Cover des Buches Die Geschichte des verlorenen Kindes (ISBN: 9783518425763)
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Rezension zu Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante

Der Kreis schließt sich

von Havers vor 6 Jahren

Rezension

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Haversvor 6 Jahren

Der Kreis schließt sich in „Die Geschichte des verlorenen Kindes“, dem vierten und letzten Band der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante. Wir sind am Ende angelangt und werden genau mit der identischen Situation konfrontiert, mit der Elenas Lebenserinnerungen gestartet sind: ihre Freundin Lila ist verschwunden. Hat sich wohl, ohne irgendwem eine Nachricht zu hinterlassen, davon gemacht zu haben. Spurlos, als hätte sie nie existiert.

Wir sind in den Siebzigern, zurück in Neapel. Elena verlässt ihren Mann, um mit ihrer Jugendliebe zu leben. Ein illusorisches Vorhaben, wie sich recht schnell herausstellt. Wohin gehen? Zurück auf vertrautes Terrain, in den Rione. Und in das gleiche Haus, in dem auch ihre Freundin Lila lebt. Beide Frauen haben die passive Frauenrolle längst hinter sich gelassen und sind erfolgreich in dem, was sie tun. Elena als Schriftstellerin, Lila als Mitinhaberin eines IT-Unternehmens. Die Beziehung der beiden Frauen ist wechselhaft. An einem Tag beste Freundinnen, am nächsten Tag erbitterte Feindinnen. Fast kann man den Eindruck gewinnen, dass sie nicht miteinander, aber auch nicht ohne die andere sein können. Neben den privaten Katastrophen gibt es aber auch Ereignisse anderer Art, die das Leben im Rione beeinflussen und dem Leser die Brüchigkeit der Existenz vor Augen führt. Ganz gleich, ob Erdbeben oder die Einflussnahme der Mafiosi, alles hängt mit allem überall zusammen.

Elena Ferrante nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ein halbes Jahrhundert italienischer Wirklichkeit. Ausgehend von einer Frauenfreundschaft zeigt sie zum einen die Strukturen dieser patriarchalisch geprägten Gesellschaft auf, zum anderen aber auch exemplarisch anhand der Geschichte ihrer beiden Protagonistinnen deren Emanzipationsbestrebungen. Das Abwerfen der durch Herkunft und Geschlecht auferlegten Zwänge hin zu einem selbstbestimmten Leben.

„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ lässt mich mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Geschätzt habe ich die gesellschaftspolitischen Bezüge, genervt war ich von dem ewigen Hin und Her zwischen Elena und Lila. Dazu dann noch die thematischen Wiederholungen, die unnötige Längen kreierten sowie die insgesamt recht simple Sprache. Das geht deutlich besser – deshalb leider nur 3 Sterne.

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