Cover des Buches North and South (ISBN: B005Z8N8QA)
Rezension zu North and South von Elizabeth Cleghorn Gaskell

Gesellschaftskritik und Liebesroman in einem

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

Ein Roman aus dem 19. Jahrhundert, ein Buch aus dem Viktorianischen England. Ein Buch, das Themen anspricht, die auch heute noch aktuell sind. Das Leid der Arbeiterklasse, ihre Versuche diesem Elend zu entkommen, Streik, Gewaltausbrüche und das zwischenmenschliche Miteinander unter Leuten ganz unterschiedlicher Herkunft und Klassen.

Mittendrin die junge “Heldin” Margaret Hale, durch deren Augen der Leser die graue Stadt im Norden wahrnimmt und die Ungerechtigkeiten gegen die Arbeiterklasse erlebt. Es ist ihre Geschichte, und auch wenn der Roman viele brisante Themen dieser Zeit aufgreift (Wie viel Verantwortung trägt der Master für seine Arbeiter?) und Margaret in Ansätzen eine ziemlich fortschrittliche junge Dame ist (immerhin geht sie allein spazieren, ein Skandal! ;-)), so ist es doch wieder einmal die allseits beliebte Liebesgeschichte aus dem 19. Jahrhundert. Frau lernt attraktiven Mann kennen, mag ihn erst nicht und im Verlaufe der Geschichte lernen sich beide kennen und lieben. Verwicklungen und – in diesem Fall – sozialkritische Beobachtungen nicht ausgeschlossen. Aber ist es nicht gerade das, was wir an Jane Austen und Co. so schätzen?

Es hat mir auf alle Fälle Spaß gemacht das Buch zu lesen, was man nicht von allen Romanen aus der Zeit sagen kann. Teilweise hat es sich ein wenig in die Länge gezogen und ich hatte das Gefühl, dass sich einige politischen Dialoge wiederholt haben. Die dargestellten Charaktere sind zum Teil sehr amüsant und auch wenn ich von Zeit zu Zeit Schwierigkeiten hatte dem Milton-Slang zu verstehen, so konnte ich das Buch doch ganz gut ohne Wörterbuch lesen.

Von der Geschichte her fand ich es sehr gut, dass es Mrs Gaskell tatsächlich gelungen ist dem Leser einen Einblick in die Zuständen ihrer Zeit zu geben. Es ist alles sehr bildlich beschrieben und obwohl man immer in der Mittelklasse bleibt, so erhält man doch Einsicht in die Gedanken und Gefühle der Arbeiter durch Margarets Freundschaft zu Higgins und dessen Tochter. Und auch in die Gedanken von den Industriellen wird man mit einbezogen. Der männliche Protagonist Thornton ist ein häufiger Besucher im Hause Hale und führt nicht nur lebhafte Diskussionen mit Mr. Hale, sondern auch mit Margaret. Was mir sehr gefallen hat, denn sie hat – für ihre Zeit – einen erstaunlich klaren Standpunkt und scheut sich nicht, diesen zu vertreten.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich mit der Zeit beschäftigen will und Romane aus dem viktorianischem England liebt. Es ist realistischer als die Liebesgeschichten von Jane Austen, man merkt schon recht deutlich die Kritik, die Mrs. Gaskell sehr gelungen in ihre Liebesgeschichte eingewoben hat. Gerade deswegen kann ich es für Freunde der englischen Literatur nur empfehlen.

Außerdem empfehle ich jedem die BBC-Verfilmung von North and South. Sie ist zwar sehr lang, dafür aber wirklich sehenswert und nahe am Buch.

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