Elisabeth R. Hager

 4,5 Sterne bei 129 Bewertungen
Autorin von Fünf Tage im Mai, Der tanzende Berg und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Kreatives Arbeiten: Elisabeth R. Hager ist 1981 in St. Johann, in Tirol geboren. Heute lebt sie dort und in Berlin. Sie arbeitet in verschiedenen kreativen Bereichen, unter anderem als Klangkünstlerin und Radiomacherin, auch führt sie Regie. Ihren Debütroman „Kometen“ veröffentlichte Hager 2012, sie schreibt aber auch Beiträge für Literaturmagazine und Zeitschriften, Dramen und Gedichte und gibt Workshops in Kreativem Schreiben. 2018 gewann sie das Hilde-Zach-Literaturstipendium der Stadt Innsbruck.

Alle Bücher von Elisabeth R. Hager

Cover des Buches Fünf Tage im Mai (ISBN: 9783608962642)

Fünf Tage im Mai

 (119)
Erschienen am 23.02.2019
Cover des Buches Der tanzende Berg (ISBN: 9783608984880)

Der tanzende Berg

 (9)
Erschienen am 20.08.2022
Cover des Buches Kometen (ISBN: 9783852862200)

Kometen

 (1)
Erschienen am 20.02.2012
Cover des Buches Harakeke (ISBN: 9783945453599)

Harakeke

 (0)
Erschienen am 28.10.2019
Cover des Buches Talking Heads (ISBN: 9783940998521)

Talking Heads

 (0)
Erschienen am 28.10.2023

Neue Rezensionen zu Elisabeth R. Hager

Cover des Buches Der tanzende Berg (ISBN: 9783608984880)
schillerbuchs avatar

Rezension zu "Der tanzende Berg" von Elisabeth R. Hager

Ein vielschichtiger Tirol-Roman
schillerbuchvor einem Jahr

Der Vorgänger-Roman der Autorin “Fünf Tage im Mai” hatte mir sehr gut gefallen und ich war gespannt, wir es mir mit ihrem neuen Roman ergehen würde.

Auch er spielt wieder in Tirol in der Region Kitzbühel. Da wir dort ein Ferienhaus haben, ist es für mich immer besonders schön, Lektüre zu finden, die dort spielt. Auch dieses Mal sind wieder schöne und stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen im Buch dabei. Und darum geht’s:

Marie lebt bei ihrer Tante Hella in einem kleinen Tiroler Dorf nahe Kitzbühel. Die Tante ist Witwe und Marie, die das Dorf nach der Schule verlassen hat, um in Wien zu studieren, hat ihren Job dort aufgegeben, um die Präparationswerkstatt ihres verstorbenen Onkels fortzuführen. Von Kindesbeinen an hat sie viel Zeit mit ihm in seiner Werkstatt verbracht. Dort haben sie sich verstanden, sonst war der Onkel ein Grobian und Säufer. Eines Tages bekommt sie einen lukrativen, aber anspruchsvollen Eilauftrag: Sie soll den Schoßhund einer reichen Hoterlierstochter ausstopfen. 12 Stunden hat sie Zeit, am Abend, zur Geburtstagsparty muss sie fertig sein. Während der Arbeit erinnert sie sich auch an Youni, ihre große Liebe, die wenige Wochen zuvor ums Leben kam. Und dann steht plötzlich die Butz vor der Tür, die eigentlich Ursula heißt und die Tochter des Esel-Meyer ist. Wie Marie hat sie das Dorf irgendwann verlassen und jetzt kommt sie zurück, um etwas abzuholen, das Marie von Youni hat.

Mit diesem Roman musste ich mich erst anfreunden. Ich brauchte 2 Anläufe, um ihn fertig zu lesen. Mit Marie steht auch dieses Mal wieder eine junge Frau im Mittelpunkt, die eigentlich eine Außenseiterin ist: Ihre Eltern kamen bei einem Verkehrsunfall ums Leben und Onkel und Tante haben sie bei sich aufgenommen. So richtig akzeptiert war sie jedoch nie im Dorf, stets schwarz gekleidet und mit Ohrstöpseln unterwegs hatte sie ihren Spitznamen Bloody Mary schnell weg. Als dann Youni ins Dorf kam, dem jugoslawischen Bürgerkrieg entflohen, mit gewinnendem Lächeln, wird er zum Schwarm aller Mädchen. Auch Marie verliebt sich sofort in ihn, aber mit der Zeit entwickelt sich etwas viel wertvolleres zwischen den Beiden: Freundschaft. Aber Youni driftet ab ins Party- und Drogenmilieu des Stadels, wie Kitzbühel von den Dörflern genannt wird und als Marie nach Wien geht, verlieren sie sich aus den Augen. Bis der Zufall in Gestalt einer Kiste Marihuana sie wieder zusammenbringt.

Mit der Präparationswerkstatt wird auch dieses Mal ein Traditionshandwerk in den Blickpunkt geholt. Aber während die Jäger im Dorf Maries Onkel ihre Tiere gerne zum Ausstopfen gebracht haben, nehmen sie eine jungen Frau in diesem Beruf nicht ernst. Die Szenen, in denen die einzelnen Schritte des Präparierens geschildert werden, haben, das muss ich zugeben, einen gewissen Ekelfaktor. Da war mir das Fassbinden im Vorgängerroman schon lieber.

Aber als die Butz dann die Szene betritt und Marie bei der Suche nach einem passenden Sockel für das Tier begleitet, nimmt der Roman deutlich an Fahrt auf. Die Butz war mit Youni befreundet und kann Marie einiges über ihn erzählen. Gleichzeitig merken die beiden Frauen, dass sie sich beide an den patriarchalen und konservativen Strukturen des Dorfes reiben und abarbeiten. Beide waren und sind sie Außenseiterinnen, die eine Art Hassliebe mit ihrer Heimat verbindet, niemand nimmt sie ernst und der Tod von Youni wird totgeschwiegen. Auf der gemeinsamen Suche nach dem Sockel an einer Felswand brechen alte Emotionen auf: Butz sieht aus der Höhe ihr Elternhaus liegen, einen Bauernhof, den sie gerne übernommen hätte, den der bankrotte Vater viel zu billig an ein pensioniertes deutsches Ärzteehepaar verkauft hat.  In dieser Szene wird das ganze Dilemma einer Gegend, in der die Einheimischen immer mehr der Geldmacht von Zugezogenen ausgeliefert sind, deutlich. Und als sie dann kurz danach in einer Alm noch ihren alten Lehrern aus der Schulzeit begegnen, brechen nach ein paar Schnäpsen alle Dämme.

Wie schon der Vorgängerroman ist auch dieser ungewöhnlich aufgebaut: Nach dem ersten Kapitel, das mit einem großen Knall endet, geht die Nummerierung, wie bei einem Countdown, von 9 an weiter nach unten. Die Handlung umfasst nur einen Tag und durch den Knall am Anfang baut sich ein Spannungsbogen auf, der mich dann doch durchhalten ließ und je weiter ich im Roman kam, desto mehr hat mich die Handlung gefesselt. Das liegt auch daran, dass Elisabeth R. Hager mit Humor erzählt und so zwischen dramtischen und leichten Momenten wechselt. Dabei gelingt es ihr wirklich hervorragend, die Untiefen der vermeintlichen Tiroler Idylle aufzuzeigen. Zudem flicht sie sehr stimmungsvolle Natur- und Landschaftsbeschreibungen ein, die mir, die ich die Gegend gut kenne, natürlich besondere Freude gemacht haben.

Fazit: Ein vielschichtiger Roman, auf den ich mich nicht so leicht einlassen konnte, wie auf den Vorgänger, den ich jedoch letztendlich mit großem Gewinn gelesen habe!

Cover des Buches Der tanzende Berg (ISBN: 9783608984880)
tinstamps avatar

Rezension zu "Der tanzende Berg" von Elisabeth R. Hager

Das war diesmal leider nichts für mich
tinstampvor einem Jahr

Vor zwei Jahren habe ich Elisabeth R. Hagers Roman "Fünf Tage im Mai" gelesen, den ich wirklich großartig fand und dem ich 5 Sterne gegeben habe. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass es wieder etwas Neues von der Tiroler Autorin gibt. Leider konnte mich jedoch "Der tanzende Berg" so gar nicht abholen....

Marie ist eine Außenseiterin und hat Tirol verlassen, um in Wien zu studieren. Nach dem Tod ihres Onkels kehrt sie zurück in ihre Heimat, wo sie bei ihrem Onkel Franz und ihrer Tante Hella, nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern, aufgewachsen ist. Schon als Kind hat sie ihm beim Präparieren zugeschaut und das Handwerk mitgelernt. Franz Sche­ringer war die unum­strittene Koryphäe, wenn es um das effekt­volle Aus­stopfen erlegter Wildtiere ging. Als Marie nun seine Arbeit übernimmt, wird sie eher belächelt und als "Bloody Mary" verspottet. Als Frau will sie die Geschäfte ihres Onkels weiterführen? Weder die Einheimischen, noch die Jägerschaft bringen Verständ­nis auf für eine allein­stehende Frau, die mit Einge­weiden hantiert und Tiere aus­stopft. Ab und zu finden Touristen Gefallen an den Produkten und erwerben einen Wolper­tinger. So läuft das Geschäft eher schlecht als recht, bis Marie den Auftrag bekommt das jüngst verstorbene Chihuahua Hündchen der reichen Hotelierstochter des Nachbarortes auszustopfen und beim großen Geburtstagsfest zu präsentieren. Zeitlich ist der Auftrag kaum zu schaffen, aber das Geld wird dringend benötigt. Also macht sich Marie an ihr Werk...
Dabei kommen Erinnerungen an ihren Freund Youni hoch, der als Kind aus Ex-Jugoslawien ins Dorf kam und vor sechs Monaten bei einer Explosion getötet wurde. Youni dealte mit Drogen und seine Kiste voll Marihuana steht noch immer bei Marie. Grund für die Alteingesessenen, ihn zu verurteilen und jede Menge schlechte Eigenschaften anzudichten. Niemanden interessierte es, wer er wirklich war. Dann bekommt Marie unerwartet Besuch von Ursula, genannt "Butz", ebenfalls eine Außenseiterin in der Heimatgemeinde, die ihr einiges über Youni zu erzählen hat...

Die Handlung des Romans spielt exakt 12 Stunden, in denen Marie den unmöglichen Auftrag übernimmt, den Chihuahua der Hotelierstochter bis Mitternacht auszustopfen. Mit der Übergabeszene des Hündchens in Kapitel eins steigen wir als Leser mit einem großen Knall in den Roman ein. Danach geht es wie in einem Countdown zurück von Kapitel zehn bis zum Ende, wo wir wieder am Anfang ankommen. Dies hat die Autorin wirklich großartig gemacht!
Nach dem Einstieg war ich sehr neugierig, was passieren musste, dass es zu diesem Vorfall im ersten Kapitel kam. Voller Enthusiasmus las ich weiter, doch der Roman wurde immer zäher und zäher. Skurille Figuren und ein sehr kurioser Plot machten mir das Lesen schwer. Die großartige Gesellschaftskritik hat mir hingegen sehr gefallen. Es scheint nicht nur Marie aus dem Roman, sondern auch die Autorin ein Hass-Liebe zu ihrer Heimat Tirol zu empfinden. Elisabeth R. Hager thematisiert auch diesmal die eher dunklen Seiten des dörflichen Lebens. Dabei ist mir so einiges bekannt, denn ich komme ebenfalls aus einem kleinen Dorf am Land. Althergebrachte Anschauungen sind hier noch genauso vorhanden, wie die typischen Geschlechterrollen.
Atmosphärisch empfand ich auch die bildhafte Beschreibung der Landschaft und der Berge. Die Figuren sind großartig gezeichnet und auch der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen und trotzdem konnte mich diesmal die Geschichte nicht abholen.

Fazit:
Nachdem für mich "Fünf Tage im Mai" der Autorin ein Highlight war, konnte mich ihr neuer Roman nicht überzeugen. Schreibstil und Plot sind gut, jedoch konnte mich die sehr skurille Geschichte über Ausgrenzung nicht wirklich abholen. Macht euch bitte selbst ein Bild über diese Geschichte, denn der Roman wird (außer von mir) sehr gut bewertet.

Cover des Buches Fünf Tage im Mai (ISBN: 9783608962642)
Maselis avatar

Rezension zu "Fünf Tage im Mai" von Elisabeth R. Hager

Der Roman hat gehalten, was ich mir von ihm versprochen hatte –amüsante und nachdenkliche Lesestunden!
Maselivor einem Jahr

Die Illy und ihr Urgroßvater Tat’ka sind ein ungleiches Gespann. Wann immer es geht, verbringen sie die Zeit miteinander, in der der Urgroßvater Illy in sein Handwerk des Fassbinders einweiht und Illy ihm all ihre Eindrücke ihres jungen Lebens verrät. Selbst als Illy sich in einen jungen Außenseiter verliebt, bleibt ihre enge Bindung unberührt. 

Ich spürte, dass uns das Unverständnis und die Einsamkeit verbanden, wie ein Wiegenlied, das wir beide seit der Kindheit kannten.

Doch mit Tristan entwickelt es sich nicht so, wie es für eine junge Liebe erträglich ist. Das Unglück bricht herein und reißt Illy aus ihrem Gleichgewicht. Es vergehen Jahre bis es Illy gelingt, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ohne Tat’ka hätt sie es vielleicht nicht geschafft.

„Für dich und dein Leben musst‘ verantwortlich sein! Das klingt nach keiner Heldentat, i weiß. Aber es is‘ eine. Die meisten schaffen nit einmal das.“

Meine persönlichen Leseeindrücke

Treffender hätte der Titel nicht sein können, denn es geht in dem Roman „Fünf Tage in Mai“ tatsächlich nur um fünf ausgewählte Tage im Mai, wenngleich in unterschiedlichen Jahren. Diese fünf Tage sind vollkommen ausreichend um das Leben der Illy in groben Zügen zu zeichnen und jene Ereignisse festzuhalten, auf die es tatsächlich ankommt. Gemeinsam haben all diese Tage Illys liebevolles und sehr vertrautes Verhältnis zu ihrem Urgroßvater Tat’ka (tschechisch für Väterchen), der als Urgestein des Nordtiroler Mannes, kaisertreu bis zum Ende, ein treffsicheres Gespür für seine Urenkeltochter hat, sie unkonventionell stützt und schützt und sie bedingungslos liebt. So einen (Ur)Großvater hätte ich auch gerne gehabt!

Und er hat geduldig gewartet, bis sich die Nebel um mich gelichtet hatten.

Sobald Illy das Gesicht ihres Urgroßvaters erblickt, fühlt sie sich sicher. Und um dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geht es in diesem mit nur 221 Seiten nicht sehr umfangreichen Roman der Tiroler Schriftstellerin Elisabeth R. Hager. Ich kann hier sehr viel mitempfinden, es kommen tief verborgene Erinnerungen an meine Großmutter zurück, und unendlich viele seelische und körperliche Empfindungen an eine meiner glücklichsten Zeiten. Vielleicht liegt es daran, dass ich als Südtirolerin dem Buch etwas mehr abgewinnen kann, für mich ist der Roman ein Stück Heimatgeschichte, ganz nah an meinem Herzen.

„Aber das heißt noch lang nit, dass diejenigen, die das Zeug zu wahrer Größe haben, keine Hilfe brauchen. Die brauchen sogar ganz viel Hilfe, aber dafür is‘ das Ergebnis dann spektakulär, Illy. Spektakulär.“

Dann gibt es wieder diese feinen Kritikspitzen gegen die etablierte, wohlwollende, großzügige und feine Gesellschaft in Kitzbühel, die ich bereits aus dem Roman „Der tanzende Berg“ kenne. Die literarische Karikatur der Tiroler Gesellschaft, mit ihren lichten und dunklen Seiten, ist hier zwar weniger präsent aber gelingt wieder ausgezeichnet.

Fazit

In „Fünf Tage in Mai“ erzählt Elisabeth R. Haber ein außergewöhnliches Urgroßvater-Urenkelin-Verhältnis. Sie tut dies mit Tiroler Aufrichtigkeit und Liebe, deren Stärke vor allem darin liegt, das mitzueilen, das hinter den Grenzen der Worte liegt. 

Der Roman hat gehalten, was ich mir von ihm versprochen hatte –amüsante und nachdenkliche Lesestunden!

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