Cover des Buches Luftkurmord (ISBN: 9783897058835)
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Rezension zu Luftkurmord von Elke Pistor

Rezension zu "Luftkurmord" von Elke Pistor

von Ichbinswieder vor 12 Jahren

Rezension

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Ichbinswiedervor 12 Jahren
Mit dem Gedicht „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern steigt die Autorin in den Roman ein. Ich persönlich finde solche vorgeschalteten Gedichte, Zitate und dergleichen immer sehr schön. Dass man darauf aufbauend eine solche Geschichte konstruieren kann, hat mich mehr als begeistert. Der Krimi spielt abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Zum einen wird von der Vergangenheit einer Mädchenbande erzählt. Genauer gesagt handelt es sich dabei um drei Mädchen, die sich nach den erwähnten Spatzen benannt haben. Diese Geschichte ist teilweise recht beklemmend, denn auch Kinder können grausam sein. Lange ahnt man nur, um wen es sich in diesen Abschnitten handeln könnte. Der Kern des Romans spielt in der Gegenwart. Eine Stadtangestellte hat sich umgebracht, und Kommissarin Ina Weinz soll ermitteln. Nicht nur ihr Instinkt sagt ihr, dass dies kein Selbstmord war…. Nach einem sehr rasanten Einstieg werden beide Handlungsstränge nach und nach immer deutlicher zusammengeführt, doch letztendlich erschlossen sich die Zusammenhänge erst gegen Ende des Romans. Das sorgte für anhaltende Spannung. Dass mir der Schreibstil der Autorin liegt, stellte ich schon bei ihrem Mystery-Krimi „Das Portal“ fest. Auch „Luftkurmord“ ist wunderbar flüssig zu lesen und sehr fesselnd geschrieben. Hier kommen zudem die Krimi-Elemente noch besser zur Geltung, und ich fand den sprachlichen Ausdruck sehr erfrischend. Außerdem hat mich sehr beeindruckt, dass dieser Krimi von sehr viel mehr lebt, als nur von der Aufklärung eines Verbrechens. Die Geschichte dreht sich auch um zwischenmenschliche Beziehungen und Gefühle, wie Zweifel, Schuldzuweisung, Manipulation, Angst, falsch verstandene Freundschaft, Selbstfindung, Liebe u.s.w. Ferner hat es Elke Pistor in diesem Roman geschafft, gleich eine ganze Reihe an ungewöhnlichen Figuren, mit sehr unterschiedlichen Charakteren zu schaffen. Alle sehr gut ausgearbeitet und authentisch. Allen voran Kommissarin Ina Weinz, eine Frau mit eigenem Kopf, harter Schale und weichem Kern. Mit ihr konnte ich mich ganz hervorragend identifizieren. Eine weitere hervorstechende Figur ist für mich Kai Rokke. Dieser eigenbrötlerische und recht seltsame Zeitgenosse aktivierte sofort meinen Helferkomplex. Doch nicht nur er legte im Verlauf der Geschichte eine beeindruckende Kehrtwende hin und hielt so manche Überraschung bereit. Dass schafften auch noch andere Figuren, auf unterschiedlichste, imponierende Art und Weise. Abschließend komme ich nicht umhin, noch eine klitzekleine Kritik zu üben. Ich konnte mich erst nach einiger Zeit daran gewöhnen, dass die Spatzen (Hans, Franz und Erich) Mädchen waren. Die Verquickung von Männernamen mit weiblicher Anrede, das hat mich als Leser anfänglich ganz schön gefordert. Allerdings muss ich zugeben, dass Elke Pistor auch hiermit ihre Originalität unter Beweis gestellt hat. Ein hervorragender, gut recherchierter Roman. Spannend bis zum Schluss, überraschend und herzergreifend zugleich.
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