Rezension zu "Erich Ohser alias e.o.plauen" von Elke Schulze
Die ebenso liebevoll wie unterhaltsamen Geschichten rund um die beiden Charaktere Vater und Sohn erfreuen sich bis in die heutige Zeit größter Beliebtheit. Dabei beweist ein Blick auf die beeindruckende Rezeptionsgeschichte, mit wie viel Freude die Bilderabfolgen von Beginn an aufgenommen wurden. Und das obwohl - oder gerade weil sie dem damalig propagierten Menschenbild zuwiderlaufen. Es ist nicht der militärisch strenge, taktisch vorgehende Mann, sondern eine herzliche Vaterfigur voller elterlicher Liebe und Zuneigung für den Sohn, die so sehr begeistert._Unbeschwerte Erlebnisse und tagtägliche Situationen voller Witz und Humor lassen oftmals die schwierigen Verhältnisse vergessen, denen Erich Ohser alias e.o. plauen begegnen musste. Eine ganz andere, für Viele bisher sicher unbekannte Seite des berühmt gewordenen Künstlers präsentiert Elke Schulze in dieser ebenso ansprechend gestalteten wie detailliert recherchierten Biografie Ohsers. Bestückt mit Zeugnissen seines künstlerischen Schaffens, zu denen etwa kolorierte oder in Schwarz-Weiß gehaltene Tuschzeichnungen, Bleistiftzeichnungen oder Holzschnitte zählen, berichtet die Autorin in einer umfassenden Weise über familiäre Hintergründe, über Kindheit und Jugend, Schulbildung und Studium, seine Ehe mit Marigard, die Beziehung zum Sohn Christian und schließlich auch über politische Missstände. Es ist hochinteressant, Hintergrundinformationen zu Ohsers Tätigkeit als Illustrator von Gedichten Erich Kästners oder aber auch zu seiner Zeit alspolitischem Karikaturisten zu erhalten; auch hier an konkreten Beispielen veranschaulicht._Private Fotos aus dem Familienalbum, Zitationen original verfasster Briefe und andere Textzeugnisse führen dem Leser sehr anschaulich vor Augen, wie sein Leben ausgesehen hat. Und so werden auch die Gefühle und jene Unsicherheiten spürbar, die die damalige Bücherverbrennung zur Folge hatte, bei der auch Illustrationen Ohsers vernichtet wurden. In einer Zeit, in der künstlerische Werke ohne Erlaubnis des Propagandaministeriums untersagt wurden, ist es Ohser gelungen, die beliebten Vater-Sohn-Geschichten voller Warmherzigkeit und Liebe zu erschaffen – die somit letztlich auch als politisches Statement gelten dürfen. Schließlich legen sie eine außergewöhnlich starke, auf Respekt und Wohlwollen gründende Bindung zwischen Vater und Sohn offen, die heute wie damals ihre Leser auf eine herrlich amüsante Art und Weise begeistert._
Fazit: Schulze leistet einen wesentlichen Beitrag, den unbekannten Künstler hinter den pfiffigen Geschichten näher kennenzulernen, um seine ganz persönliche Geschichte zu verstehen. Eine überaus gelungene Ausgestaltung einer Biografie Erich Ohsers, ebenso abwechslungsreich wie ansprechend, die nicht an Daten und Fakten spart, stets hochinteressant und unterhaltsam zugleich verfasst! Ein Gewinn für jeden Vater und Sohn-Fan, eine Bereicherung für Sammler und ein persönliches Stück Geschichte für alle zufällig darüber Stolpernden. Unbedingt zu empfehlen!