Was ist das schönste Feedback, das du von Lesern erhalten hast?
Das schönste Feedback war auf der Leipziger Buchmesse. Ich habe aus meiner Hansen-Saga gelesen und danach noch ein paar Bücher signiert. Vorher habe ich ein paar Fragen zum Rassismus in meinen Büchern gestellt bekommen, bei denen es mir immer besonders wichtig ist, sie ausführlich zu beantworten. Ich habe eine ganz klare Meinung dazu und setze mich immer dafür ein, dass wir niemals wieder andere Menschen mit einer so herablassenden Grausamkeit behandeln, wie es in meinen Büchern von manchen Figuren getan wird. Jedenfalls kam eine junge schwarze Frau auf mich zu und sagte, dass sie meine Bücher sehr möge und sich sehr freue, wie wichtig mir dieses Thema schiene und dass ich das wirklich ehrlich meinen würde, was ich da sage. Ich war extrem gerührt. Natürlich auch, weil ich mich über jede Leserin und jeden Leser freue, aber vor allem, mit welcher Überraschung in der Stimme sie mich angesprochen hatte. Für sie war es wirklich eine Besonderheit, dass eine Autorin klar Stellung bezieht und den Rassismus so aufrichtig verurteilt. Das freute mich natürlich, aber es stimmte mich auch traurig, einfach weil ich fand, dass es eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Diese junge Frau sollte mir nicht dankbar sein, weil ich sie normal behandle und mich gegen Rassismus einsetze. Deswegen hat mich dieses Feedback am meisten bewegt und sehr zum Nachdenken gebracht.
Wann kommen dir die besten Ideen?
Eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Ort habe ich nicht, an dem mir plötzlich Ideen kommen, das kann immer passieren. Allerdings lese ich oft abends noch geschichtliche Texte, etwas zu besonderen Ereignissen, und oft kam es schon danach in der Nacht vor, dass ich von ersten Handlungssträngen, Figuren oder einfach nur einzelnen Bildern geträumt habe. Das klingt etwas esoterisch, ich weiß, aber genauso ist es nun mal. Ansonsten kann es, wie schon gesagt, überall und jederzeit passieren, sogar beim Einkaufen, wenn ich plötzlich daran denken muss, wie eine Figur einen Apfel, so wie ich in dem Moment einen in der Hand halte, ihn gehalten hat, was sie gefühlt und worüber sie nachgedacht hat. Oder wenn mir beim Kochen ein Geruch in die Nase steigt, der etwas in mir auslöst. Die Ideen kommen von überall und sind oft sehr ungeordnet. Es ist dann meine Aufgabe, all diese Stränge zu entwirren und ihnen Platz zu geben, um eine Geschichte daraus weben zu können.
Welche Musik hörst du gerne beim Schreiben?
Ich höre gerne entspannende Klänge, die mich ganz weit weg bringen. Zum Beispiel liebe ich das Meer und es gibt einige CDs mit Meeresrauschen, Wasserfällen, Klängen im Wind und mehr. Auch Meditationsklänge helfen mir, mich ganz und gar auf meine Figuren zu fokussieren und Stücke der klassischen Musik von Vivaldi oder Bach. Besonders in letzter Zeit sind diese Klänge eher einigen Film Scores gewichen, die für mich vielleicht noch besser geeignet sind. Das liegt daran, dass ich gerade erst vor ein paar Monaten bei einem Konzert von Hans Zimmer war und ich beinahe die ganze Zeit Gänsehaut hatte. Wenn ich einen Titel hiervon höre, dann könnte ein Zug neben mir halten und ich würde es nicht mitbekommen.
Hast du ein Lieblingswort?
Ein Wort, drei Buchstaben: Tun! Je länger ich über meinen Weg zur Schriftstellerei nachdenke, desto mehr verfestigt sich dieser Gedanke. All das Philosophieren, das Abwägen des Für und Wider, bringen niemals jemanden so weit wie die Erfahrung aus Dingen, die man getan hat. Wenn mein Mann mir damals nicht den Schubs gegeben hätte, mich mit meinem ersten Buch bei einem Wettbewerb einzuschreiben, dann wäre ich heute vielleicht immer noch Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und mir würden noch mehr Figuren im Kopf rumspuken, deren Geschichten niemals erzählt und deren Schicksale niemals gelesen werden würden.
Welches Buch verschenkst du gerne?
Ich verschenke gerne alle meine Bücher, ganz besonders „Die ferne Hoffnung“, die zu meiner Hansen-Saga einlädt, aber auch meine anderen Bücher. Wenn mir jemand einen guten Grund gibt, warum er/sie das Buch haben möchte, dann höre ich gerne zu und wer weiß, vielleicht befindet sich schon kurze Zeit später ein signiertes Buch im Briefkasten.
Gibt es etwas, was du gerne lernen würdest?
Oh, da habe ich einige Dinge. Allem voran – und da unterscheide ich mich wahrscheinlich nicht von vielen anderen – Sprachen! Ich würde gerne mehrere Sprachen sprechen, mein Französisch noch einmal wieder aufbessern, aber auch italienisch lernen. Man lernt ja nicht nur die Sprache, sondern gleichsam auch die Kultur kennen und erlangt einen ganz anderen Blickwinkel, zum Beispiel auch auf ländereigene Autoren. Eine Übersetzung ist natürlich toll, aber ich denke nicht, dass jemals der Stil zu hundert Prozent eingefangen werden kann, deswegen würde ich gerne noch viele Sprachen lernen, allein schon um neue Menschen und Bücher auf eine andere Weise kennenzulernen.
Wofür hast du eine Schwäche oder heimliche Leidenschaft?
Nun, eine Schwäche habe ich für Kaffee. Alleine der Geruch am Morgen bringt mich dazu, motiviert aufzustehen und den Tag positiv anzugehen. Außerdem hilft er mir, bei einem langen Schreibtag (oder auch einer Schreibnacht) einen klaren Kopf zu behalten. Ich denke, dass es mir beim Kaffee nicht einmal so sehr um den Geschmack und den Effekt des Wach Seins geht, sondern viel mehr um dieses kleine Gefühl von Luxus, wenn der Dampf und damit der Geruch mir ins Gesicht steigt. Es ist ein Moment der Ruhe und der Entspannung, den ich über alles genieße. Das ist so mein persönliches Ritual, wenn ich einen Kaffee trinke.
Eine heimliche Leidenschaft ist meine Liebe zu Star Trek. Schon früher habe ich Raumschiff Enterprise geliebt, weil es zum Träumen und zum Nachdenken angeregt hat, was wahrscheinlich die beiden wünschenswertesten Folgetätigkeiten sind, egal ob man etwas sieht, liest oder hört. Die Frage „Was wäre, wenn…?“ hat mich immer fasziniert und das Star Trek Universum zeigt für mich einen der ersten wirklich gelungenen Versuche, solche Fragen zu beantworten.
Ein Satz über dein neues Buch:
Meine Figuren haben sich unglaublich entwickelt. Auf einige bin ich richtig stolz, fast so, wie auf meine eigenen Kinder. Die Geschichte der Familie Hansen entwickelt sich wirklich rasant weiter und so komisch es klingen mag, ich liebe es, sie dabei zu beobachten.
Ein Satz aus deinem neuen Buch:
Der erste Satz aus „Der zerbrechliche Traum“ lautet: Es war kein vertrautes Gefühl für ihn, denn es war das erste Mal in seinem Leben, dass er heimkehrte.
Zu guter Letzt: Welche Figur aus einer Buchwelt würdest du gerne treffen? Und was würdet ihr unternehmen?
Ich denke, dass ich mir von Luise und Hamza (ich weiß, dass das ein bisschen geschummelt ist, aber ich möchte beide treffen) das Kakaokontor und die Umgebung zeigen lassen möchte. Luise könnte mir alles darüber erzählen, worauf man achten muss, wenn man die Kakaobohnen ausliest und Hamza könnte mir den schönsten Platz zeigen, auf dem man die aufgehende Sonne über Kamerun betrachten kann. Beide sind einzigartige Menschen und würden mir einen neuen Blickwinkel ermöglichen, den ich nur zu gerne erleben würde.