Das Buch "So wüst und schön sah ich noch keinen Tag" von Elizabeth LaBan ist ein Jugendbuch - kann oder besser gesagt sollte - auch von Erwachsenen gelesen werden.
In der Systematik der öffentlichen Büchereien wird dieser Roman unter 5.2 eingestellt, was bedeutet: Lesealter über 13 Jahre. Jedoch, die Thematik dieses Buches ist altersübergreifend. Es geht um Ausgrenzung, verpasste Gelegenheiten und und und.
Der Ort der Handlung ist die Irving High School (Internat) in einem US-Bundesstaat. Das amerik. Schulsystem, als auch die Benotung ist mit dem, wie es in Deutschland praktiziert wird, nicht identisch. Doch auch wer darüber nicht informiert ist, findet sehr gut in die Handlung. Erzählt wird das letzte High School Jahr von Tim und einem Jahr später Duncan.
Tim ist ein Albino. Seine Haut kann keine Pigmente bilden und alles an ihm ist schlohweiß. Ein Makel. Für ihn war es schon immer normal deshalb gehänselt zu werden, in der Schule ausgeschlossen und egal wohin er kommt, mit dem Blick auf den Boden gerichtet durchs Leben zu gehen. Die stierenden Blicke seiner Mitmenschen sind ihm genauso verhasst wie das unauffällig und deshalb so auffällige Wegsehen. In der High School sitzt er deshalb während der Mahlzeiten an einem Einzeltisch völlig abseits. Will unsichtbar durchs Leben gehen. Können wir seine Gefühle nachempfinden? Wohl kaum. Höchstens erahnen.
Durch Zufall (ein Schneesturm legt den Flughafen lahm) lernt er Vanessa kennen, die ebenfalls auf dem Weg zur Irving H. S. ist. Gegenseitig finden sie sich nett. Für Tim ist es eine ganz neue Erfahrung, dass dieses außergewöhnliche Mädchen ihn als einen ganz normalen Jungen empfindet und ihn auch so behandelt. Sagt ihm sogar, er habe schöne Augen.
Das Unterrichtsthema der Seniors der High School ist seit Jahren: Tragödien in all ihren Facetten. Und eine Tragödie spielt sich auch vor den Augen der Leser ab. Tim geht unachtsam mit sich selbst um, schießt alle Warnungen und Vorsichtsmaßregeln seiner Ärzte die fehlende Hautpigmentierung betreffend, in den Wind. Bis es zu einem schlimmen Unfall kommt.
Der Verlauf und die Ereignisse dieses Schuljahres spricht Tim auf CDs, die er Duncan, der im nachfolgenden Schuljahr das hässliche Eckzimmer von Tim bezieht, als eine Art Vermächtnis in einem Geheimfach des Schrankes hinterlässt. Während Tim rückblickend sein letztes Jahr an der High School erzählt, erlebt Duncan sein eigenes Jahr. Profitiert von Tim, der ihm verrät wo bestimmte Schlüssel aufbewahrt werden, was mitunter erheitert, als auch von dessen Erfahrungen und Erkenntnissen zum Thema "Tragödien". Der Autorin ist es gelungen, beide Erzählstränge parallel laufen zu lassen ohne den Leser zu verwirren.
Zwei Seniors einer High School, die unterschiedlicher nicht sein können und trotzdem viele Gemeinsamkeiten haben. Der Begriff "Tragödie" erklärt sich in diesem Buch von selbst.