Elsa Morante wählt zwei Hauptfiguren, die durch die Geschichte Italiens (der Welt?) von ca. dem 2. Weltkrieg an bis 1947 führen sollen - und auch deren Geschichte soll erzählt werden - und so auch die Geschichten zahlreicher weiterer Personen aus Sicht der beiden Hauptpersonen. Dazu wählt Morante die Position der allwissenden Erzählerin (die Gedanken, Träume, Gefühle der Personen werden geschildert) - aber zwischendrin schreibt sie als Erzählerin "aber das weiß ich nicht" (oder ähnliche Sätze) und ist als Erzählerin plötzlich und unvermittelt präsent.
Zu allen Nebenfiguren konnte ich schnell eine Beziehung aufbauen, finde sie und ihre Geschichten und Geschichte spannend und kann sie mir vorstellen. Hätte Morante auf die beiden Hauptfiguren verzichtet und sich einen anderen roten Faden gesucht, würde ich 5 Sterne geben.
Denn: leider konnte ich ausgerechnet bei den beiden Hauptfiguren überhaupt keinen Zugang finden: Ida ist von Anfang an nur ängstlich , schüchtern und farblos - und daran ändert sich leider für mich auch bis zum Ende nichts, selbst im Moment ihres größten Schmerzes nervt sie mich mehr, als dass sie mich in den Bann zieht.
Die Figur des kleinen Sohnes Useppe wiederum ist für mich absolut unglaubwürdig geblieben: ich halte die "Überreife" des Säuglings für unrealistisch - ebenso die Selbständigkeit des Kleinkinds - bis hin zur Erkrankung.
Schade - nach der euphorischen Rezension in den Zeitungen zur Neuübersetzung hatte ich viel mehr erwartet.