Ich-Erzählung, ein Autor, BDSM und kein Happy-End in dem Sinne: ich lieb's!
(Good Boy) von Eliot Graham
Ich habe gestern zu lesen begonnen und bin schon fertig - ich konnte es einfach nicht mehr weglegen.
Zuerst einmal diese Warnung vorne drin - meine Gedanken dazu waren "ich hab es gekauft, du musst mich nicht noch extra davon überzeugen, dass ich es unbedingt lesen will!". Dann ist es auch noch eine Ich-Erzählung und sogar noch besser: beide Protagonisten erzählen abwechselnd - wie ich finde die schönste Erzählform überhaupt, sowohl wenn ich schreibe, als auch wenn ich lese. Zudem spricht der zweite Protagonist den Hauptcharakter in du-Form beim erzählen auch noch direkt an, das ist großartig! Soviel zu der Form.
Dass der Hauptprotagonist nun auch noch Autor ist, ist für mich ebenfalls ein Sahnehäubchen.
Dann, worüber ich mich sehr gefreut habe - es gibt mich ansprechende S*x-Szenen. Meist ist mir das zu romantisch und blumig, aber hier wird ein erfrischend direkter, ungeschnörkelter Ton getroffen, der mir sehr gefällt.
Eigentlich fängt die Story auch relativ harmlos an - wir lernen Chris' Freundin kennen, er datet, dann ist da dieser Stalker, dessen Identität mit Verlaub sehr vorhersehbar ist (macht aber nichts, darum geht es ja nicht, wir sollen das ja wissen). Das scheint dann seinen typischen Dark Romance Gang zu nehmen, wir erhalten einige kleine, schön zu lesende BDSM-Szenen, aber es wird erst ganz dezent und Stück für Stück immer offener, richtig böse. Doch auch da gab es nicht diese völlige schwarz-weiß Sicht. Schließlich hätte Chris sich nie auf die Beziehung eingelassen, wenn es nichts positives gegeben hätte, so dass er zuerst hin und her gerissen ist, zwischen Angst und der Erkenntnis, dass es ihm körperlich und geistig zu Anfang wirklich besser geht. Wir begleiten den Prozess, den er durchmacht, um zu begreifen, dass die Beziehung, in die er da geraten ist, trotz all des Guten, sehr gefährlich ist, bis hin zur Eskalation.
Überraschende Wendungen findet man in dem Buch nicht, aber dafür ist es atmosphärisch dicht, man fühlt mit beiden Protagonisten mit als wäre man dabei, die subtilen und die weniger subtilen Machtspiele wirken sehr authentisch und wie gesagt - der s*xuelle Aspekt spricht mich auch sehr an, endlich mal explizite Szenen, über die man nicht gelangweilt hinweg blättert, sondern die man genießen kann! Wenn der zweite Protagonist nicht so massiv einen an der Waffel gehabt hätte, hätte das eine sehr spannende Beziehung werden können, schließlich brachte er ja sehr viel Kreativität mit.
Was ich zudem auch nicht unerwähnt lassen möchte, ist das wahnsinnig gemütliche Floristen-Café - da würde ich auch gern schreiben! - und Chris' großartige Katze Dandelion. Ich mag diese alltäglichen Details, die in dieser düsteren Geschichte kleine Gemütlichkeitskontraste darstellen.
Dass am Ende noch verkündet wird, dass der zweite Protagonist auch noch ein Spin-off erhält, in dem er nicht gut wegkommt, habe ich mich sehr gefreut - ich will mehr davon!
Fazit: meine Lieblingsbücher haben einen neuen Kumpel!
Klare Leseempfehlung (wenn du mit Themen wie Manipulation und Missbrauch klarkommst)!