Cover des Buches Märzveigerl und Suppenbrunzer (ISBN: 9783702507497)
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Rezension zu Märzveigerl und Suppenbrunzer von Elsbeth Wallnöfer

Sehr vergnüglicher kulturhistorischer Abriss über Österreich

von awogfli vor 10 Jahren

Rezension

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awogflivor 10 Jahren
Geschichte fängt nicht nur bei großen Kriegen, Genoziden mit Millionen Toten, weltberühmten Persönlichkeiten und weltpolitischem Geplänkel an, sondern vermittelt uns auch ganz nah ganz unaufgeregt im nationalen und regionalen Bereich die sogenannten kulturhistorischen Fakten. Solche spannende Informationen werden sowieso viel zu wenig weitergegeben, und ich rechne es dem Verlag Anton Pustet hoch an, dass er sich schon öfter in einigen Büchern mit diesem sehr vernachlässigten Genre beschäftigt hat.

Sehr informativ und ausgezeichnet aufbereitet werden in diesem Buch quer durch Österreich von Ost bis West Dialektausdrücke aus dem Bereich Kulinarik, Mode, Architektur, kurioses, religiöses... vermittelt. Ein Blick hinter die Kulissen von abergläubischen und religiösen Bräuchen, Heiligenverehrung, Landschaft und Bautechnik... beschreibt vor allem dem Österreicher, der sich in seiner Region doch sehr gut auskennt ein Gesamtbild unseres Landes und der kulturhistorischen Hintergründe. Der Stil des Buches ist sehr neutral gar nicht religiös und auch auf jeden Fall nicht rechtslastig, was viele bei diesem Thema vielleicht befürchten mögen.

Ich habe einiges wiedererkannt, sehr viel gelernt z.B. dass der Reformer Joseph II sehr viel Brauchtum wegen Aberglaubens verboten hat z.B. das Tragen von Statuen während der Fronleichnamsprozessionen und mich köstlich amüsiert: "Als Märzveigerl bezeichnet man in Wien ein Märzveilchen oder auch euphemistisch all jene, die beim Einmarsch Hitlers im März 38 diesem zujubelten und sich nachher nicht mehr daran erinnern konnten" :-)

Kritisieren möchte ich an diesm Buch, dass mir das Vorwort der Autorin diesmal extrem fehlt. Es wurden 555 Begriffe aus dem echten Österreich ausgewählt, was einerseits sehr viel und andererseits viel zu wenig ist. Die Autorin steht total hinter dem Buch zurück, erscheint überhaupt nicht und erklärt auch nicht, warum sie dieses oder jenes Wort ausgewählt hat und wie die Systematik des Auswahlverfahrens funktioniert hat. Das ist gerade bei so einem Werk für mich sehr wichtig, damit ich verstehe, warum Begriffe fehlen, bzw. wieso andere wieder angeführt sind. Weiters möchte ich in diesem Fall wirklich wissen, aus welcher Region die Autorin kommt.

Auch 2 Fehler habe ich gefunden, aber das ist jammern auf hohem Niveau :-) So wie der Gemischte Satz im Buch beschrieben ist, wird er schlicht und ergreifend falsch definiert, denn der Unterschied zum Cuvee (Verschnitt) kommt in der Beschreibung nicht heraus. Auch beim (Apfel und Birnen)Most stimmen die Anbauregionen nicht vor allem in Nordösterreich ist er verbreitet: Mostviertel und Oberösterreich.
UUps! Beim Trinken kenn ich mich wirklich gut aus, aber auch das macht den Reiz des Buches aus, dass man sich in einigen Bereichen besser als die Autorin auskennt. Dieser sei auch noch gesagt, dass es in der Gegend um Krems nicht nur das Fluchtachterl sondern auch noch das Panikachterl und weitere Varianten bis zum Amnesieachterl existieren.

Fazit: sehr empfehlenswertes vergnügliches Buch über Österreich für den Österreicher oder österreichinteressierten Leser. Heimatkunde, die man sich ähnlich vergnüglich damals im Sachunterricht gewünscht hätte.
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