Cover des Buches Commissario Pavarotti kam nie nach Rom (ISBN: 9783740803162)
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Rezension zu Commissario Pavarotti kam nie nach Rom von Elisabeth Florin

Alle Wege führen nach Rom? Von wegen.

von buchstabensuechtig vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Spannende Zeitreise mit Lokolkolorit

Rezension

B
buchstabensuechtigvor 6 Jahren
Im beschaulichen Kurort Meran wird ein deutsch-österreichisches Ehepaar ermordet. Sie, Anna, war Schriftstellerin und recherchierte in Meran offenbar gerade für ihr neuestes Buch. ihr Mann, Lex Santer, arbeitete als Fondsmanager. Alles deutet auf das Werk eines Profis hin. Der offensichtlich mit privaten Problemen kämpfende Commissario Pavarotti tappt auf der Suche nach dem Motiv im Dunkeln. Auf einer Reise nach Deutschland läuft er Lissie, seiner ehemaligen Partnerin, in die Arme. Auch Lissie hat Anna und Lex gekannt (wobei ihr nicht bewusst ist, dass Pavarotti darüber Bescheid weiß) und kehrt mit Pavarotti nach Meran zurück, offiziell, um die Arbeiten an Annas Buch fortzuführen, wozu sie von ihrem Verleger beauftragt wurde. Was aber weder Pavarotti noch sein Ispettore Emmenegger wissen: Lissie denkt gar nicht daran, die fremde Geschichte zu bearbeiten, sondern arbeitet an ihrem eigenen Buch, und sie und Anna hatten anscheinend einen heftigen Streit. In Meran überschlagen sich dann die Ereignisse, Lissie gerät selbst ins Visier des Mörders, und Pavarotti und Emmenegger haben alle Hände voll zu tun, um sie zu retten.
Besonders attraktiv fand ich die persönlichen Spannungen zwischen den Protagonisten - man konnte teilweise richtig die Funken sprühen sehen in den Seiten. Durch gekonnt gezielte Rückblicke, einerseits in das Meran der Nachkriegszeit, andererseits in die Jugend von Anna, gewinnt der Leser nach und nach ein Einblicke in die komplexe Story. Gewinnt man anfangs den Eindruck, die Verbrechen wurden aus profaner Profitgier begangen, wird einem nach und nach deutlich, dass es hier um viel mehr geht, um Schicksale, um Geschichten. Fast jeder der Befragten ist irgenwie involviert, jedes Haus, jede Pension hat seine Geschichte in der Nachkriegszeit. Als Viertelsüdtirolerin, die in Innsbruck aufgewachsen ist, kenne ich auch aus meiner unmittelbaren Umgebung viele solcher Geschichten. Elisabeth Florin lässt ihre Protagonisten durch kleine Details und liebevolle Schilderungen lebendig, nahbar und menschlich erscheinen, z. B. spürt man die Verzweiflung Pavarottis am Anfang bzw. kann das Gefühl genau nachvollziehen, das Pavarotti in dieser Milchbar hat, als sie schreibt: "Nur 10 cm trennten ihn von Rom, aber der Streifen aus hellblauem Resopal war so breit wie der Po, und er wusste, er würde Rom nie erreichen". Die grandiose, eigene Landschaft rund um Meran, das immer noch eine deutschsprachige Enklave im inzwischen stark italienisch durchsetzten Südtirol darstellt mit den einsamen Tälern rundum bildet den perfekten Rahmen für diesen herausragenden zeitgeschichtlichen Krimi mit Lokalkolorit. Einige Fragen sind mir geblieben, ich hoffe, diese mithilfe der früheren Pavarotti-Fälle, die ich schon bald lesen werde, lösen zu können. Und dann freue ich mich auf weitere Fälle mit Pavarotti und Co.
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