Rezension zu Versteckspiel von Elizabeth Taylor
Rezension zu "Versteckspiel" von Elizabeth Taylor
von Clari
Rezension
Clarivor 11 Jahren
Liebe auf Abwegen. Versteckspielen: das sind die neckischen Zeiten unbeschwerter Kindheit und Jugend! In einem Sommer zwischen den beiden Weltkriegen trifft die junge Harriet auf einen jungen Mann, der ihr imponiert. Ihre Mütter sind schon lange befreundet. Vesey ist leicht snobistisch und überheblich. Harriet blickt zu ihm auf und verliebt sich heftig in den smarten jungen Mann, der bald zum Studium nach Oxford gehen wird. Er scheint nur mit seinem kleinen Cousin, seiner Cousine und Harriet zu spielen. Es sind lange müde Sommerwochen, in denen wenig passiert. Dieser Sommer wird für Harriet und Vesey ihr letzter einer unbeschwerten Jugend sein. Harriet hat keinen ordentlichen Schulabschluss und niemand weiß so richtig, was man mit ihr jetzt anfangen soll. Sie nimmt sich der beiden kleinen Kinder einer Freundin ihrer Mutter an. Später arbeitet sie in einem Laden. Der Roman ist als langes Gesellschaftsepos angelegt. Man besucht einander, plaudert, klatscht ein wenig und lässt den Alltagsdingen ihren Lauf. Vesey kehrt nicht zu Harriet zurück. Sie heiratet nach längerem Zaudern den sehr viel älteren, soliden und ehrbaren Charles, mit dem sie eine Tochter hat. Nach langen Jahren trifft sie Vesey wieder, und es beginnt eine dramatische Erzählung. Die Träume und Schäume der Jugend tauchen aus der Tiefe der Vergangenheit auf. Anfechtungen und Betrug bedrohen das Leben fast aller Protagonisten. Charaktere und unterschiedliche Mentalitäten werden aufgezeigt, und das Alter fordert ebenfalls seinen Tribut. Wie schon in ihrem Buch „Mit Blick auf den Hafen“ beobachtet E. Taylor in kleinen feinen Studien ihre Protagonisten. Es ist die simple Welt einer unbedeutenden Bürgerschicht, denen sie mit ihren Beobachtungen erst Gewicht beimisst. Das ganz gewöhnliche Leben wird mit den feinsten Details erörtert. Man möchte über den Roman das Motto „Unrecht Gut gedeiht nicht“ setzen, denn das ist das Fazit der Geschichte. Doch wie die Geschichte erzählt wird, das macht den Unterschied zu einer oberflächlicheren Prosa aus. Elizabeth Taylor hat den genauen Blick und den scharfen Verstand, um in die seelischen Tiefen aller Beteiligten einzutauchen. Da gibt es die Anständigen und die Leichtfertigen, die Boshaften und die Durchtriebenen. Die ganze Palette menschlicher Eigenschaften wird hier durchdekliniert und in den Rahmen der englischen Landschaft versetzt. Man kommt ins Sinnieren und hat sich am Ende gut unterhalten.