Elizabeth Taylor

 4,4 Sterne bei 22 Bewertungen
Autor*in von Mrs Palfrey im Claremont, Blick auf den Hafen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Elizabeth Taylor, geboren 1912 in Reading, lebte in Penn, Buckinghamshire. Sie war kurz Mitglied der KP, danach Anhängerin der Labour Party. Taylors erster Roman, At Mrs Lippincote’s, erschien 1945. Elf weitere Romane, ein Kinderbuch und Kurzgeschichten folgten. Taylor befasst sich in ihren Werken vorwiegend mit den Facetten des Alltagslebens. 2007 verfilmte François Ozon ihren Roman Angel, der nun erstmals auf Deutsch vorliegt. Elizabeth Taylor starb am 19. November 1975. Im Dörlemann Verlag erschienen bisher die Romane Blick auf den Hafen (2011), Versteckspiel (2013), Angel (2018) sowie Mrs Palfrey im Claremont (2021), jeweils in der Übersetzung von Bettina Abarbanell.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Elizabeth Taylor

Cover des Buches Mrs Palfrey im Claremont (ISBN: 9783038200840)

Mrs Palfrey im Claremont

(9)
Erschienen am 24.02.2021
Cover des Buches Blick auf den Hafen (ISBN: 9783908778301)

Blick auf den Hafen

(6)
Erschienen am 12.07.2013
Cover des Buches Versteckspiel (ISBN: 9783908777847)

Versteckspiel

(3)
Erschienen am 14.02.2013
Cover des Buches Angel (ISBN: 9783038200529)

Angel

(1)
Erschienen am 12.02.2018
Cover des Buches Merry Christmas! (ISBN: 9783038201182)

Merry Christmas!

(1)
Erschienen am 26.10.2022

Neue Rezensionen zu Elizabeth Taylor

Cover des Buches Merry Christmas! (ISBN: 9783038201182)
AndreasKuecks avatar

Rezension zu "Merry Christmas!" von Sylvia Townsend Warner

AndreasKueck
...charmante Anthologie mit mir bisher unbekannten Autor*innen!

Weihnachten auf der Insel: Da buddeln sich bei mir in meinem Gedächtnis alle Klischee-Bilder von England an die Oberfläche, und ich denke an Mistelzweige, Sternsinger und Plumpudding, an verschneite Landschaften, idyllische Cottages und pittoreske Kirchen. Doch beinah zwangsläufig – als bekennender Christie-Fan – drängt sich mir auch ein anderes Bild auf. Ein zünftiger Weihnachts-Mord dürfte dabei eigentlich nicht fehlen: erschossen unterm Mistelzweig, vergiftet mit Plumpudding oder erhängt im Glockenturm eben jener pittoresken Kirche.

Nun, in dieser Anthologie sucht man Mord vergebens, dafür bietet dieses Büchlein aber ansonsten so einiges, was das anglophile Herz begehrt und erfreut. Der Dörlemann-Verlag hat hier eine feine Auswahl an sieben Geschichten von mir bisher eher unbekannten Autor*innen zusammengestellt, bei denen es mir große Freude bereitet hat, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.

Saki aka Hector Hugh Munroe startet diese Anthologie mit „Reginalds Weihnachtssause“, die so herrlich „sophisticated“ von einer anämischen Weihnachtsfeier berichtet, die durch besagtem Reginald ein wenig aus den Angeln gehoben wird. Laurie Lee beschreibt in „Ein kalter Weihnachtsspaziergang auf dem Lande“ eben genau das: Unser namenloser Spaziergänger lässt uns an seiner bescheidenen Freude an der Landschaft Englands teilhaben. Martha Gellhorn erzählt in „Eins nach dem anderen“ wie Trauer und Verlust, die Sicht auf das Weihnachtsfest verändert und so aus einem freudigen ein unerträgliches Fest machen kann.

In „Bald haben wir Weihnachten, Miss“ von Sylvia Townsend Warner stöbert eine junge Frau in einem dieser gediegenen Dorfläden nach Weihnachtsgeschenken für Familie und Freunde und muss dabei feststellen, dass „gut gemeint“ nicht unbedingt mit „gut gemacht“ gleichzusetzen ist. Bei Elizabeth Taylor in „Nur eine Frage der Zeit“ sieht die jugendliche Heldin sich in ihrer pubertären Phantasie schon als erfolgreiche Autorin und merkt nicht, wie sehr sie mit ihrem Verhalten ihre Mutter verletzt.

Patrick Hamilton beschreibt in „Wann also sollte es soweit sein?“ den stetigen Verfall eines Mannes, der immer wieder „tote“ Momente hat und gerade am Weihnachtstag sich Gründe zurechtlegt, warum er eine bestimmte Frau töten muss. In „Die Zeit der Gaben“ erzählt Patrick Leigh Fermor, wie er als Reisejournalist im Jahre 1933 bei einer Wanderung durch Bayern die Gastfreundschaft der Bevölkerung zu Weihnachten erlebte.

Auf dem Markt gibt es Weihnachtsbücher zuhauf und jedes Jahr kommen „neue“ hinzu. Wobei die „Neuen“ oftmals nur die aufgefrischten Exemplare der Backlist sind, die ein zeitgemäßes Outfit und einen schmissigen Titel verpasst bekamen, aber leider die allseits bekannten Geschichten beinhalten.

Alle, der hier versammelten Autor*innen, hatten ihre Schaffensphase in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts und galten bzw. gelten auch weiterhin als Könner*innen ihrer Zunft, die jeweils durch einen sehr eigenen Stil überzeugen. So bietet diese Anthologie eine ausgesuchte Auswahl an Geschichten, die auf vielfältige Weise unterhalten, und allesamt so wunderbar „very british“ daherkommen.

Wer allerdings auf der Suche ist nach Geschichten, die das eingangs beschriebene Klischee bedienen, sollte die Finger von diesem Büchlein lassen. Für dieses Klientel wäre das Buch eine herbe Enttäuschung. Stattdessen ist dies die absolut richtig Wahl für Leser*innen, die Erzählungen lieben, die so manches Mal recht „un-weihnachtlich“ daher kommen, fern vom Kitsch und vielleicht darum noch nicht überall bei „Hinz und Kunz“ erschienen sind.

Cover des Buches Mrs Palfrey im Claremont (ISBN: 9783038200840)
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Rezension zu "Mrs Palfrey im Claremont" von Elizabeth Taylor

YukBook
Die Kunst, in Würde zu altern

Während ich diesen Roman las, fragte ich mich, ob ich als Witwe lieber allein oder in einer illustren Hotelgesellschaft leben würde, die sich mit Klatsch und Tratsch die Zeit vertreibt. Im titelgebenden Hotel trifft Laura Palfrey unter anderem auf Mrs. Arbuthnot, die unter Arthritis leidet, Mr. Osmond, der ständig Briefe an die Daily Telegraph schreibt und Mrs. Burton, die Langeweile in Alkohol ertränkt.

Seit ihrem Einzug fühlt sich Mrs. Palfrey ständig beobachtet und zunehmenden Druck, als alternde Witwe ihren einstigen gesellschaftlichen Status zu wahren. Dies führt soweit, dass sie den jungen Schriftsteller Ludo, der ihr bei einem Sturz behilflich ist, als ihren Enkel ausgibt, weil sich ihr echter Enkel nicht blicken lässt – eigentlich eine Win-Win-Situation, denn für Ludo und seinen aktuellen Roman ist die Witwe das ideale Studienobjekt. 

Der Ton der Geschichte ist mal heiter – zum Beispiel wenn Mrs. Palfrey sich wie eine verliebte Teenagerin benimmt, was mich zum Schmunzeln brachte – mal traurig-melancholisch. Elizabeth Taylor spürt sehr präzise die Befindlichkeiten von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt auf und zeigt durch einen Perspektivenwechsel, dass auch junge Menschen wie Ludo unter enttäuschenden Beziehungen, schwierigen familiären Verhältnissen und Einsamkeit leiden.

Cover des Buches Mrs Palfrey im Claremont (ISBN: 9783038200840)
Vabaloups avatar

Rezension zu "Mrs Palfrey im Claremont" von Elizabeth Taylor

Vabaloup
Final Destination Claremont

Elizabeth Taylor arbeitete als Hauslehrerin und Bibliothekarin. Ihr bekanntester Roman „Mrs Palfrey im Claremont“ erschien bereits 1971, wurde in England ein Bestseller, 2005 verfilmt und 2021 vom Dörlemann Verlag in deutscher Übersetzung herausgegeben.

Das Claremont Hotel im Londoner Stadtteil South Kensington beherbergt neben Tagestouristen vor allem betagte Seniorinnen und Senioren als Dauergäste. So ist das in die Jahre gekommene Mittelklassehotel auch das neue Zuhause der verwitweten Mrs Laura Palfrey, die lange Zeit mit ihrem Mann im Ausland lebte. In London möchte Mrs Palfrey, obwohl sie die Beeinträchtigungen des Alters spürt, noch ein wenig teilhaben am kulturellen Leben der Hauptstadt. Zudem lebt ihr einziger Enkel in London, von dem sie hofft, dass er ihr gelegentlich Gesellschaft leisten wird. Auch die anderen Bewohner*innen des Claremont sehnen sich nach Aufmerksamkeit und Zersteuung, sodass ein regelrechter Wettstreit darüber entsteht, wer wie viel Besucht bekommt und wer am häufigsten eingeladen wird.

„Mrs Palfrey im Claremont“ ist ein Roman der leisen Töne über die Trostlosigkeit des Altwerdens. Die Kulisse des Hotels, das seine besten Jahre ebenfalls hinter sich hat und seine Langzeitbewohner*innen spürbar als Gäste zweiter Klasse behandelt, verleiht der Szenerie eine passende Grundstimmung. So verstärkt sich der Eindruck, dass es sich für die dauerhaften Bewohner um ihre letzte Station und somit einen Rest von Freiheit handelt, den sie sich Tag für Tag erkämpfen müssen. Elizabeth Taylor beschreibt diesen Kampf schonungslos, traurig und mit der richtigen Portion Humor.

Der Alltag im Hotel ist eintönig, sodass kleine Begebenheiten, wie der Aushang der Speisekarte, für die Bewohner*innen schon zu Ereignissen werden. Obwohl in dem Roman nur wenig passiert, hat er es in sich. Er lebt vor allem von den leisen Zwischentönen, kein Satz ist zu viel, die Beobachtungen sind feinsinnig, oftmals mit Schärfe, aber stets ohne Herablassung den Figuren gegenüber.

Vor allem die einzelnen Charaktere sind sorgfältig gezeichnet, und nicht nur Mrs Palfrey erweist sich als eine Figur, die Haltung bewahrt. Sie ist sich bewusst, dass die Zeit im Claremont zu ihrer letzten gehört, verliert dabei aber keineswegs die Contenance. Es ist äußerst unterhaltsam zu beobachten, wie die zusammengewürfelte Schicksalsgemeinschaft miteinander agiert und jeder seine eigene Strategie entwickelt, der Endlichkeit noch ein kleines Schnippchen zu schlagen.

Für mich war der Roman mit seinen leisen, melancholischen Tönen eine echte Bereicherung und wunderbare Entdeckung.

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