Cover des Buches Operation Hugo (ISBN: 9783868275148)
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Rezension zu Operation Hugo von Elizabeth Musser

Gottes Webteppich auch in dunkler Zeit

von mabuerele vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Beeindruckender Roman über den Algerienkrieg und seine Folgen für die Menschen! Er hat nichts an Aktualität verloren!

Rezension

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mabuerelevor 9 Jahren

"...Sie sagt, dass Gott die Menschenleben ineinanderwebt, damit sie einen wunderschönen Webteppich ergeben. Wir selbst können das fertige Bild noch nicht sehen, aber Gott sieht es..."

Wir schreiben das Jahr 1962. In Castelnau, Südfrankreich, macht sich Gabriella Sorgen um David. David ist nach Algerien gereist, um Anne-Maria, seine einstige Freundin, nach Frankreich zu holen. Ophèlie, die kleine Tochter von David und Anne-Marie, lebt im Waisenhaus in Castelnau.

David trifft Anne-Marie und ihren jetzigen Freund Moustafa in ihrem Versteck in Algier. Die Flucht muss gut vorbereitet werden.

Hussein, ein 14jähriger algerischer Junge, wird seit 7 Jahren von Ali, ebenfalls Algerier, für seine Zwecke benutzt. Mit Gewalt und Drohung wird er befähigt, riskante Aufträge auszuführen. Jetzt wartet eine besonders diffizile Aufgabe auf ihn.

Das Buch schließt fast punktgenau an den ersten Band „Das Hugenotttenkreuz“ an. Die Geschichte wird fesselnd erzählt und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Autorin hat ein umfassendes Bild des sich im Umbruch befindenden Algeriens gezeichnet. Krieg und Gewalt sind an der Tagesordnung. Jeder kämpft gegen jeden. Zwei Gruppen stehen aber insbesondere im Fokus der Geschichte. Das sind zum einen die Pieds-Noirs, zumeist Franzosen, die sich in Algerien ein neues Leben aufgebaut haben. Zu ihnen gehört Anne-Marie. Sie müssen, nur mit dem Nötigsten verstehen, das Land verlassen. Zum anderen sind es die Harki, Angehörige der algerischen Hilfstruppen. Moustafa und sein Bruder gehören dazu. Und dann gibt es noch Leute wie Ali, die ihr eigenes Süppchen kochen, nach der Macht gieren, und ihre Rache ausleben. Er hat Anne-Marie und ihre gesamte Familie als Opfer auserkoren.

Die zweite Seite der Geschichte spielt in Frankreich. Im Waisenhaus zu Castelnau hat Mutter Griolet, eine katholische Nonne, nicht nur Kinder der Pieds-Noirs, sondern auch Harkikinder aufgenommen. Plötzlich gibt es massiv Kritik aus der Bevölkerung. Örtliche Sponsoren des Waisenhauses springen ab, Mutter Griolet soll die Kinder andersweitig unterbringen. Ihre Vorgesetzten drohen mit der Schließung des Waisenhauses. Zu den Waisenhaus gehört ein Austauschprogramm für amerikanische Studentinnen. Auch hier gibt es Ärger, seitdem David den Ort verlassen hat.

Der Schriftstil des Buches ist gut lesbar. Orte und Personen werden gut charakterisiert. Die Grausamkeiten des Krieges wirken durch ihre sachliche Darstellung besonders eindringlich. Zu den Höhepunkten der Geschichte gehören insbesondere die Dialoge. Moustafa und David tauschen sich über Bibel und Koran aus. Die Weisheit von Mutter Griolet gibt ihren Mitarbeitern immer neue Kraft. Obiges Zitat stammt von ihr. Die besondere Begabung der Autorin aber liegt darin, die psychischen Tiefen der Protagonisten auszuloten. Sie findet treffende Worte um Gabriellas Angst, Anne-Maries plötzlichen Frieden, Ophèlies unerschütterlichen Glauben und Mutter Griolets Großmut wiederzugeben. Die kleine Ophèlie ist der Sonnenschein der Erzählung. Sie hat für ihr Alter nicht nur einen tiefen Glauben, sie hat auch die Gabe, die Befindlichkeit der Erwachsenen zu erahnen und unvoreingenommen auf die anderen Kinder zuzugehen. Eindrucksvoll wird Davids innere Zerrissenheit dargestellt. Die Ereignisse in Algerien lassen ihn fast am Glauben zerbrechen.

Der Webteppich Gottes zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Seine Feinheiten allerdings möge der zukünftige Leser selbst ergründen.

Das Cover mit der bunten Stadtansicht ist dem ersten Teil der Trilogie angepasst.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wozu Menschen fähig sind, die sich von der Liebe Gottes leiten lassen, schließt aber die Grausamkeiten des Lebens nicht aus. Eines wurde mir beim Lesen immer deutlicher: Nie war die Geschichte so aktuell wie heute..

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