Elfriede Jelinek

 3,6 Sterne bei 536 Bewertungen
Autorin von Die Klavierspielerin, Die Liebhaberinnen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Geboren am 20.10.1946 in Mürzzuschlag (Steiermark), studierte in Wien Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Musik. Ausbildung zur Organistin, seit 1966 freie Autorin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1989 den Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1998 den Georg-Büchner-Preis, 2002 den Theaterpreis Berlin und den Heinrich-Heine-Preis. Im Oktober 2004 folgte schließlich der Literatur-Nobelpreis.Jelineks Texte zeigen manipulierte Existenzen in entindividualisierender Gesellschaft, bestimmt durch falsche Glücksvorstellungen. "Wir sind Lockvögel, Baby" zeigt das Nebeneinander von Sprach- und Bewusstseinsmustern in der Gesellschaft. Den geschlossenen Zusammenhang des traditionellen Romans parodierend, verwebt Jelinek in einer Pseudohandlung die sprachlich-ideologischen Muster eines Heimatromans mit Porno- , Comic- und Horrorelementen. In "Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft" entlarvt sie Schablonen und Stereotypen von Medienhelden, indem sie im Stil scheinbarer Naivität diese der Wirklichkeit derer gegenüberstellt, die aus dem Fernsehen ihre Orientierung und Sehnsüchte beziehen. In "Die Liebhaberinnen" werden in schonungsloser Satire Lebensumstände und Bewusstsein zweier unterprivilegierter «Schicksalsträgerinnen» vorgeführt. "Totenauberg", ein Stück über die Philosophen Martin Heidegger und Hannah Arendt, in dem das «urdeutsche Wortgeklingel» Heideggerscher Dunkelheiten zur Kenntlichkeit entstellt wird. "Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr"' ist zugleich eine Absage an modische Naturmystik wie der Versuch einer Satire auf Erscheinungen des Kulturbetriebes. Mit der Erniedrigung der Frau beschäftigt sich der Roman "Lust". Am Beispiel trostloser Sexualität wird die ausbeutende Gewalt von Männern über Frauen geschildert. Ein von der Kritik zwiespältig aufgenommener Roman voller Sprachexperimente, der das große stilistische Können der Autorin dokumentiert.

Neue Bücher

Cover des Buches Die Klavierspielerin. Roman (ISBN: 9783150145678)

Die Klavierspielerin. Roman

Neu erschienen am 16.07.2025 als Taschenbuch bei Reclam, Philipp.
Cover des Buches Neid (ISBN: 9783499016592)

Neid

Neu erschienen am 15.07.2025 als Taschenbuch bei ROWOHLT Taschenbuch.

Alle Bücher von Elfriede Jelinek

Cover des Buches Die Klavierspielerin (ISBN: 9783644018716)

Die Klavierspielerin

(237)
Erschienen am 01.10.2012
Cover des Buches Die Liebhaberinnen (ISBN: 9783644464612)

Die Liebhaberinnen

(84)
Erschienen am 01.10.2012
Cover des Buches Lust (ISBN: 9783644020214)

Lust

(40)
Erschienen am 02.01.2013
Cover des Buches Die Ausgesperrten (ISBN: 9783499155192)

Die Ausgesperrten

(19)
Erschienen am 01.04.1985
Cover des Buches Gier (ISBN: 349923131X)

Gier

(18)
Erschienen am 02.01.2002
Cover des Buches Michael (ISBN: 9783499158803)

Michael

(10)
Erschienen am 01.02.1979
Cover des Buches wir sind lockvögel baby! (ISBN: 9783990270127)

wir sind lockvögel baby!

(9)
Erschienen am 08.09.2017
Cover des Buches Die Kinder der Toten (ISBN: B004SZS2LC)

Die Kinder der Toten

(6)
Erschienen am 01.01.2006

Neue Rezensionen zu Elfriede Jelinek

Cover des Buches Die Klavierspielerin (ISBN: 9783742411303)
pardens avatar

Rezension zu "Die Klavierspielerin" von Elfriede Jelinek

parden
Toxische Beziehungen...

TOXISCHE BEZIEHUNGEN...

Als Kind von ihrer kontrollsüchtigen Mutter zum Klavierspiel gezwungen, übt sich Erika Kohut als erwachsene Frau in der Unterdrückung ihrer selbst. Unter der andauernden Umklammerung ihrer Mutter findet sie weder einen Zugang zu sich noch zu anderen Menschen. Nur im sadomasochistischen Verhältnis zu einem ihrer Schüler sieht die Klavierlehrerin einen Ausweg, verstrickt sich jedoch immer tiefer in grausame Machtspiele, die blutig enden. Das Psychogramm der Klavierlehrerin: verstörend schauerlich und ästhetisch grazil. 2004 wurde Elfriede Jelinek für ihre Arbeit mit dem Literaturnobelpreis geehrt. (Verlagsbeschreibung)

Von ihrer Mutter wurde sie unerbittlich zur Pianistin gedrillt. Nachdem die geplante Solokarriere gescheitert war, nahm Erika Kohut deshalb eine Professur am Konservatorium an und gibt dort seither Klavierstunden. Doch sie findet nicht aus der von der kontrollsüchtigen Mutter kreierten Isolation heraus. Unfähig, sich auf das Leben einzulassen, wird die 36jährige Erika zur Voyeurin. Sie beobachtet heimlich Liebespaare und betreibt Studien in einer Peepshow. Emotional und sexuell abgestorben, versucht Erika ihre eingeschränkte Libido in einem sadomasochistischen Verhältnis mit ihrem Schüler Walter Klemmer zu überwinden. Doch es läuft letztlich anders als sie es sich vorgestellt hat und endet in einer Katastrophe...

1983 bereits erschien dieser Roman der österreichischen Autorin, die 2004 den Nobelpreis für Literatur erhielt. 2001 wurde das Buch unter dem gleichnamigen Titel mit Isabelle Huppert verfilmt.

In außergewöhnlich bildhafter Sprache  führt die Autorin tief hinein in ein toxisches Beziehungsgeflecht. Erika, die ohne jeglichen persönlichen Freiraum noch bei ihrer Mutter lebt und von dieser bis ins Kleinste kontrolliert und dominiert wird, wirkt emotional abgestumpft, ist lediglich eine Beobachterin des Lebens ohne selbst daran teilzuhaben. Das Verhältnis zu ihrer Mutter schwankt zwischen absoluter Angepasstheit und dem Stehlen kleiner Freiheiten, einem ständig schlechten Gewissen und plötzlicher gewalttätiger Rebellion. 

Der deutlich jüngere Schüler Walter Klemmer ist auf ein unverbindliches sexuelles Abenteuer aus und wird überrascht von den sadomasochistischen Fantasien seiner Klavierlehrerin. Diese stehen im Widerspruch zu den tiefliegenderen Wünschen Erikas, von denen ihr Schüler jedoch nichts ahnt. Walter, zunächst verstört und abgestoßen, fasst schließlich einen Entschluss...

Der Roman zählt wohl zu den bedeutendsten Werken Jelineks und beinhaltet auch einige autobiografische Motive. Attestieren kann man der Autorin durchaus eine beeindruckende sprachliche Virtuosität, aber auch den Mut von Tabubrüchen, v.a. angesichts des Entstehungsdatums. Solch explizite Schilderungen sadomasochistischer Sexualität habe ich jedenfalls selten gelesen. Gleichzeitig fand ich die ganze Geschichte im Verlauf zunehmend abstoßend und verstörend, auch wenn ich gespannt darauf war, welches Ende die Erzählung nehmen würde. 

Diesem Hörbuch zu lauschen war ein wenig wie eines Unfalls ansichtig zu werden - man kann nicht wegschauen, ist aber geschockt und angewidert. Mitschwingen kann man hier in keiner Weise, weil die Protagonistin absolut gefühllos ist - und wenn gegen Ende tatsächlich Emotionen hochkommen, so sind diese entstellt und beunruhigend. 

Therese Affolter liest die gekürzte Hörbuchfassung (3 Stunden und 42 Minuten) mit der notwendigen Härte in der Stimme, was glücklicherweise etwas Distanz zum Geschehen entstehen lässt. 

Alles in allem: sprachvirtuos aber absolut verstörend...


© Parden

Cover des Buches Die Klavierspielerin (ISBN: 9783644018716)
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Rezension zu "Die Klavierspielerin" von Elfriede Jelinek

Aliknecht
Ein ältliches Fräulein von 38 Jahren

Die Klavierspielein ist ein ältliches Fräulein von 38 Jahren, an dem das Leben bisher vorbeigegangen ist. Sie lebt unter der Fuchtel ihrer ehrgeizigen Mutter. Ihre Karriere ist ins Stocken geraten und sie fristet ihr Dasein als Professorin für Klavier. Dann bringt ein Schüler ihr Leben durcheinander. Sie können aber nicht zueinander finden und die Geschichte entwickelt sich tragisch. Hervorragend  in einer ganz eigenen Sprache geschrieben.


Cover des Buches Lust (ISBN: 1852421835)
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Rezension zu "Lust" von Elfriede Jelinek

Hyperikum
Das war kein Lesegenuss

Der Direktor entsagt ihnen allen und will nur noch die eine, die seine. So schreit er´s mit lauter Stimme herum und alle ducken sich weg, auf das Glück, seiner Laune zu entkommen. Er ist der Papierfürst, der Direktor der Papierfabrik, solvent, eloquent und mit einem Gehänge ausgestattet, das seinesgleichen erst erfinden müsste. Keiner kann es mit ihm aufnehmen. Seine Gerti, die mit dem schönen Gerät, die bestangezogenste Frau in der ganzen Region. Eine reine Augenweide, der er allzuliebenddringend ins Dekolleté fährt, wann immer sie gern gesehene Gäste am Theater oder bei Geschäftsessen sind. Der Appetit, den holt er sich gern draußen, doch essen, das tut er nur noch daheim, seit diese Krankheit grassiert. 

Die Gerti ihrerseits erträgts, dafür kommt ihr Gatte dann auch schoneinmal mit einer hübschen Brosche heim, wenn er es ihr allzuschlimm getrieben und dann die Gerti aus dem Haus getrieben hat. Die sieht es schon dem Sohne an, dass der ganz ähnlich wie ihr Mann, immer um des Gertis Rock herumschleicht.

Fazit: Das war kein Lesegenuss, eher eine Fleißarbeit. Elfriede Jelinek 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, hat eine Parodie auf das österreichische Bürgertum geschaffen. Das ganze Buch dreht sich um die Geilheit der Männer, die sich an der Ohnmacht der verheirateten, abhängigen, devoten Gerti besaufen. Die Sprache ist obszön, pornografisch und abartig. Ein nicht enden wollender Albtraumporno, während dem die Gerti in alle Körperöffnungen penetriert wird. Dieses Buch zu lesen, hat mich auf eine Weise getroffen, wie kein Buch zuvor. Die Einseitigkeit, denn Gerti hat keinen Spaß an dem Treiben ihres Mannes. Sie wird zur Alkoholikerin weil sie ihren Mann anders nicht aushält. Wie er sie frei jeder Empathie benutzt, sie vergewaltigt und schlägt, wenn sie sich unwillig zeigt. Ihre finanzielle Abhängigkeit. Und dann hängt sie sich im Suff an einen jüngeren, der sie genauso mies behandelt. Versuch und Irrtum. Das Buch ist ohne Frage außerordentlich textsicher geschrieben. Die ganze Litanei hat mir allerdings keinen Mehrwert gebracht. Die Quintessenz bleibt mir verborgen. Vielleicht ist das Kunst?

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