Rezension zu "Born on a Tuesday: A Novel" von Elnathan John
"Born on a Tuesday" heißt der Debütroman des nigerianischen Autors Elnathan John. Geboren an einem Dienstag deshalb, weil der Name des Protagonisten, Dantala, ebendies bedeutet und damit eigentlich gar kein richtiger Name ist.
Zu Beginn des Romans lebt Dantala unter einer Gruppe von Straßenjungen in Bayan Layi im Nordwesten Nigerias. Gerade findet ein Wahlkampf statt: die etablierte, "große" Partei, die sich nicht für die Belange der Bevölkerung einsetzt und für Korruption steht gegen die "kleine" Oppositionspartei. Dantala und die anderen Jungen verdienen sich etwas Geld damit, Plakate für die Oppositionspartei aufzuhängen und die der großen Partei niederzureißen. Als der Wahltag endet und die Stimmen ausgezählt sind, ist der Wahlbetrug sicher: die große Partei gewinnt, obwohl keiner der Bewohner für sie gestimmt hat. Die Gang steckt das Wahlbüro der großen Partei in Brand. Dantala muss aus Bayan Layi fliehen.
Und so beginnt die eigentliche Handlung des Romans, die Dantalas weiteren Weg verfolgt. Er findet in einer Moschee Unterschlupf, lernt den Jungen Jibril kennen, der ihm Englisch beibringt, und wird zu einem angesehenen Helfer des Scheichs, da er - in einem Land, in dem etwa 40 Prozent der Bevölkerung nicht lesen und schreiben kann - mit seinem Wissenseifer und seinen Sprachkenntnissen - er spricht Arabisch, Hausa und inzwischen auch Englisch - auffällt. Die Erlangung von Dantalas Englischkenntnissen thematisiert John, indem in den Roman Tagebucheintragungen eingefügt sind, in Dantalas noch fehlerhaftem Englisch, in denen er versucht, sich neue Wörter beizubringen.
Doch auch unter den Fittichen des Scheichs wird es zum Ende des Romans für Dantala brenzlig: Es haben sich islamische Untergruppierungen gebildet, von denen jede um Macht kämpft und so kommt es immer wieder zu Anschlägen und gewalttätigen Ausschreitungen...
Elnathan Johns Debütroman ist ein mutiges und spannendes Buch, das insbesondere von den politischen und religiösen Verhältnissen des heutigen Nigerias - einst britische Kolonie, heute unabhängig, aber von der Zweiteilung des muslimischen Nordens gegenüber dem christlichen Süden sowie einem Nebeneinander von beeindruckenden 514 verschiedenen Sprachen - erzählt. Man kann sich gut in den jungen und doch auch naiven Dantala einfühlen, der nach seinem Platz in der Gesellschaft sucht und lernt zugleich viel über sein westafrikanisches Heimatland. Insofern sei die Lektüre dieses beeindruckenden Debüts unbedingt ans Herz gelegt! Die Tagebucheinträge bieten eine zusätzliche sprachliche Raffinesse, ebenso wie der portionsweise durchblitzende Humor des Autors. Wer sich die Lektüre auf Englisch nicht zutraut, dem sei verraten, dass die deutsche Übersetzung für 2017 geplant ist - wenngleich ich gespannt bin, wie die erwähnte Sprachvielfalt in deutscher Übersetzung gelöst werden wird.