Das Leben auf dem Hof in der Vorkriegszeit ist hart im ländlichen Österreich. Die Pflichten übernehmen weitgehend die beiden älteren Brüder von Franz, da der Vater vom Einsatz im Ersten Weltkrieg verbittert zurückkehrte und mit unsäglicher Härte regiert. Nebenbei führen sie auch noch die Dorfgaststätte. Als der Einberufungsbefehl für die Brüder kommt, bleibt der jugendliche Franz allein. Als Hilfe in der Landwirtschaft arbeiten zwei ungeliebte Vertriebene. Sein einziger Lichtblick ist die Geburt seiner kleinen Schwester Elfi. Sie bringt die Liebe in sein Leben. Ist er doch von Anfang an für sie verantwortlich, da beide Eltern schwer arbeiten und keine Zeit bleibt, sich zu kümmern über die aller nötigsten Pflichten hinaus.
Jahrzehnte später erinnert sich der alte Franz an seine Kindheit und Jugend und versucht die schmerzhaften Erinnerungen zu verarbeiten. Er öffnet eine Blechkiste und beginnt die darin aufbewahrten Briefe seiner Brüder von der Front zu lesen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Franz und seiner Enkelin Astrid erzählt. Der Erzählstil erschließt sich nicht sofort und gerade die Passagen von Astrid sind teilweise unverständlich und sogar langweilig. Schade, dass der interessante Inhalt sprachlich schwer umgesetzt wurde.
Elisabeth Schmidauer
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Bei der Geburt seiner kleinen Schwester Elfi hat Franz geschworen, immer auf sie aufzupassen. Überraschend wird er zum Hoferben, als seine beiden älteren Brüder im Krieg fallen. Doch nach einer Erkrankung wird Elfi ins Heim gebracht, und sie wird nie wieder zurückkommen. Obwohl Franz seine große Liebe Bärbi heiratet, wird Franz sein Leben lang wortkarg bleiben.
Es waren für mich die vielen erzählten Bilder, die das Leben von Franz entstehen ließen, bis in sein hohes Alter hinein. Bedrängend wirkt es, wenn sein Sohn penetrant nach den Geschehnissen während des Kriegs fragt. Die Schuld, die Franz fühlt, weil er seine Schwester nicht richtig hat beschützen können, begleitet ihn sein Leben lang, lässt ihn einsam werden, auch in seiner eigenen Familie. Franz‘ Schicksal spiegelt das vieler seiner Artgenossen, die im Krieg zu leiden hatten und vieles in sich versiegelt haben. Das ist nicht leicht zu lesen, und doch ist es sehr emotional und wirkt äußerst authentisch.
Mich hat diese Geschichte sehr berührt, so dass ich das Buch sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
„Mit Worten habe der Dichter die Welt beschworen. (…) Shakespeare habe für das Volk geschrieben und das Volk kannte die Pflanzen, von denen er schrieb und es kannte alles das, was er den Pflanzen zuschrieb (…) und ihre magische Wirkung.
„Im Gegensatz zu uns“, sagte er (…) Uns entgehe doch diese magische, zauberische und gleichzeitig sehr reale Ebene fast vollständig.
„Nur das Wortgeklingel“ und das meine er nicht abwertend! – nur das Wortgeklingel trage noch diesen Zauber mit, aber was darunterliege, eine Tiefe der Bedeutungen und Weisheit auch und Kenntnis dessen, was einen umgab, (…) das müsse das heutige Publikum sich hart erarbeiten.“ (S. 147)
Dieses Zitat erschließt sich dem Leser dieser Rezension sicher nicht ohne Weiteres.
Doch es lässt, so meine ich, drei bemerkenswerte Charakteristika dieses Buches aufscheinen.
Erstens ist es geprägt durch eine sehr eigene, mal eindringlich-mitnehmende, mal ratlos-zurücklassende Sprache. Satzbau und Interpunktion sind sehr eigenwillig.
Zweitens erweckt die Autorin nicht nur in der zitierten Passage den Eindruck, dass Sie selbst beim Schreiben um „eine Tiefe der Bedeutungen und Weisheit“ ringt – vielleicht um sich mit Skakespeare zu messen.
Drittens liest sich das Buch nicht wie ein Roman; eher wirkt es wie eine Aneinanderreihung aufsteigender Erinnerungsbilder – möglicherweise formuliert bei der Betrachtung von Familienfotos aus weit zurückliegenden, meist schweren Zeiten.
In Letzterem liegt die durchaus eindrucksvolle Qualität des Buches: Durch die eindringliche Beschreibung ausgewählter Situationen – fast vergessener Fotos – erhält der Leser intensive Einblicke in das aufreibende Leben gerne verdrängter Zeiten:
„Statt eines Begräbnisses gab es eine Trauerfeier vor dem leeren Grab. In fremder Erde, sagte der Pfarrer, und Franz wusste nicht, wie er sich fremde Erde denken sollte, und der Gedanke überfiel ihn, wie denn die Brüder gestorben waren, erschlagen, erschossen, verbrannt, ihre armen zerfetzten Körper. Wenn das Vaterland, sagte der Bürgermeister, solche Söhne hatte, die ihr junges Leben opferten, für einen großen, einen heiligen Zweck; dass das Opfer nicht umsonst war, sagte der Lehrer, heiliges Blutopfer; Gott sei ihrer Seele gnädig, sagte der Pfarrer.“ (S. 165 f)
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