Rezension zu "Lust" von Elfriede Jelinek
Elfriede Jelineks “Lust” entfaltet eine verstörende Erzählung über die Verstrickungen männlicher Begierde und weiblicher Unterwerfung. Im Fokus steht der Fabrikdirektor als Symbol männlicher Lust, während Gerti, seine Frau, in ihrer Passivität zum Objekt der Begierde degradiert wird. Die repetitiven Erzählstrukturen, obwohl herausfordernd, verstärken die quälende Natur der dargestellten Machtverhältnisse und betonen die Dynamik von Lust und Unterwerfung.
Was mich am meisten irritiert hat, ist Gertis Passivität. Sie stellt die Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau nicht in Frage und erlebt Sex ausnahmslos als Demütigung. Lustlos erduldet sie brutale sexuelle Gewalt, wehrt sich nicht und hat sich voll der männlichen Macht ausgeliefert. Durch Alkohol betäubt, bleibt sie handlungsunfähig und spielt das Spiel als Opfer mit.
Jelineks Sprachgebrauch, geprägt von Vulgarität und präzisen, kühlen Ausdrücken, sowie zahlreichen Wortspielen, verleiht dem Werk eine besondere Intensität. Die immer wiederkehrenden Wiederholungen empfand ich als Tortur, jedoch stärken sie die Darstellung von sexueller Gewalt und Unterwerfung. Hierbei geht es um die männliche Lust, während die weibliche Seite durch Gertis Passivität und Unterwerfung hervorgehoben wird.
Insgesamt liefert “Lust” eine provokante, tiefgründige Auseinandersetzung mit den Facetten menschlicher Beziehungen und der damit verbundenen Thematik von männlicher Macht, deren Lust und weiblicher Unterwerfung. Diese literarische Arbeit provoziert und will schockieren, indem sie eine eindringliche Reflexion über die Herausforderungen der zwischenmenschlichen Machtverhältnisse bietet.