Rezension zu "Sonjas Gast aus Afrika." von Else Günther
Inhalt:
Sonny Uhlitz ist ein kleines Mädchen ungenannten Alters. Sie lebt mit Mama Nelke, Papa Dr. Uhlitz, dem kleinen Bruder Dieterlein, der Köchin Guglhupf und vielen Tieren in einem schönen Haus. Gerade als der erste Schnee fällt, kommt Besuch aus Afrika. Der mit der Familie befreundete Tierdoktor Abadu aus Kumasi in West-Afrika bringt seine kleine Tochter Luranah, Mammi Tarah und den Schimpansen Chester mit. So viele Menschen. So viele Tiere. Die Vorweihnachtszeit. Da geschieht viel und es wird viel veranstaltet wie beispielsweise "ein Affentheater" oder "Adventslaternchen", wie zwei der Kapitel überschrieben sind. Man freut sich über den Unfug, den man miteinander anstellt, und über das Zusammensein. Aber auch Gewichtiges wird auf den Weg gebracht wie die Hilfe für die einbeinige Gans Lieschen.
Bewertung:
Die ersten Sätze des Buches haben mich begeistert. Die Geschichte beginnt äußerst fantasievoll und bedient sich einer kreativen Sprache. Als ich las, dass Sonny ihre Puppen unter anderem Aspirin und Sardine genannt hat, dachte ich, dass es sich um ein außergewöhnliches Kind handeln müsse. Leider wurde es mir dann rasch zu viel; die Autorin Else Günther hat zuviel gewollt. In der Handlung ist kein wirklicher roter Faden. Die Menschen kommen zusammen, verbringen Zeit miteinander und es geschehen zusammenhanglose Dinge. Andererseits ist das Buch für Leseanfänger*innen bis 12 Jahre gedacht und daher ist es eigentlich gut, dass man kurze, abgeschlossene Einheiten zu lesen hat. Für die hatte die Autorin zugegeben viele Einfälle. Jedoch gibt es auch ein Kapitel, in dem man den Kindern beim Fernsehen "zusieht", und es gibt nichts Langweiligeres als jemand, der vom Fernsehen erzählt. Der Titel und das Jahr der Veröffentlichung (1950) lassen es ahnen: Das Buch enthält manches, was nicht gut gealtert ist. Ein Schimpanse, der raucht und geschlagen wird, entspricht nicht mehr unserer heutigen Sicht der Dinge. Zudem enthält das Buch Worte, die heute anstößig sind. Andererseits werden Menschen ganz allgemein auf ihre Äußerlichkeiten reduziert. Alle sind sehr nett miteinander und haben sich sehr gern. Aber der schwarze Herr Abadu für die anderen "Dr. Lakritzen" und Sonny wird wegen ihrer Haare "Sellerieschwänzchen/-zopf" genannt - ich dachte, diesen Ausdruck müsse man vielleicht kennen; jedoch habe ich ihn online nur einmal in einer Doktorarbeit über Else Günther gefunden. Ich kann mir nicht viel darunter vorstellen und fühlte mich an dieser Stelle überstrapaziert. Die betont witzigen Bezeichnungen fand ich irgendwann nur noch auf Wirkung gequält. Bis auf die oft ungewöhnliche Wortwahl liest sich der Text flüssig und die Sätze sind kurzgehalten. An drei Stellen
(als angedeutet wird, dass Mammi Tarah gar nicht Luranahs Mutter ist, sondern dass diese gestorben ist; die Krankheit von Mama Nelke; dass die Gans Lieschen von Papa Uhlitz angefahren und verletzt wurde)
fand ich den Text dann zu vage. Möglicherweise war dies so beabsichtigt, damit kleinere Kinder nicht belastet werden von dem Umständen, die sich größere Kinder erschließen können. Teils mag es um frühere Bände der Serie gehen. Insgesamt vergebe ich für das Buch drei Sterne.