Rezension zu "(THE BACKWASH OF WAR) BY Motte, Ellen N. La(Author)Paperback Dec-2009" von Ellen N. La Motte
1916 erschienen und so brisant, dass es direkt wieder verboten wurde - "The Backwash of War" ist ein fast vergessenes, brilliantes kleines Erzählband über die Absurdität des Krieges.
1915: Europa versinkt in Blut und Tränen des 1. Weltkrieges. Die amerikanische Journalistin und Krankenschwester Ellen La Motte geht als Freiwillige nach Europa, um in einem französischen Krankenhaus verwundeten Soldaten zu behandeln. Gekommen um zu helfen, begreift sie sich schnell als Teil einer absurden Kriegsmaschine, in der sie mühsam Selbstmörder udn Soldaten zusammenpflickt, damit die einen, wieder genesen, als Deserteure erschossen werden können und die anderen zurück in die Schützengräben kehren müssen, um Leib und Leben in einem Kampf zu riskieren, der nicht der ihre ist, für Ideal und Ideolgie von Männern fern der Schlachtreihen. Zurück in Amerika verdichtet La Motte die von ihr gesammelten Erfahrungen zu 14 kurzen Erzählungen. "The Backwash of War" ist brutal; die Autorin berichtet mit zynischem Unterton, ungeschönt und beinahe distanziert - so schaurig, das man nicht wegschauen kann und so clever suggestiv, dass man nicht ums Nachdenken herum kommt, der Fluchtweg in bloßen Voyeurismus abgeschnitten ist.
"The Backwash of War" wurde veröffentlicht, als in Europa noch immer der große Krieg wütete. La Mottes kluges, klares Pladoyer gegen diesen Irsinn passte nicht in die Propaganda vom nahen Sieg und der Offenbarung nach der Apokalypse und wurde schnell verboten. Die Wiederauflage von 1936 ging ebenso unter, diesmal im Schatten des nahenden 2. Weltkriegs, und "The Backwash of War" wurde beinahe vollständig vergessen. Ein Neudruck 2009 und länderübergreifende Mundpropaganda steigern langsam seinen Bekanntheitsgrad. Mir selbst empfahl ein italienische Literaturprofessor "The Backwash of War", der widerum nur ganz zufällig bei seinen Recherchen auf eine Notiz eines amerikanischen Kollegen stieß - woher der von "The Backwash of War" gehört hat, ist leider nicht überliefert. Bisher ist das Buch leider nur auf Englisch erhältlich, liest sich aber wirklich leicht (Sprachniveau B1 dürfte reichen). La Mottes Erzählband hat deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient, als man ihm bisher gezollt hat. Daher: Allerwärmste Empfehlung!