Die in der Karte gekennzeichneten "10 Highlights im Allgäu" scheinen recht willkürlich festgelegt. Denn nach der Lektüre dieses Reise-Taschenbuches steht im Grunde fest: im Allgäu jagt ein Highlight das Nächste.
Ob Schloss Linderhof oder die Wieskirche noch zum Allgäu zählen sei dahin gestellt. Ihren verdienten Platz haben beide in diesem Reise-Taschenbuch. In dem die Autorin in einem lockeren Schreibstil weitaus mehr über diese schöne Region Preis gibt als nur vermeintlichen Geheimtipp für ganz 'geheimen' Geheimtipp.
Wobei auch diese zu finden sind: die Küche im Hirschen in Scheidegg ist wirklich vorzüglich. Genau so gut wie die im Adler in Vogt. Schlemmen und geniessen im Allgäu? Das kleinste Problem.
Nach einer ausgedehnten Wanderung Abkühlung in einem sehr sauberen Badesee suchen. Und finden? Wiederum kein Problem.
Die kleineren Probleme beginnen bei der Frage, welcher der 15 Tourenvorschläge als erster befolgt werden soll. Die Schlösserfahrt, auf Kluftingers Spuren wandeln, mit Power zur Hütte und dann ins moorige Bad oder doch mit dem Velo die Tour de fromage?
Golfen? Mehrere Möglichkeiten. Mountain-Bike-Touren? Mehr als eine. Wandern? Dafür ist das Allgäu ideal. Einkaufsbummel durch schöne Städte? Gar einige sind bieten sich an.
Elke Homburg gibt auch viele Tipps zu Hotels, von Fünf-Sterne-Häusern bis zu deutlich günstigeren und dennoch sehr gepflegten Unterkünften.
Der Schreibstil ist unterhaltsam. Beispielsweise Seite 92: "Ein Juwel im Allgäuer Seenland. Hier ist die Zeit stehen geblieben: Einzige Attraktion des Schwimmbades am Nordufer des Sulzberger Sees ist der Sprungturm oder vielleicht noch die Schwimminsel, auf die sich die Teenagerpaare zum knutschen verziehen. Hierher komme ich gerne an schönen Sommerabenden, genieße Ruhe, die Naturstimmungen, das nostalgische Flair und hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, ein Rutschenparadies zu bauen - davon gibt es nämlich im Allgäu schon genug."
Einige Punkte an Negativ-Kritik können allerdings nicht vergessen werden: das Reise-Taschenbuch wartet mit sehr vielen von den Motiven her sehr schönen und Vorfreude weckenden Farb-Fotos auf. Aber deren Druckqualität lässt zu wünschen übrig. Alle Fotos scheinen komplett überbelichtet zu sein. Zu hell, zu flau - schade.
Der zweite Punkt ist die beiliegende Straßenkarte im Massstab 1:275.000. Um das Allgäu wirklich zu er'fahren' ist dieser Massstab schlicht ungeeignet. Wenn schon, denn schon: für die Planung und die damit verbundene Vorfreude gibt es nichts besseres als eine 1:150.000er-Straßenkarte vom österreichischen Verlag freytag & berndt. "Allgäu" nennt sich die entsprechende Karte. Jede Kurve des Riedbergpasses ist zu erkennen.
Weswegen Dornbirn fehlt, ist mir rätselhaft. Denn Lindau und Bregenz werden beschrieben. Bregenz sogar mit den Bregenzer Festspielen auf der See-Bühne. Ein kleiner Hinweis, dass man sich schon ein Jahr vor der Aufführung um Karten bemühen sollte, so man eine solche erleben will, fehlt. Das Foto eines der stets spektakulären Bühnenbilder, besser Bühnenaufbauten zeigt das von Verdis "Maskenball" aus der Spielzeit 1999/2000...
Trotz dieser kleineren Negativ-Kritiken: 18,95 € für das Reise-Taschenbuch plus 11,90 € für die Karte von freytag & berndt - Mallorca, Antalya, Ibiza können vergessen werden.