Sie ist keine Fach-Frau und gerade das macht Ihre Rezeptsammlung so besonders. Sie führt uns weg von der Ehrfurcht vor Sterne-Gedöns und Selbstdarstellungen der betreffenden (Fernseh-) Köche, weg vom Zuschauen wie andere kochen, hin zum Selbermachen und zur Raffinesse des Einfachen.
Einfach und einfallsreich sind Elisabeth Raethers Rezepte. Sie brauchen keine langen Zutatenlisten und alles lässt sich wirklich gut nachkochen. Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet, denn Elisabeth Raether orientiert sich am liebsten am aktuellen Wochenmarkt. So entstehen saisonale Köstlichkeiten. Ihre Rezepte scheuen jeden Aufwand. Man kann sie fast nebenbei ganz gelassen nachkochen.
Wie sagte Elisabeth Raether im Interview (auf www.interview.de): „Meine Rezepte sind doch total einfach, da geht es wirklich darum, sich nicht zu überanstrengen. In den Zeitungen und im Fernsehen wird immer das Leistungskochen abgebildet: Sterneküche, Koch-Castingshows und so weiter. Dabei ist Kochen so einfach: In die Küche stellen, Zeugs schneiden, in den Topf, umrühren, das reicht fast schon, um kochen zu können.“
Ihre klugen, witzigen Rezeptbeschreibungen sind so kurzweilig, dass man es auch mit Genuss lesen kann, ohne die Rezepte nach zu kochen, vor allem weil sie tiefe Lebensweisheiten locker mit Rezepten und Zutaten verbindet: „Gegen kein Aroma wehrt sich die Petersilie. Aber es ist leider so: Wenn man es jedem recht macht, wird man irgendwann übersehen.“ (Seite 29) „Es ist der erwachsene Spinat mit Falten und Runzeln. Denn so wenig, wie Menschen jung sein müssen, um schön zu sein, muss Essen jung sein, um gut zu schmecken.“ (Seite 43) „Die zur Schau getragene Uneitelkeit ist oft eine radikale Form der Eitelkeit.“ (Seite 135) Oder sie führt spielerisch an Einsicht heran, „dass man sich niemals über das definieren sollte, was fehlt.“ (Seite 109)
Ihr Credo beschreibt sie in der ersten Kolumne so: "Hier werden keine Wasserbäder gemacht, es wird nicht flambiert und nicht nappiert. Man könnte das den minimalistischen Ansatz nennen, wahrscheinlich ist es aber schlicht Küchenfaulheit. Das bedeutet zum Beispiel, dass praktisch jedes Gemüse, das es gibt, bei uns einfach in den Backofen gesteckt wird, aus dem es nach kurzer Zeit in eine Schönheit verwandelt wieder hervorkommt." (Seite 15)
Bei Elisabeth Raether kommt nicht das auf den Tisch, was die Sterne-Köche in ihren Restaurants servieren, sondern was diese zu Hause für sich selbst und ihre Familien kochen. Kein Wunder, dass der "Wochenmarkt" die erfolgreichste Rezeptkolumne in Deutschland ist.
Natürlich ist es ein nützliches Buch zunächst für all die fleißigen Wochenmark-Rezeptsammler, die jetzt ihre Zeitungsschnipselsammlung auflösen können. Aber vor allem ist es für jeden, der Lust hat, Rezepte auszuprobieren, dabei aber keinem Sternekoch nacheifern möchte, hat mit diesem Buch aus dem Berlin Verlag genau das Richtige im Regal.