Cover des Buches Die beste meiner Welten (ISBN: 9783442314621)
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Rezension zu Die beste meiner Welten von Elan Mastai

So viele falsche Welten oder: wie ein Mann die Welt zerstörte

von TamiraS vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das fast ein Highlight geworden wäre - trotzdem ein sehr guter Roman

Rezension

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TamiraSvor 6 Jahren

„Ich komme aus der Welt, die wir haben sollten“.

Enthält Spoiler.

Tom Barren ist ein Loser. Geschlagen mit einem Genie als Vater, wird ihm Tag für Tag vor Augen geführt, wie gewöhnlich er in Wirklichkeit ist. Und natürlich weiß er, dass ihn dieser nur aus Mitleid in das Team der Chrononauten aufgenommen hat. Aus Mitleid und mit der Sicherheit, dass Penelope Weschler, dessen Zweitbesetzung Tom ist, niemals – niemals – ausfallen wird. Denn nach ihrer gescheiterten Karriere als Astronautin, wird sie nie und nimmer darin versagen, als Teil des Teams der ersten Zeitreisenden in unsere Geschichte einzugehen.

Doch entgegen Toms Gewissheit und ganz zum Entsetzen seines Vaters, kommt es durch traurige Umstände dazu, dass Tom als erster Zeitreisender in die Geschichte eingeht – und dabei prompt, Dummkopf der er ist, unsere Welt zerstört und zu der macht, zu der wir sie jetzt kennen: unvollkommen und fehlerhaft.

Denn mit seiner Zeitreise verhindert er das wichtigste Experiment der Geschichte: 1965 sollte Lionel Gottreider die Gottreider-Maschine starten und damit ein Zeitalter einleiten, das von Kriegen und Klimakatastrophen keine Ahnung mehr haben wird. Doch Tom verändert die Vergangenheit und mach dadurch die Gegenwart – na, vielen Dank, Tom! – zu der, die wir haben. Und eigentlich alles nur deswegen, weil er sich, ganz der einfältige Trottel, in Penelope Weschler verliebt.

Das Buch stand lange auf meiner Wunschliste. Es klang erfrischend und ein wenig verrückt – etwas, das mich bei Büchern und Menschen gleichermaßen begeistert. Und zu Beginn hatte mich Elan Mastai direkt gepackt. Tom Barren erzählt offen und liebenswert von der Welt, die wir haben sollten und davon, wie es dazu kam, dass wir die Welt haben, die wir haben und zwischendrin berichtet er uns von seiner Familie und Penelope „Penny“ Weschler, in die er sich in seiner Welt – und natürlich dann auch in unserer – verliebt. Der Leser folgt Tom anhand der Zeitmaschine seines Vaters in die Vergangenheit und in einen geänderten Zeitstrang und der darin veränderten Menschen. Wir erfahren, was sich alles aufgrund seines Eingreifens im Jahr 1965 verändert hat – welche Menschen nicht und welche Menschen stattdessen existieren, welche Parallelen es zwischen Toms und unserer Welt gibt und welche Unterschiede. Das fand ich von Anfang bis Ende spannend und Tom, der sich selbst oft als Loser bezeichnet und aufgrund seiner Handlungen auch dem Leser oft als solcher auftritt, war mir sehr sympathisch.

Zeitgleich ignoriert jedoch Mastai die Problematik der Zeitreisen nicht komplett und unterlässt es auch nicht, den ungebildeten Leser (Physik ungleich ich) mit den auftretenden Paradoxen zu fordern.

Sagen wir es so: Ich war davon überzeugt, dass das Buch ein Highlight werden würde.

Doch dann passierte etwas, das mich – auch wenn ich es dramaturgisch irgendwie nachvollziehen kann, vor allem in Bezug auf das Ende – unfassbar störte (es handelt sich um eine Vergewaltigungsszene) und, wie ich finde, einen starken Bruch in die bis dahin doch noch immer sehr locker und irgendwie auch fröhlich erzählte Geschichte brachte. Das störte mich so sehr, dass ich es bis zum Ende hin nicht schaffte, darüber hinweg zu kommen. Natürlich hat der Autor eine Intention damit, jedoch bin ich der Meinung, hätte es diese Szene nicht gegeben, hätte das Buch ausschließlich gewonnen.

So muss ich sagen, dass mir das Buch bis auf ein paar Dinge hervorragend gefallen hat – allein die Geschichte zwischen Ursula und Lionel und die ganze alternative Vergangenheit um Gottreiders Maschine und die „Zeugen“ - die Zeugen! -, ist wundervoll – doch aufgrund dieser einen genannten Szene kein Highlight geworden ist und ich denke, aufgrund dessen auch einige das Buch nicht mögen werden.

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