Das Buch darf weder als Biographie Sigmund Freuds noch als Erklärung der psychoanalytischen Methode verstanden werden. Es handelt sich vielmehr um eine Wissenschaftsgeschichte, die die Rezeption und Verbreitung der psychoanalytischen Ideen seit ihrer Begründung durch Freud behandelt. Damit ist zentral, wie und durch welche namhaften Psychoanalytiker (neben Freud) sich die Psychoanalyse seit ihrer Etablierung als anerkannte Wissenschaft dargestellt und organisiert hat. Zaretsky gelingt es recht gut, die gesellschaftlichen und politischen Strömungen analog zur Rezeptionsgeschichte zu setzen; deutlich wird, wie sehr gesamtgesellschaftliche Ereignisse zur Verbreitung und Interpretation der Psychoanalyse beigetragen haben. Sprachlich bleibt mir Zaretsky hier und da etwas zu blass; wer sich mit der Psychoanalyse als solcher beschäftigen möchte, der ist mit diesem Buch leider weniger gut beraten und sollte auf die Einführungsliteratur zurückgreifen.
Rezension zu "Freuds Jahrhundert" von Eli Zaretsky