Cover des Buches Die Magd des Gutsherrn (ISBN: 9783865915269)
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Rezension zu Die Magd des Gutsherrn von Elisabeth Büchle

Rezension zu "Die Magd des Gutsherrn" von Elisabeth Büchle

von mabuerele vor 11 Jahren

Rezension

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mabuerelevor 11 Jahren
Die politische Großwetterlage ist unruhig. Graf von Bismarck möchte Deutschland unter preußischer Führung einigen. Doch Österreich spielt nicht mit. Thomas Wieland, gebürtiger Ungar, lebt bei seinen Eltern in Wien. Er arbeitet als Spion für das österreichische Militär. Als er verfolgt wird, gelingt ihm die Flucht. Doch seine Schwester Marika ist seit diesem Tag verschwunden. Lukas Biber, Tierarzt im Schwarzwald, hat vor einem reichlichen Jahr seine junge Frau bei der Geburt der Tochter Anna verloren. Seitdem gilt er als Sonderling. Da findet er während eines Wintersturmes eine junge Frau, verletzt und fast erfroren. Sie weiß weder wie sie heißt, noch woher sie kommt. Auf diesen beiden Handlungssträngen baut die Autorin einen stammenden Roman auf, der die Zeitverhältnisse wiederspiegelt, doch gleichzeitig die Geschichte zweier Geschwister erzählt. Die Charaktere sind ausgezeichnet dargestellt. Marika ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich auch gut gegen männliche Wesen durchsetzen kann. Trotzdem ist aus ihren Worten immer wieder spürbar, wie sie die unbekannte Vergangenheit belastet. Sie setzt sich für Hannah ein, die aus der Not geboren der Prostitution nachgeht und ihr Leben ändern möchte. Lukas findet nach und nach wieder ins Leben zurück. Er kann sich aus seiner Trauer lösen und wendet sich nicht nur seiner Tochter zu. Besonders gefallen haben mir Klara und Karl. Unermüdlich haben sie um ein Wunder gebeten, dass Lukas wieder zu dem lebensfrohen und aufgeschlossenen Mann machen würde, der er vor dem Tod seiner Frau war. Klaras zupackende Art, die sich liebevoll Marikas annimmt und sie in die Aufgaben einer Hauswirtschafterin einführt, wirkt erfrischend. Das Gut, auf dem Lukas lebt, liegt etwas abseits vom Ort. Dort wetzen die Klatschbasen das Münder, zumal Bettina, die Tochter des Bürgermeisters auf ein Leben an der Seite des Tierarztes hofft. Thomas wird nach Berlin beordert. Auch dort gibt es interessante Entwicklungen. Gespräche und Diskussionen zwischen den Protagonisten gehören zu den besonders schön gestalteten Teilen des Romans. Der Schlagabtausch zwischen Marika, die Theresa genannt wird, und Lukas ist immer wieder köstlich. Sie schenken sich nichts. Gut gefallen hat mir auch, dass die politischen Verhältnisse exakt recherchiert waren. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es ließ sich flüssig lesen. Der Spannungsbogen konnte nicht nur über die gesamte Zeit gehalten werden, er nahm am Ende durch geschickte Gestaltung der Handlungsstränge und die abwechselnde Erzählweise noch zu. Mit ihrem Schreibstil legt die Autorin auch Wert auf Kleinigkeiten der Handlung. Der christliche Aspekt des Buches wird behutsam integriert und zum Teil am Handeln der Menschen deutlich. Dass Vorurteile, Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit nichts mit christlichen Tugenden zu tun haben, wird klar herausgearbeitet. Dazu muss man nur das Verhalten der Menschen zu Hannah und Theresa betrachten. Klara bringt das mit wenigen Worten auf den Punkt. Es war mein erstes Buch der Autorin, aber sicher nicht das letzte. Es hat mich sehr gut unterhalten. Auch die nachdenkenswerten Stellen möchte ich nicht missen. Es erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung.
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