin unter dem wahnsinnigen Arzt Dr. Cattermole den ihren Vater in der Gesellschaft zur Verbreitung nützlichen und interessanten Wissens kennenlernte und der aus Alice, die er als eine Frau, die ihres Geschlechts beraubt ist und jeglicher weiblicher Reize entbehrt mittels Beschneidung zu einem sanftmütigen und gehorsamen Dame machen will. Dieses Buch wird angepriesen als „Ein bisschen Frauenpower, ein bisschen Liebesroman, ein bisschen Schotts Sammelsurium - und jede Menge britischer Humor!“ diese etwas konfuse Aufzählung deckt sich mit meinem Eindruck. Das Buch will vieles auf ein Mal sein und ist dann doch nichts wirklich und der Britische Humor kommt nur in der Darstellung einiger Verschobener Protagonisten zum Vorschein. Die Geschichte beginnt als klassischer historischer Roman. Alice lebt in England im riesigen Haus ihres verschrobenen Vater und langweilt sich zu Tode. Sie weiß, sie ist zu hässlich, um je einen Mann zu bekommen und hat sich damit abgefunden das Gewäschhaus in Ordnung zu halten und sich um ihre Tanten und die Sammlung ihres Vaters zu kümmern. Währenddessen reist ihre Schwester Lilian mit ihrem Missionarsehemann nach Indien und richtet sich in einem Außenposten der Britische Ostindien-Kompanie ein. Nach etwa zwei Dritteln des Buches kippt die Geschichte von einem historischen Roman in eine Art Abenteuerroman. Lilians Abenteuer während des Indischen Aufstands von 1857 werden geschildert um dann erneut zu kippen. Diese dritte Wendung jedoch ist Bizarr, es ist eine Mischung aus frühem Feminismus, gemischt mit einer Priese wahnsinnigem Wissenschaftler in der Art von Frankenstein/Cattermole gepaart mit einem Plädoyer gegen Beschneidung und stellt auf wirklich extreme Art da, wie Männer um 1875 Frauen sahen. Dieser Teil und das verkorkste Frauenbild welches geschildert wird, hat mich wirklich aufgeregt und ich hätte das Buch fast abgebrochen. Zum Schluss dann noch ein eine Wendung mit ein wenig Road Movie und Flug in die Freiheit. Im Buch wechseln sich die Kapitel, die Lilians und Alices Geschichte erzählen immer ab, es ist, als wenn zwei Geschichten parallel erzählt werden und es gibt nur wenige Überschneidungen. Keine wirklich gelungene Erzählweise. Ein weiteres Manko entstand durch die Übersetzung. Die geheime Botschaft (S. 131) kann man leider selber nicht entschlüsseln, da diese durch die Übersetzung zerstört wurde. Es ist nicht klar, ob der Übersetzer es versucht hat oder nicht. Des weiteren fehlen einige Worte, die zwar kursiv gedruckt sind dennoch im Glossar: Dharzi (S. 189) Burra din (S. 198) Kalee-ghat (S. 198) Hussor (S. 359) Fazit: Teils konfuse Mischung verschiedener Genre. Nichts Halbes und Nichts Ganzes zieht sich die Geschichte teilweise über länge Phasen träge dahin.
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