Rezension zu "Das Buch Dahlia" von Elisa Albert
das Sterben, das Leben, die Wahrheit
Beinhart und doch menschlich beschreibt die Autorin das Leben (und das Sterben) der "Versagerin" Dahlia. Trotz allem ist es kein verpfuschtes Leben, stellt der Leser fest: es hat Schönheit und Würde - genau so wie es ist. Verharmlosende Heile-Welt-Lebenshilfe-Bücher a la "Verzeih - und du wirst gesund" werden dieser harten Realität nun mal nicht gerecht.
Ein Hoch auf die jüdisch-stämmigen Autorinnen: wie in den 60-er Jahren Erica Jong (Angst vorm Fliegen) mit dem verschämten Umgang mit Sex aufgeräumt hat, so macht es hier Elisa Albert mit dem Thema Krebstod. Beide schicken sie ihr Alter Ego ins Leben - aggressiv, fehlerbehaftet, menschlich - und lassen uns mit den Protagonisten dorthinschauen, wo unsere Gesellschaft eigentlich gar nicht hin schauen will.
Hier noch 2 Zitate vom Ende des Buches. Wer jetzt Angst vor einem Spoiler hat, ist definitiv noch nicht bereit für die Lektüre! Schaut der Wahrheit ins Gesicht!
"Das Geheimnis? Hier ist es: Dahlia starb ganz zuletzt. Zuerst waren ihre Träume dahingegangen, dicht gefolgt von ihren Hoffnungen. Idealisierungen und Sehnsüchte kamen danach und dann Heimweh nach einer fiktiven Zeit, da alles schön und stimmig gewesen war. Erst dann starb sie. Und als es so weit war: egal. Oder wie Dahlia sich ausgedrückt hätte - He! Sachte! Sie bestimmt hier! - Leck mich."
Und auch die wunderschönen letzten Sätze möchte ich euch nicht vorenthalten: "Sie war nicht bereit. Sie war nicht bereit. Sie war nicht bereit."
nachtrag: mehr als 1 jahr nach dem lesen habe ich jetzt meine bewertung von 4 auf 5 sterne geändert. dahlia hat mich nicht mehr losgelassen - ich denke so oft an diese geschichte. das soll hiermit honoriert werden.