Rezension zu Olive Kitteridge von Elizabeth Strout
„She didn’t like to be alone. Even more, she didn’t like being with people.”
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Das kleine Dörfchen Crosby in Maine ist ein idyllischer Ort. In den Sommermonaten kommen Touristen, um den Blick aufs Meer zu genießen und Hummer zu verspeisen, aber es sind noch nicht so viele von ihnen, dass es unangenehm wäre.
Hier lebt die pensionierte Mathelehrerin Olive Kitteridge gemeinsam mit ihrem Mann Henry. Kitteridge ist eine starrsinnige Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die beherzt, manchmal überstürzt, urteilt und handelt.
Menschenmengen findet sie ermüdend und die meisten Menschen sind ihr sowieso unsympathisch. Umso interessanter ist es, dass Elizabeth Strout sich nicht nur auf Olive konzentriert. Vielmehr reiht sie verschiedene Episoden aneinander. In einigen tritt Olive als Protagonistin auf, doch in den meisten erzählt Strout in erster Linie die Geschichten von anderen:
Henry, der seine Frau trotz ihrer oft harschen Worte aufrichtig liebt, doch dessen Bestreben, anderen Leuten ihren Tag zu verschönern, Olive von Zeit zu Zeit in den Wahnsinn treibt.
Kevin Coulson, ein ehemaliger Schüler von Olive, der eigentlich nach Crosby zurückkehrt um sich das Leben zu nehmen, bis seine frühere Lehrerin seine Pläne durchkreuzt.
Harmon, der seit mehr als fünfzig Jahren zumeist glücklich mit seiner Frau Bonnie verheiratet ist. Und dann bringt Daisy, gerade Witwe geworden, alles durcheinander.
Nina, eine junge Frau Anfang 20, stark magersüchtig, die gerade von ihrem Freund verlassen wurde, und die Olive zu Tränen rührt.
Strout breitet noch mehr Geschichten vor uns aus, erschafft einen Charakter nach dem anderen, von denen jeder mehr oder weniger direkt mit Olive Kitteridge zu tun hat. Dementsprechend ändert sich der Eindruck, den wir von Olive bekommen mit jedem Kapitel kaleidoskopartig.
Jede Person, der Strout ein Kapitel widmet, birgt den Stoff eines ganzen Buches in sich, doch Strout hat keine Scheu, jede einzelne dieser Geschichten wieder abrupt zu verlassen, und das weitere Geschehen der Phantasie des Lesers zu überlassen.
Die einzige Person, zu der sie wiederholt zurückkehrt, ist Olive. In ihrem Fall wird der Konflikt mit dem Sohn nicht nur angedeutet; er wird ausgetragen. Zugleich setzt sie Olives Innenleben, ihre Gedanken und Ängste, den äußerlichen Eindrücken entgegen, die uns in den anderen Kapiteln vermittelt werden.
Eine fast perfekte Mischung aus tieftraurigen Momenten und völlig absurden Augenblicken; aus Banalitäten des Alltags und wegweisenden Entscheidungen.
Diese Rezension wurde auch auf lesemanie.com veröffentlicht.
Hier lebt die pensionierte Mathelehrerin Olive Kitteridge gemeinsam mit ihrem Mann Henry. Kitteridge ist eine starrsinnige Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die beherzt, manchmal überstürzt, urteilt und handelt.
Menschenmengen findet sie ermüdend und die meisten Menschen sind ihr sowieso unsympathisch. Umso interessanter ist es, dass Elizabeth Strout sich nicht nur auf Olive konzentriert. Vielmehr reiht sie verschiedene Episoden aneinander. In einigen tritt Olive als Protagonistin auf, doch in den meisten erzählt Strout in erster Linie die Geschichten von anderen:
Henry, der seine Frau trotz ihrer oft harschen Worte aufrichtig liebt, doch dessen Bestreben, anderen Leuten ihren Tag zu verschönern, Olive von Zeit zu Zeit in den Wahnsinn treibt.
Kevin Coulson, ein ehemaliger Schüler von Olive, der eigentlich nach Crosby zurückkehrt um sich das Leben zu nehmen, bis seine frühere Lehrerin seine Pläne durchkreuzt.
Harmon, der seit mehr als fünfzig Jahren zumeist glücklich mit seiner Frau Bonnie verheiratet ist. Und dann bringt Daisy, gerade Witwe geworden, alles durcheinander.
Nina, eine junge Frau Anfang 20, stark magersüchtig, die gerade von ihrem Freund verlassen wurde, und die Olive zu Tränen rührt.
Strout breitet noch mehr Geschichten vor uns aus, erschafft einen Charakter nach dem anderen, von denen jeder mehr oder weniger direkt mit Olive Kitteridge zu tun hat. Dementsprechend ändert sich der Eindruck, den wir von Olive bekommen mit jedem Kapitel kaleidoskopartig.
Jede Person, der Strout ein Kapitel widmet, birgt den Stoff eines ganzen Buches in sich, doch Strout hat keine Scheu, jede einzelne dieser Geschichten wieder abrupt zu verlassen, und das weitere Geschehen der Phantasie des Lesers zu überlassen.
Die einzige Person, zu der sie wiederholt zurückkehrt, ist Olive. In ihrem Fall wird der Konflikt mit dem Sohn nicht nur angedeutet; er wird ausgetragen. Zugleich setzt sie Olives Innenleben, ihre Gedanken und Ängste, den äußerlichen Eindrücken entgegen, die uns in den anderen Kapiteln vermittelt werden.
Eine fast perfekte Mischung aus tieftraurigen Momenten und völlig absurden Augenblicken; aus Banalitäten des Alltags und wegweisenden Entscheidungen.
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