Cover des Buches Die vierzig Geheimnisse der Liebe (ISBN: 9783036959122)
Rezension zu Die vierzig Geheimnisse der Liebe von Elif Shafak

Die vierzig Geheimnisse der Liebe - Elif Shafak

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Eine tiefsinnige Geschichte von Liebe und Leid, Mut und Hingabe.Die Geschichte von Rumi und Shams hat mich sehr bewegt und auch fasziniert.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Klappentext

Ella hat einen Ehemann, drei Kinder im Teenageralter und ein schönes Zuhause in einer amerikanischen Kleinstadt. Eigentlich sollte sie glücklich sein, in ihrem Herzen breitet sich aber zusehends eine Leere aus, die früher von Liebe gefüllt war. Doch als sie als Gutachterin für eine Literaturagentur tief in einen Roman über den Sufi-Dichter Rumi und die vierzig geheimnisvollen Regeln der Liebe eintaucht, wird ihre Welt auf den Kopf gestellt.
Ein neuer Roman der internationalen Bestsellerautorin – mystisch, leidenschaftlich und geistreich.

Meine Meinung

Auf dieses Buch bin ich durch Frau @hauptsachebunt aufmerksam geworden, wobei ich vom Titel allein etwas anderes erwartet habe.

Ella wohnt in Northampton, Massachusetts. Sie ist verheiratet mit einem erfolgreichen Zahnarzt und hat drei Kinder. Die Kinder sind langsam in einem Alter, wo sie ihre Mutter nicht mehr so viel brauchen. Sie macht den Haushalt, kocht für ihr Leben gern, ist durchorganisiert und überlässt nichts dem Zufall. Jetzt, zwei Wochen vor ihrem 40. Geburtstag fängt sie mit einer Arbeit für eine Literaturagentur in Boston an. Sie soll ein Manuskript lesen und ein Gutachten verfassen. Was sie nicht weiß ist, dass dieses Manuskript ihr Leben für immer verändern wird. Ein gewisser Aziz Z. Zahara hat das Buch geschrieben.

Was wir nun haben ist ein Buch im Buch. Wir erleben mit, wie Ella das Manuskript liest und was sie in dieser Zeit alles denkt, fühlt und auch macht, aus der Sicht des Erzählers. Zwischen den Kapiteln mit Ella, lesen wir das zweite Buch, das eine Geschichte aus dem 13. Jahrhundert erzählt. Sie heißt »Süße Blasphemie« und erzählt die Geschichte von Dschalal ad-Din Rumi und Schams-e Tabrizi. Diese beiden Männer haben tatsächlich gelebt und es gibt auch genug über sie im Internet zu lesen. Rumi war einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Shams ist der Sufi, der das Leben von Rumi von Grund auf ändert, nachdem sie sich in Konya (Türkei) trafen.

Ein Sufi, oder Derwisch, ist eigentlich ein Bettler. Auch als Mystiker werden sie bezeichnet und sie versuchen, durch Meditation, Gott so nah wie möglich zu kommen. Der Mittelpunkt der sufistischen Lehre ist die Liebe. Das ist nur mal grob gesagt, da dieser Glaube natürlich wesentlich vielschichtiger ist. Wer sich mehr dafür interessiert wird auch darüber im Internet einiges finden. Ich finde diese Art zu leben, und den Glauben den sie pflegen, äußerst interessant und auch sehr sympathisch.

»Süße Blasphemie« ist in 5 Teilen unterteilt und wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Das Ungewöhnliche daran ist, dass es immer wieder ein Anderer ist, der erzählt. Rumi und Shams kommen natürlich zu Wort, ein Aussätziger, ein Säufer, eine Hure, die Kinder und die Frau von Rumi, Novizen, ein gewalttätiger Wachmann und auch ein Mörder. Und dazwischen die Kapitel mit Ella, die immer mehr in den Bann gezogen wird, sowohl vom Manuskript als auch vom Autor selbst.

Man könnte glauben, da es im Buch sehr viel auch über Religion und den Koran geht, dass das Buch eher lehrreich aber auch trocken wäre. Das habe ich nicht so empfunden. Die Geschichte von Rumi und Shams hat mich genauso in ihrem Bann gezogen wie Ella und ich war fasziniert von einer Art der Religion und des Lebens die mir bisher unbekannt war. Rumi und Shams haben sich gesucht und gefunden, vervollständigen sich, sind Seelenverwandte auf der Ebene des Geistes.

Was Elif Shafak für mich sehr deutlich hervorgetan hat, ist der Unterschied im Glauben innerhalb des Islam, der mir nicht bewusst war. Der Sufismus ist älter als der Islam und ist für mich vorurteilsfreie Toleranz, Akzeptanz, Hingabe, bedingungslose Liebe und Mut. Alles, wovon wir heute einfach nicht genug haben auf dieser Welt. Ansehen, Reichtum und Verehrung sind nicht erstrebenswert und der einzige Krieg, den man führen sollte, ist mit seinem eigenen Ich. Es sind Aspekte dieser Religion, die nicht so bekannt sind. Im Islam gibt es diejenigen, die streng nach dem Koran leben und ihn doch nicht verstehen. Statt Hochachtung vor der Intelligenz der Gelehrten zu haben, leben sie von Neid, Intoleranz, Vorurteile und auch Hass.

Ella wird durch der Lektüre schnell bewusst, dass sie nicht glücklich ist in ihrer lieblosen Ehe. Sie glaubt aber auch nicht wirklich an die Liebe oder die Romantik. Da stellt sich die Frage, ob sie den Mut hat etwas daran zu ändern und ob sie den Mut hat, ihr Herz zu öffnen und die Liebe in ihrem Leben zuzulassen.

Die Geschichte von Rumi und Shams hat mich sehr bewegt und auch fasziniert. Natürlich ist das Buch kein reißender Thriller voll Hochspannung, aber es ist ein Buch, worüber ich noch lange nachdenken werde. Eine tiefsinnige Geschichte von Liebe und Leid, Mut und Hingabe. Die letzten Seiten haben eine Gänsehaut verursacht, und das passiert mir nicht oft.

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