Cover des Buches Good Night Stories for Rebel Girls (ISBN: 9780141986005)
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Rezension zu Good Night Stories for Rebel Girls von Elena Favilli

Kleine Geschichten von großen Frauen

von thelauraverse vor 7 Jahren

Rezension

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thelauraversevor 7 Jahren
Das – beiläufig gesagt – wunderschöne Cover von „Good Night Stories for Rebel Girls“ dürfte mit seinem wirklich gelungenen Letter-Art-Schriftzug mittlerweile jedem und jeder Leser/in, die des Öfteren ein Auge auf die bibliophile Szene von Instagram, Pinterest und vergleichbaren Seiten haben, seit einiger Zeit ein Begriff sein. Und obwohl man ein Buch ja bekanntlich nicht nach seinem Umschlag beurteilen soll, kann man bei dem Werk von Elena Favilli und Francesco Cavallo getrost davon ausgehen, dass der Inhalt (mindestens) genauso schön ist, wie der erste Blick auf das Buch verspricht.

Bei den „Good Night Stories“ handelt es sich – wie im Vorwort des Buches kurz erläutert wird – um ein Projekt, das mittels Crowd-Funding eine (für die Entstehung eines Buches) noch nie in dieser Form dagewesene Geldsumme zur Unterstützung lukriert hat. Das Vertrauen, das viele Menschen schon vor der Erscheinung der Sammlung an kleinen Geschichten in ebendiese gesetzt hatten, ist enorm. Mein Fazit nach der Lektüre ist schlussendlich: es hat sich wirklich ausgezahlt!

Nicht nur die eben beschriebene Aufmachung des Buches, sondern auch sein Inhalt – 100 kleine Geschichten von großen Frauen – hat Begeisterungspotential. Die Geschichten, mit deren Inhalt ich mich später befassen möchte, werden von Illustrationen der besprochenen Frauen begleitet. Diese erstrecken sich jeweils über eine ganze Seite und wurden von 60 Malerinnen, Grafikerinnen und Zeichnerinnen aus aller Welt gestaltet. Sie verleihen den „Gute Nacht-Geschichten“ einen besonderen Charakter, da so nicht nur die geschriebenen Wörter, sondern auch die bildlichen Darstellungen die Vielfalt von Möglichkeiten zeigen, die Frauen haben um etwas zu erreichen und zu verändern.

Die Geschichten selbst sind relativ kurz gefasst und erstrecken sich ebenfalls über jeweils eine Seite. In alphabetischer Reihenfolge werden 100 Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, in einer märchenähnlichen Darstellung vorgestellt, thematisiert und bezeichnet. Das märchenähnliche Element, das meist durch den Anfangssatz „Es war einmal…“ (engl. „Once there was…“) evoziert wird, steht in einem schönen Kontrast zu der Tatsache, dass die „großen“ Frauen und ihre Errungenschaften nicht erfunden und ausgedacht, sondern Realität sind.

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch natürlich einerseits besonders für Mädchen geeignet ist, die im Zuge ihres Heranwachsens auf der Suche nach Vorbildern sind. Diese sind im Rahmen der „Good Night Stories“ keineswegs die langweiligen Märchenprinzessinnen, die man aus Büchern und Filmen zur Genüge sehr gut kennt, sondern hier finden sie Piratinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen und sogar Herrscherinnen. Andererseits glaube ich, dass die Geschichten nicht nur für Mädchen, sondern auch für bereits erwachsene „Rebel Girls“ ein großartiges Geschenk zum abendlichen Blättern und Geschichtenlesen sind.

Der einzige Kritikpunkt, den ich trotz meiner Lobeshymnen auf die „Good Night Stories for Rebel Girls“ nicht unerwähnt lassen möchte, ist jener der historischen Genauigkeit. Natürlich müssen die komplexen Leben der thematisierten Frauen auf Leser/innen im Kindesalter heruntergebrochen und vereinfacht werden, doch bei einzelnen Geschichten geschah dies auf Kosten der Genauigkeit der Darstellung von historischen Gegebenheiten. Besonders bei den Geschichten von „großen“ Herrscherinnen bedient man sich gängiger, simpler Narrative, deren Status besonders aus einer historischen Perspektive kritisch ist. So werden sowohl bei Katharina der Großen als auch bei Elizabeth I. eher belanglose Anekdoten über tatsächliche Taten, Errungenschaften und Gegebenheiten gestellt, während die „großen“ Frauen, deren Entscheidungen auch nicht immer die besten waren, in den Himmel gelobt werden – diese Art der Glorifizierung hätten die „Good Night Stories“ eigentlich nicht nötig. Natürlich, man kann keine unnötig grausamen Horror-Geschichten zum Zu-Bett-Gehen vorlesen, doch ein kleiner kritischer Blick auf so manches historische Ereignis hätte dem Buch noch gut getan.

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