Rezension zu "Der Hunger nach Leben" von Ella Zeiss
Es ist das Jahr 1929 und die Autorin lässt das Schicksal des 11jähigen Noah und seiner Familie in Großweiden (heute Chortitza in der Ukraine) lebendig werden. Der Ort und ganz besonders die deutsch-stämmige Familie von Noah leiden unter den Repressalien und der Härte der Sowjets. Noah lebt mit seiner Familie in bescheidenen Verhältnissen und als sein Vater zu Unrecht als Volksverräter verhaftet wird, muss die Familie ums Überleben kämpfen. Doch was soll Noah schon tun, außer durch Betteln für Nahrung zu sorgen. Einziger Lichtblick über viele Jahre hinweg ist Jakobine, die er überraschend kennenlernt und die ihm immer wieder beisteht. Sie kommt aus wohlhabenden Verhältnissen und will so gar nicht zu Noahs entbehrungsreichem Leben passen und doch entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Als Noah durch harte Arbeit und das ein oder andere kleine Glück endlich auf eigenen Beinen steht und sein Leben sich zum Bessern zu wenden scheint, schlägt das Schicksal erneut unerbittlich zu und seine Pläne werden jäh durchkreuzt.
Ella Zeis erzählt Noahs Lebensgeschichte ohne Pathos und so erbarmungslos, dass ich meine Gänsehaut kaum los wurde. Was müssen Noah und seine Familie alles erleiden? Die Ungerechtigkeiten waren kaum zu ertragen und ich habe Noahs Hunger nach Leben in jeder Zeile gespürt. Da die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, macht die Geschehnisse noch schrecklicher. Wie viel Leid sich Menschen aus völlig verqueren Ideologien heraus antun, macht mich immer wieder sprachlos und wütend. So ging es mir beim Lesen immer wieder. Gleichzeitig habe ich Noahs Stärke bewundert und die Hoffnung mit und für ihn nicht aufgegeben. Da es sich um eine Dilogie handelt, werde ich das zweite Buch auf jeden Fall lesen. Ich möchte wissen, wie Noahs Leben weitergeht.