Ich würde den Roman irgendwo im magischen Realismus verorten. Erinnert mich an manch südamerikanisches Werk. Die Geschichte spielt aber auf Zypern, bzw. ein Teil bei zypriotischen Emigranten in England. Das Leben der 16jährigen Ada wird mit dem ihrer Eltern verbunden, die beide auf Zypern verwurzelt sind, wie ehemals der Feigenbaum, dessen Ableger mit nach London gekommen ist.
Die Liebe zwischen einem Griechen und einer Türkin war Mitte der 1970ern nahezu unmöglich. Und trotzdem fand sie immer wieder ihren Weg. Natürlich hatte ich irgendwann von der Teilung Zypern 1974 gehört, mich aber nie näher mit den historischen Hintergründen beschäftigt. Noch ein Krieg mitten in Europa, schon lange her, aber die Wunden immer noch nicht verschlossen.
Der Autorin gelingt es, eine spannende Geschichte, mit vielen Verflechtungen, mit Bezug zur Tradition und moderner Vielfalt zu verbinden. Und dann ist da noch der denkende und fühlende Feigenbaum, der alles mitbekommt. Dieser Aspekt in der Handlung hat mir persönlich am besten gefallen. Zum Teil geht es ganz schön ans Eingemacht. Der Autorin gelang es, ganz unterschiedliche Emotionen bei mir zu wecken. So fieberte und litt ich auch mit.
Es handelt sich um eine ungekürzte Lesung mit ca. 12 Stunden Laufzeit. Es wechseln sich die Stimmen von Eva Mattes und Joachim Schönfeld ab und ergänzen sich wunderbar harmonisch. Eva Mattes liest die Stellen mit dem Feigenbaum und Herr Schönfeld den Rest.
Der Name der Autorin: Elif Shafak war mir bisher nicht bekannt.
Fazit: emotional und tiefgründig und ein wenig geschichtliches Nachsitzen